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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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Der Wind ist heftig, doch kommen wir ohne Unfall hinüber, nur habe ich den Ärger, daß mir mein seidnes Schnupftuch aus der Tasche gestohlen ist; unsre eignen Esel tragenso auch glücklich an; als wir dem Aufpacken der Cameele in Ghize zusehen, ruft mir auf einmal Franke zu, da sei auf dem Nil eine Barke umgeschlagen, und ich sehe wirklich den umgestülpten Kahn, an dem sich mehrere Menschen halten, andre stehen darauf; ein Pferdekopf guckt schwimmend über dem Wasser empor. Es wird bald klar, daß die umgeschlagene Barke diejenige unsrer Eseltreiber ist mit sammt all ihren 6 Eseln. Wir hatten erst Furcht mit Bonomi, der sammt seinem Dromedar noch nicht angelangt war. Indessen kam er bald unversehrt an. Dieser Unfall machte uns in Ghize einen Aufenthalt von mehreren Stunden. Es waren Küchensachen von uns untergegangen, alle Esel ertrunken, die Menschen aber gerettet, auch das Pferd von unsrem Cavaß. Nun mußten wir vom Sheik des Dorfes neue Esel requiriren; die Eseltreiber der ertrunkenen kamen triefend an, und wir lohnten sie mit dem bedungenen Geld ab. Ehe die neuen Esel kamen, ritt Lepsius, ich und Frey voran, um einen Platz bei den Pyramiden zum Lagern auszusuchen; indessen schon bei dem Canal trafen wir auf unsre Cameele, die abermals abgepackt und mit unsäglicher Mühe über das Wasser geschafft wurden; es war interressant, aber traurig anzusehen. Als wir auf der andren Seite Alles in Ordnung und Sicherheit wußten, ritten wir wieder voran aber auf den Eseln des Dorfs, ohne Sattel; sie gingen sehr langsam; auf dem großen Damm schossen wir ein paar mal, ohne zu treffen, oder wenigstens zu tödten; mit Sinken der Sonne kamen

Der Wind ist heftig, doch kommen wir ohne Unfall hinüber, nur habe ich den Ärger, daß mir mein seidnes Schnupftuch aus der Tasche gestohlen ist; unsre eignen Esel tragenso auch glücklich an; als wir dem Aufpacken der Cameele in Ghize zusehen, ruft mir auf einmal Franke zu, da sei auf dem Nil eine Barke umgeschlagen, und ich sehe wirklich den umgestülpten Kahn, an dem sich mehrere Menschen halten, andre stehen darauf; ein Pferdekopf guckt schwimmend über dem Wasser empor. Es wird bald klar, daß die umgeschlagene Barke diejenige unsrer Eseltreiber ist mit sammt all ihren 6 Eseln. Wir hatten erst Furcht mit Bonomi, der sammt seinem Dromedar noch nicht angelangt war. Indessen kam er bald unversehrt an. Dieser Unfall machte uns in Ghize einen Aufenthalt von mehreren Stunden. Es waren Küchensachen von uns untergegangen, alle Esel ertrunken, die Menschen aber gerettet, auch das Pferd von unsrem Cavaß. Nun mußten wir vom Sheik des Dorfes neue Esel requiriren; die Eseltreiber der ertrunkenen kamen triefend an, und wir lohnten sie mit dem bedungenen Geld ab. Ehe die neuen Esel kamen, ritt Lepsius, ich und Frey voran, um einen Platz bei den Pyramiden zum Lagern auszusuchen; indessen schon bei dem Canal trafen wir auf unsre Cameele, die abermals abgepackt und mit unsäglicher Mühe über das Wasser geschafft wurden; es war interressant, aber traurig anzusehen. Als wir auf der andren Seite Alles in Ordnung und Sicherheit wußten, ritten wir wieder voran aber auf den Eseln des Dorfs, ohne Sattel; sie gingen sehr langsam; auf dem großen Damm schossen wir ein paar mal, ohne zu treffen, oder wenigstens zu tödten; mit Sinken der Sonne kamen

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[84/0085] Der Wind ist heftig, doch kommen wir ohne Unfall hinüber, nur habe ich den Ärger, daß mir mein seidnes Schnupftuch aus d Tasche gestohlen ist; unsre eignen Esel tragenso auch glücklich an; als wir dem Aufpacken d Cameele in Ghize zusehen, ruft mir auf einmal Franke zu, da sei auf d Nil e Barke umgeschlagen, d ich sehe wirklich den umgestülpten Kahn, an dem sich mehrere Menschen halten, andre stehen darauf; ein Pferdekopf guckt schwimmend über dem Wasser empor. Es wird bald klar, daß die umgeschlagene Barke diejenige unsrer Eseltreiber ist mit sammt all ihren 6 Eseln. Wir hatten erst Furcht mit Bonomi, der sammt seinem Dromedar noch nicht angelangt war. Indessen kam er bald unversehrt an. Dieser Unfall machte uns in Ghize einen Aufenthalt v mehreren Stunden. Es waren Küchensachen v uns untergegangen, alle Esel ertrunken, die Menschen aber gerettet, auch d Pferd v unsrem Cavaß. Nun mußten wir vom Sheik des Dorfes neue Esel requiriren; die Eseltreiber der ertrunkenen kamen triefend an, d wir lohnten sie mit d bedungenen Geld ab. Ehe die neuen Esel kamen, ritt Leps, ich d Frey voran, um einen Platz bei d Pyram zum Lagern auszusuchen; indessen schon bei dem Canal trafen wir auf unsre Cameele, die abermals abgepackt d mit unsäglicher Mühe über d Wasser geschafft wurden; es war interressant, aber traurig anzusehen. Als wir auf d andren Seite Alles in Ordnung d Sicherheit wußten, ritten wir wieder voran aber auf d Eseln des Dorfs, ohne Sattel; sie gingen sehr langsam; auf d großen Damm schossen wir ein paar mal, ohne zu treffen, oder wenigstens zu tödten; mit Sinken d Sonne kamen

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/85>, abgerufen am 29.03.2024.