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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844.

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als wir es erwartet hatten, auf einem etwas langweiligeren Wege als bisher um 3/4 auf 4 Uhr glücklich in unser altes Haus nach Shendy, wo wir die Thür zu unseren zurückgelassenen Sachen mit Nilschlamm vermauert fanden. Der mir unangenehme Kaschef erschien alsbald und eröffnete uns dies Heiligthum. Um 4 Uhr kam Ibrahim Aga mit den Sachen nach, und nun richteten wir uns, wie vor 3 Wochen häuslich ein. Da keine Barken hier anwesend, zog ich unsre Weiterreise zu Kameele vor, und habe deren zu unsern 13 noch 22 bestellt, mit denen wir, wenn sie morgen Abend kommen, übermorgen nach Es Sur aufbrechen wollen; von Lepsius leider immer noch keine Nachricht. Der prächtigste Sternenhimmel erfreut uns heut Abend wieder. NB: wir geben für jedes Kameel täglich 3 1/2 piaster. -

Mittwoch den 20ten März 1844. Der ganze Tag wird mit kleinen Geschäften ausgefüllt, Besorgungen und Bestellungen von Vorräthen etcetera gemacht, die Kisten gepackt und Alles zur Abreise fertig geschafft; ob wir morgen, wenigstens früh fortkommen, bleibt sehr dahingestellt. Der Thermometer um 2 Uhr stand im Schatten auf 31°. Abends mit Ernst Besuch beim Brunnen, wo wir wieder die Gruppen der Mädchen und Weiber betrachteten. Wunderliche Alte beim Erblicken des neuen Mondes, dessen ersten Tag wir heut hatten; kleines papelndes Negerkindchen, was nackt im Staube saß. Die schwarzen Weiber sind entweder sehr lang oder sie sind dick, und fast immer erschrecklich häßlich, ja widerlich. Ärger mit dem Langen gehabt, der den Empfindlichen spielt. Kleine niedliche Gazelle gesehen, die uns zum Verkauf gebracht wurde.

Donnerstag den 21ten März 1844. Es ist heut Markt in Shendy, wo fast den ganzen Tag noch unzählige Dinge eingekauft werden. Die Kameele kommen sehr wider meinen Willen nicht (weil nämlich der Lange nicht ernstlich fort will) und so sind wir denn gezwungen, heut noch hier zuzubringen, wo mir die Zeit denn sehr lang wird. Nun werden wir, so Gott will, morgen früh aufbrechen und wohl erst am Sonnabend bei guter Zeit bei den Pyramiden einrücken. Von Lepsius noch keine Spur. Ich kaufe heut 2 Gazellenhörner. - Um Mittag 32° Hitze. -

Freitag den 22ten März 1844. Heut früh sind denn unsre Kameele zur Stelle, und wir werden mit dem Aufpacken um 3/4 9 Uhr fertig. Gern verlassen wir das wüste Shendy. Unser Weg führt fortdauernd in 1/2 bis 1, auch wohl 2stündiger Entfernung vom Flusse hin, der des Strauchwerks halber, was überall die Ebne bedeckt, nicht zu sehen ist. Der Tag ist sehr heiß, obgleich ich auf dem Kameele im Schatten nur 31° hatte; an einem Brunnen am Wege stieg ich ab und erquickte mich durch einen Trunk recht guten Wassers. Die Straße war erst sehr todt und wurde erst gegen Abend belebter, wo wir in die Nähe des Dorfes Koboschie gelangten, von wo uns eine Menge Landleute mit eingekauften Gegen-

als wir es erwartet hatten, auf einem etwas langweiligeren Wege als bisher um ¾ auf 4 Uhr glücklich in unser altes Haus nach Shendy, wo wir die Thür zu unseren zurückgelassenen Sachen mit Nilschlamm vermauert fanden. Der mir unangenehme Kaschef erschien alsbald und eröffnete uns dies Heiligthum. Um 4 Uhr kam Ibrahim Aga mit den Sachen nach, und nun richteten wir uns, wie vor 3 Wochen häuslich ein. Da keine Barken hier anwesend, zog ich unsre Weiterreise zu Kameele vor, und habe deren zu unsern 13 noch 22 bestellt, mit denen wir, wenn sie morgen Abend kommen, übermorgen nach Es Sur aufbrechen wollen; von Lepsius leider immer noch keine Nachricht. Der prächtigste Sternenhimmel erfreut uns heut Abend wieder. NB: wir geben für jedes Kameel täglich 3 ½ piaster. -

Mittwoch den 20ten März 1844. Der ganze Tag wird mit kleinen Geschäften ausgefüllt, Besorgungen und Bestellungen von Vorräthen etcetera gemacht, die Kisten gepackt und Alles zur Abreise fertig geschafft; ob wir morgen, wenigstens früh fortkommen, bleibt sehr dahingestellt. Der Thermometer um 2 Uhr stand im Schatten auf 31°. Abends mit Ernst Besuch beim Brunnen, wo wir wieder die Gruppen der Mädchen und Weiber betrachteten. Wunderliche Alte beim Erblicken des neuen Mondes, dessen ersten Tag wir heut hatten; kleines papelndes Negerkindchen, was nackt im Staube saß. Die schwarzen Weiber sind entweder sehr lang oder sie sind dick, und fast immer erschrecklich häßlich, ja widerlich. Ärger mit dem Langen gehabt, der den Empfindlichen spielt. Kleine niedliche Gazelle gesehen, die uns zum Verkauf gebracht wurde.

