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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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der zum 2ten mal drohte, unsre Zelte umzureißen; die wachenden Araber verkündigten wieder einen Sturm mit Regen, und nun entstand unter uns, die sich eben zu Bett legen wollten, ein erstaunlicher Tumult; alle Sachen werden zusammen gepackt und in die Küche geschleppt; auch mein Bett bringe ich in Sicherheit. So warteten wir dann eine Zeit lang; indeß blieb glücklicherweise der Regen aus, und es hatte mit dem heftigen Winde sein Bewenden. Ich trug mein Bett wieder in das Zelt, und, angezogen, mit meinem Mantel und 2 Decken legte ich mich, sehr ermüdet, schlafen. Die Nacht war erstaunlich kalt; wir hatten heut Morgen 9° Wärme, das Wasser war fast wie Eis. Ich hatte den großen Ärger, gestern Abend beim hastigen Anziehen meine Brille aus der Tasche fallen zu lassen, darauf zu treten, und ein Glas zu zerbrechen; ich muß deshalb heut zu meiner Hornbrille greifen, die mir noch sehr ungewohnt vorkommt. Bei heftigstem und erstaunlich kaltem Westwinde (Samum), der eine Masse von Sand mit sich führt, setze ich die Aufnahme meines Plateaus an der Flußseite fort, vermesse dann das Grab mit dem Säulenportikus vorn und gehe dann zu dem andern Grabe, wo Ernst, Max und Franke arbeiten. Hier höre ich, daß Lepsius mit Frey und Wild nebst 3 Dienern plötzlich nach Cairo abgereist ist, hauptsächlich wegen Unannehmlichkeiten mit dem Cavaß, der unverschämte Forderungen macht; er wird erst morgen oder übermorgen zurückkehren. Ich verliere heut meinen grauen Filzhut, der mir vom Winde wahrscheinlich in einen der tiefen Brunnen entführt wird. Der ganze Tag ist heut erstaunlich sandwindig; die ganze Athmosphäre trüb, die Sonne vom Sande verschleiert; dabei so kühl, daß ich kaum warm

der zum 2ten mal drohte, unsre Zelte umzureißen; die wachenden Araber verkündigten wieder einen Sturm mit Regen, und nun entstand unter uns, die sich eben zu Bett legen wollten, ein erstaunlicher Tumult; alle Sachen werden zusammen gepackt und in die Küche geschleppt; auch mein Bett bringe ich in Sicherheit. So warteten wir dann eine Zeit lang; indeß blieb glücklicherweise der Regen aus, und es hatte mit dem heftigen Winde sein Bewenden. Ich trug mein Bett wieder in das Zelt, und, angezogen, mit meinem Mantel und 2 Decken legte ich mich, sehr ermüdet, schlafen. Die Nacht war erstaunlich kalt; wir hatten heut Morgen 9° Wärme, das Wasser war fast wie Eis. Ich hatte den großen Ärger, gestern Abend beim hastigen Anziehen meine Brille aus der Tasche fallen zu lassen, darauf zu treten, und ein Glas zu zerbrechen; ich muß deshalb heut zu meiner Hornbrille greifen, die mir noch sehr ungewohnt vorkommt. Bei heftigstem und erstaunlich kaltem Westwinde (Samum), der eine Masse von Sand mit sich führt, setze ich die Aufnahme meines Plateaus an der Flußseite fort, vermesse dann das Grab mit dem Säulenportikus vorn und gehe dann zu dem andern Grabe, wo Ernst, Max und Franke arbeiten. Hier höre ich, daß Lepsius mit Frey und Wild nebst 3 Dienern plötzlich nach Cairo abgereist ist, hauptsächlich wegen Unannehmlichkeiten mit dem Cavaß, der unverschämte Forderungen macht; er wird erst morgen oder übermorgen zurückkehren. Ich verliere heut meinen grauen Filzhut, der mir vom Winde wahrscheinlich in einen der tiefen Brunnen entführt wird. Der ganze Tag ist heut erstaunlich sandwindig; die ganze Athmosphäre trüb, die Sonne vom Sande verschleiert; dabei so kühl, daß ich kaum warm

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[95/0096] der zum 2ten mal drohte, unsre Zelte umzureißen; die wachenden Araber verkündigten wieder einen Sturm mit Regen, d nun entstand unter uns, die sich eben zu Bett legen wollten, ein erstaunlicher Tumult; alle Sachen werden zus gepackt d in die Küche geschleppt; auch mein Bett bringe ich in Sicherheit. So warteten wir dann eine Zeit lang; indeß blieb glücklicherweise d Regen aus, d es hatte mit d heftigen Winde sein Bewenden. Ich trug mein Bett wieder in d Zelt, d, angezogen, mit meinem Mantel d 2 Decken legte ich mich, sehr ermüdet, schlafen. Die Nacht war erstaunlich kalt; wir hatten heut Morgen 9° W, das Wasser war fast wie Eis. Ich hatte den großen Ärger, gestern Abend beim hastigen Anziehen meine Brille aus d Tasche fallen zu lassen, darauf zu treten, d ein Glas zu zerbrechen; ich muß deshalb heut zu meiner Hornbrille greifen, die mir noch sehr ungewohnt vorkommt. Bei heftigstem d erstaunlich kaltem Westwinde (Samum), der eine Masse von Sand mit sich führt, setze ich die Aufnahme meines Plateaus an d Flußseite fort, vermesse dann d Grab mit dem Säulenportikus vorn d gehe dann zu dem andern Grabe, wo Ernst, Max d Franke arbeiten. Hier höre ich, daß Leps mit Frey d Wild nebst 3 Dienern plötzlich nach Cairo abgereist ist, hauptsächlich wegen Unannehmlichkeiten mit d Cavaß, der unverschämte Forderungen macht; er wird erst morgen od übermorgen zurückkehren. Ich verliere heut meinen grauen Filzhut, der mir vom Winde wahrscheinl in einen der tiefen Brunnen entführt wird. Der ganze Tag ist heut erstaunlich sandwindig; die ganze Athmosphäre trüb, die Sonne v Sande verschleiert; dabei so kühl, daß ich kaum warm

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/96>, abgerufen am 26.04.2024.