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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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faßt etwa 3 - 400 Menschen und hat nur Parquet und eine Logenreihe. Das ganze Haus war voller Franken, in den Logen eine Menge, oft ganz hübscher Damengesichter; - das Stück hieß, glaub' ich: die Liebhaber von 60 Jahren; es hat 5 Akte, und war mir eigentlich ein wenig zu lang; es dauert von 8 - 1/2 12, so daß wir erst um 12 Uhr zu Bett kamen.

Freitag den 4ten November 1842. Um 1/2 9 Uhr 16° Wärme; ich habe sehr gut geschlafen. Der heutige Vormittag wird mit Zeichnen hingebracht an der Fensterverzierung in der Stube des Lepsius. Gleich nach dem Frühstück um 1 Uhr etwa reite ich mit Lepsius, Bonomi, Frey nach dem englischen Kirchhofe, der außerhalb der Stadt ohnweit des griechischen Kloster's Mar Girgis (heiliger Georg) in einem Koptenviertel ist, in der Nähe von Alt Cairo; Bonomi reitet heut auf dem gekauften Dromedare, Lepsius auf seinem eignen Esel. Das Grab einer hier verstorbenen Frau von Dinklage ward aufgefunden und von Frey gezeichnet; dann besahen wir uns die große Kirche auf dem Kirchhof, ritten nach Alt Cairo, ließen uns nach der Insel Rhoda übersetzen, konnten aber wieder nicht zum Nilmesser gelangen, weil derjenige, der dazu die Erlaubniß zu geben hat, nicht da war, und auch auf der andren Seite des Flusses von unserm Cavaß nicht aufzufinden war. So kehrten wir denn auch heut von hier wieder unverrichteter Sache zurück. Um 1/2 6 ward Mittag gegessen, weil wir um 1/2 7 zu Lieder sämtlich gebeten sind. Der Abend bei ihm war im Ganzen recht hübsch. Ich saß beim Thee neben der Madame Fresnel, einer dunkelbraunen von den Gallasstämmen, aber sehr interressant und der Obertheil des Gesichtes sehr hübsch; sie spricht geläufig

faßt etwa 3 - 400 Menschen und hat nur Parquet und eine Logenreihe. Das ganze Haus war voller Franken, in den Logen eine Menge, oft ganz hübscher Damengesichter; - das Stück hieß, glaub’ ich: die Liebhaber von 60 Jahren; es hat 5 Akte, und war mir eigentlich ein wenig zu lang; es dauert von 8 - ½ 12, so daß wir erst um 12 Uhr zu Bett kamen.

Freitag den 4ten November 1842. Um ½ 9 Uhr 16° Wärme; ich habe sehr gut geschlafen. Der heutige Vormittag wird mit Zeichnen hingebracht an der Fensterverzierung in der Stube des Lepsius. Gleich nach dem Frühstück um 1 Uhr etwa reite ich mit Lepsius, Bonomi, Frey nach dem englischen Kirchhofe, der außerhalb der Stadt ohnweit des griechischen Kloster’s Mar Girgis (heiliger Georg) in einem Koptenviertel ist, in der Nähe von Alt Cairo; Bonomi reitet heut auf dem gekauften Dromedare, Lepsius auf seinem eignen Esel. Das Grab einer hier verstorbenen Frau von Dinklage ward aufgefunden und von Frey gezeichnet; dann besahen wir uns die große Kirche auf dem Kirchhof, ritten nach Alt Cairo, ließen uns nach der Insel Rhoda übersetzen, konnten aber wieder nicht zum Nilmesser gelangen, weil derjenige, der dazu die Erlaubniß zu geben hat, nicht da war, und auch auf der andren Seite des Flusses von unserm Cavaß nicht aufzufinden war. So kehrten wir denn auch heut von hier wieder unverrichteter Sache zurück. Um ½ 6 ward Mittag gegessen, weil wir um ½ 7 zu Lieder sämtlich gebeten sind. Der Abend bei ihm war im Ganzen recht hübsch. Ich saß beim Thee neben der Madame Fresnel, einer dunkelbraunen von den Gallasstämmen, aber sehr interressant und der Obertheil des Gesichtes sehr hübsch; sie spricht geläufig

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/81>, abgerufen am 28.03.2024.