Donnerstag den 21ten März 1844. Es ist heut Markt in Shendy, wo fast den ganzen Tag noch unzählige Dinge eingekauft werden. Die Kameele kommen sehr wider meinen Willen nicht (weil nämlich der Lange nicht ernstlich fort will) und so sind wir denn gezwungen, heut noch hier zuzubringen, wo mir die Zeit denn sehr lang wird. Nun werden wir, so Gott will, morgen früh aufbrechen und wohl erst am Sonnabend bei guter Zeit bei den Pyramiden einrücken. Von Lepsius noch keine Spur. Ich kaufe heut 2 Gazellenhörner. - Um Mittag 32° Hitze. -

Freitag den 22ten März 1844. Heut früh sind denn unsre Kameele zur Stelle, und wir werden mit dem Aufpacken um ¾ 9 Uhr fertig. Gern verlassen wir das wüste Shendy. Unser Weg führt fortdauernd in ½ bis 1, auch wohl 2stündiger Entfernung vom Flusse hin, der des Strauchwerks halber, was überall die Ebne bedeckt, nicht zu sehen ist. Der Tag ist sehr heiß, obgleich ich auf dem Kameele im Schatten nur 31° hatte; an einem Brunnen am Wege stieg ich ab und erquickte mich durch einen Trunk recht guten Wassers. Die Straße war erst sehr todt und wurde erst gegen Abend belebter, wo wir in die Nähe des Dorfes Koboschie gelangten, von wo uns eine Menge Landleute mit eingekauften Gegen-

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[129/0130] als wir es erwartet hat, auf einem etwas langweiligeren Wege als bisher um ¾ auf 4 Uhr glücklich in unser altes Haus nach Shendy, wo wir d Thür zu unseren zurückgelassenen mit Nilschlamm vermauert fanden. Der mir unangenehme Kaschef erschien alsbald d eröffnete uns dies Heiligthum. Um 4 Uhr kam Ibr Aga mit den Sachen nach, d nun richteten wir uns, wie vor 3 Wochen häuslich ein. Da keine Barken hier anwesend, zog ich unsre Weiterreise zu Kameele vor, d habe deren zu unsern 13 noch 22 bestellt, mit denen wir, wenn sie morgen Abend kommen, übermorgen nach Es Sur aufbrechen wollen; von Leps leider immer noch keine Nachricht. Der prächtigste Sternenhimmel erfreut uns heut Abend wieder. NB: wir geben für jedes Kameel tägl 3 ½ p. - Mittwoch d 20ten März 1844. Der ganze Tag wird mit kleinen Geschäften ausgefüllt, Besorgungen d Bestellungen von Vorräthen etc gemacht, die Kisten gepackt und Alles zur Abreise fertig geschafft; ob wir morgen, wenigstens früh fortkommen, bleibt sehr dahingestellt. Der Therm um 2 Uhr stand im Schatten auf 31°. Abends mit Ernst Besuch beim Brunnen, wo wir wieder die Gruppen der Mädchen d Weiber betrachteten. Wunderliche Alte beim Erblicken des neuen Mondes, dessen ersten Tag wir heut hatten; kleines papelndes Negerkindchen, was nackt im Staube saß. Die schwarzen Weiber sind entw sehr lang oder sie sind dick, d fast immer erschrecklich häßlich, ja widerlich. Ärger mit dem Langen gehabt, der den Empfindlichen spielt. Kleine niedliche Gazelle gesehen, die uns z Verkauf gebracht wurde. Donnerstag d 21ten März 1844. Es ist heut Markt in Shendy, wo fast d ganzen Tag noch unzählige Dinge eingekauft werden. Die Kameele kommen sehr wider meinen Willen nicht (weil nämlich der Lange nicht ernstlich fort will) d so sind wir denn gezwungen, heut noch hier zuzubringen, wo mir die Zeit denn sehr lang wird. Nun werden wir, so Gott will, morgen früh aufbrechen d wohl erst am Sonnabend bei guter Zeit bei den Pyramiden einrücken. Von Leps noch keine Spur. Ich kaufe heut 2 Gazellenhörner. - Um Mittag 32° Hitze. - Freitag d 22ten März 1844. Heut früh sind denn unsre Kameele zur Stelle, d wir werden mit dem Aufpacken um ¾ 9 Uhr fertig. Gern verlassen wir das wüste Shendy. Unser Weg führt fortdauernd in ½ bis 1, auch wohl 2stündiger Entfernung vom Flusse hin, der des Strauchwerks halber, was überall die Ebne bedeckt, nicht zu sehen ist. Der Tag ist sehr heiß, obgl ich auf d Kameele im Schatten nur 31° hatte; an einem Brunnen am Wege stieg ich ab d erquickte mich durch einen Trunk recht guten Wassers. Die Straße war erst sehr todt d wurde erst gegen Abend belebter, wo wir in die Nähe des Dorfes Koboschie gelangten, von wo uns eine Menge Landleute mit eingekauften Gegen-

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 2. Ägypten, 1843-1844, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch02_1843/130>, abgerufen am 24.11.2024.