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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843.

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ich den Ärger, mein schönes Messer, noch vom Vater her, aus der Tasche in den Strom fallen zu sehen, als ich mich bückte, um Wasser zu schöpfen. - Die Landschaft wurde nun schöner, die Laubbäume häufiger, Fabrikgebäude und Villen lagen in freundlicher Umgebung am Ufer; mit dem günstigsten Winde landeten wir etwa um 4 Uhr nach eingenommenem Mittagsmahle in Bulack, dem nur 1/4 Meile entfernten Orte von Cairo. Im dicksten Gewimmel von Schiffen und Menschen zwängten wir unsre Barke an das Ufer. Lepsius, Bonomi, Frei und ich machten uns auf Eseln auf den Weg nach Cairo; die engen Straßen wurden durchzogen und wahre arabische Architektur fesselte überall meine Blicke. Aber die Gassen sind so eng, das Gewühl so groß, daß man sehr auf den Weg Acht haben muß. Cameele und Packesel zwängen sich an uns vorüber, es ist unendlich interressant. Wir haben Bulack mit einer trefflichen Moschee passirt; eine breite mit Akazien eingefaßte Straße führt uns Cairo entgegen. Nach 3/4 Stunde reiten wir durch das Thor gewissermaßen zwischen 2 dicke runde Festungsthürmen eingeklemmt; vor einem großen Palast vorbei, suchen wir zuvörderst Herrn Lieder auf, er wird endlich gefunden; und nun geht das Besehen von Wohnungen los. Wir suchen erst noch Herrn Isenberg auf, der mit Herrn Mühleisen zusammen wohnt. Ersterer begleitet uns, wir finden endlich schon lange im Dunkeln ein leeres Haus, ohne Möbel, was monatlich für 100 Piaster und 100 Piaster Trinkgeld uns zu Gebote steht; es bleibt uns fast nichts Andres übrig als das zu nehmen, was im Grunde auch gut ist. Wir können nun natürlich heut nicht mehr nach Bulack zum Schiffe zurück und vertheilen uns so, daß Frei und ich zu Isenberg, Bonomi und Lepsius zu Lieder gehen und dort übernachten. Wir hatten ein sehr gutes Loos gezogen; Isenberg und Mühleisen waren sehr liebe und treffliche Menschen. Wie that mir das Abendgebet vor dem Essen wohl und erinnerte mich an die Heimath. Auf das Abendessen folgten einige Choräle, die Isenberg auf einem kleinen orgelartigen Clavier spielte; wie [auf] und schön waren diese lange nicht gehörten Töne.

ich den Ärger, mein schönes Messer, noch vom Vater her, aus der Tasche in den Strom fallen zu sehen, als ich mich bückte, um Wasser zu schöpfen. - Die Landschaft wurde nun schöner, die Laubbäume häufiger, Fabrikgebäude und Villen lagen in freundlicher Umgebung am Ufer; mit dem günstigsten Winde landeten wir etwa um 4 Uhr nach eingenommenem Mittagsmahle in Bulack, dem nur ¼ Meile entfernten Orte von Cairo. Im dicksten Gewimmel von Schiffen und Menschen zwängten wir unsre Barke an das Ufer. Lepsius, Bonomi, Frei und ich machten uns auf Eseln auf den Weg nach Cairo; die engen Straßen wurden durchzogen und wahre arabische Architektur fesselte überall meine Blicke. Aber die Gassen sind so eng, das Gewühl so groß, daß man sehr auf den Weg Acht haben muß. Cameele und Packesel zwängen sich an uns vorüber, es ist unendlich interressant. Wir haben Bulack mit einer trefflichen Moschee passirt; eine breite mit Akazien eingefaßte Straße führt uns Cairo entgegen. Nach ¾ Stunde reiten wir durch das Thor gewissermaßen zwischen 2 dicke runde Festungsthürmen eingeklemmt; vor einem großen Palast vorbei, suchen wir zuvörderst Herrn Lieder auf, er wird endlich gefunden; und nun geht das Besehen von Wohnungen los. Wir suchen erst noch Herrn Isenberg auf, der mit Herrn Mühleisen zusammen wohnt. Ersterer begleitet uns, wir finden endlich schon lange im Dunkeln ein leeres Haus, ohne Möbel, was monatlich für 100 Piaster und 100 Piaster Trinkgeld uns zu Gebote steht; es bleibt uns fast nichts Andres übrig als das zu nehmen, was im Grunde auch gut ist. Wir können nun natürlich heut nicht mehr nach Bulack zum Schiffe zurück und vertheilen uns so, daß Frei und ich zu Isenberg, Bonomi und Lepsius zu Lieder gehen und dort übernachten. Wir hatten ein sehr gutes Loos gezogen; Isenberg und Mühleisen waren sehr liebe und treffliche Menschen. Wie that mir das Abendgebet vor dem Essen wohl und erinnerte mich an die Heimath. Auf das Abendessen folgten einige Choräle, die Isenberg auf einem kleinen orgelartigen Clavier spielte; wie [auf] und schön waren diese lange nicht gehörten Töne.

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[51/0052] ich den Ärger, mein schönes Messer, noch v Vater her, aus d Tasche in d Strom fallen zu sehen, als ich mich bückte, um Wasser zu schöpfen. - Die Landschaft wurde nun schöner, die Laubbäume häufiger, Fabrikgebäude und Villen lagen in freundlicher Umgebung am Ufer; mit dem günstigsten Winde landeten wir etwa um 4 Uhr nach eingenommenem Mittagsmahle in Bulack, dem nur ¼ Ml entfernten Orte v Cairo. Im dicksten Gewimmel v Schiffen d Menschen zwängten wir unsre Barke an d Ufer. Leps, Bonomi, Frei d ich machten uns auf Eseln auf d Weg nach Cairo; die engen Straßen wurden durchzogen d wahre arab Architektur fesselte überall meine Blicke. Aber die Gassen sind so eng, d Gewühl so groß, daß m sehr auf d Weg Acht haben muß. Cameele d Packesel zwängen sich an uns vorüber, es ist unendlich interressant. Wir haben Bulack mit einer trefflichen Moschee passirt; eine breite mit Akazien eingefaßte Straße führt uns Cairo entgegen. Nach ¾ Stunde reiten wir durch d Thor gewissermaßen zw 2 dicke runde Festungsthürmen eingeklemmt; vor e großen Palast vorbei, suchen wir zuvörderst H Lieder auf, er wird endl gefunden; d nun geht das Besehen v Wohnungen los. Wir suchen erst noch H Isenberg auf, der mit H Mühleisen zus wohnt. Ersterer begleitet uns, wir finden endlich schon lange im Dunkeln ein leeres Haus, ohne Möbel, was monatlich für 100 Piaster d 100 P Trinkgeld uns zu Gebote steht; es bleibt uns fast nichts Andres übrig als das zu nehmen, was im Grunde auch gut ist. Wir können nun natürl heut nicht mehr nach Bulack zum Schiffe zurück d vertheilen uns so, daß Frei d ich zu Isenberg, Bonomi d Leps zu Lieder gehen d dort übernachten. Wir hatten ein sehr gutes Loos gezogen; Isenb d Mühleisen waren sehr liebe d treffl Menschen. Wie that mir das Abendgebet vor d Essen wohl d erinnerte mich an die Heimath. Auf d Abendessen folgten einige Choräle, die Isenberg auf e kl orgelartigen Clavier spielte; wie auf d schön waren diese lange nicht gehörten Töne.

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 1. Ägypten, 1842-1843, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch01_1842/52>, abgerufen am 23.04.2024.