Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_047.001

Wanderer.

pen_047.002

Ei so flieg weg! Wie wenn er wiederkäme pen_047.003
Mit dem Geschütz, das ihm das Leben nahm, pen_047.004
Und gleichfalls dir das Leben nähme?

pen_047.005

Taube.

pen_047.006

Thut er es nicht, so thut es doch der Gram.

pen_047.007

Gleim.

pen_047.008

In diesem Stücke ist freilich das nicht pen_047.009
was wir unter Wahrheit verstanden; aber pen_047.010
ist auch das Stück eine Fabel? Es ist, pen_047.011
finden wir, bloß ein rührendes Geschichtchen, pen_047.012
dessen ganzes Verdienst in einer pen_047.013
feinen, zärtlichen Empfindung besteht, pen_047.014
und das sich in die Sammlung worin wir pen_047.015
es antreffen, bloß scheint verirrt zu haben. pen_047.016
Die Wahrheit ist also allerdings wesentlich; pen_047.017
und um allen Mißverstand zu pen_047.018
vermeiden, wollen wir uns noch deutlicher pen_047.019
ausdrücken, und zur Fabel eine allgemeine pen_047.020
Wahrheit fordern. - Doch wie, pen_047.021
wenn auch dieses noch nicht hinlänglich

pen_047.001

Wanderer.

pen_047.002

  Ei so flieg weg! Wie wenn er wiederkäme pen_047.003
Mit dem Geschütz, das ihm das Leben nahm, pen_047.004
Und gleichfalls dir das Leben nähme?

pen_047.005

Taube.

pen_047.006

Thut er es nicht, so thut es doch der Gram.

pen_047.007

Gleim.

pen_047.008

  In diesem Stücke ist freilich das nicht pen_047.009
was wir unter Wahrheit verstanden; aber pen_047.010
ist auch das Stück eine Fabel? Es ist, pen_047.011
finden wir, bloß ein rührendes Geschichtchen, pen_047.012
dessen ganzes Verdienst in einer pen_047.013
feinen, zärtlichen Empfindung besteht, pen_047.014
und das sich in die Sammlung worin wir pen_047.015
es antreffen, bloß scheint verirrt zu haben. pen_047.016
Die Wahrheit ist also allerdings wesentlich; pen_047.017
und um allen Mißverstand zu pen_047.018
vermeiden, wollen wir uns noch deutlicher pen_047.019
ausdrücken, und zur Fabel eine allgemeine pen_047.020
Wahrheit fordern. – Doch wie, pen_047.021
wenn auch dieses noch nicht hinlänglich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0088" n="47"/>
        <lb n="pen_047.001"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Wanderer.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_047.002"/>
        <p>  <hi rendition="#aq">Ei so flieg weg! Wie wenn er wiederkäme <lb n="pen_047.003"/>
Mit dem Geschütz, das ihm das Leben nahm, <lb n="pen_047.004"/>
Und gleichfalls dir das Leben nähme?</hi></p>
        <lb n="pen_047.005"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Taube.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_047.006"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Thut er es nicht, so thut es doch der Gram.</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_047.007"/>
        <p> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">Gleim.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_047.008"/>
        <p>  In diesem Stücke ist freilich das nicht <lb n="pen_047.009"/>
was wir unter Wahrheit verstanden; aber <lb n="pen_047.010"/> <hi rendition="#i">ist</hi> auch das Stück eine Fabel? Es ist, <lb n="pen_047.011"/>
finden wir, bloß ein rührendes Geschichtchen, <lb n="pen_047.012"/>
dessen ganzes Verdienst in einer <lb n="pen_047.013"/>
feinen, zärtlichen Empfindung besteht, <lb n="pen_047.014"/>
und das sich in die Sammlung worin wir <lb n="pen_047.015"/>
es antreffen, bloß scheint verirrt zu haben. <lb n="pen_047.016"/>
Die Wahrheit ist also allerdings wesentlich; <lb n="pen_047.017"/>
und um allen Mißverstand zu <lb n="pen_047.018"/>
vermeiden, wollen wir uns noch deutlicher <lb n="pen_047.019"/>
ausdrücken, und zur Fabel eine <hi rendition="#i">allgemeine</hi> <lb n="pen_047.020"/>
Wahrheit fordern. &#x2013; Doch wie, <lb n="pen_047.021"/>
wenn auch dieses noch nicht hinlänglich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0088] pen_047.001 Wanderer. pen_047.002   Ei so flieg weg! Wie wenn er wiederkäme pen_047.003 Mit dem Geschütz, das ihm das Leben nahm, pen_047.004 Und gleichfalls dir das Leben nähme? pen_047.005 Taube. pen_047.006 Thut er es nicht, so thut es doch der Gram. pen_047.007 Gleim. pen_047.008   In diesem Stücke ist freilich das nicht pen_047.009 was wir unter Wahrheit verstanden; aber pen_047.010 ist auch das Stück eine Fabel? Es ist, pen_047.011 finden wir, bloß ein rührendes Geschichtchen, pen_047.012 dessen ganzes Verdienst in einer pen_047.013 feinen, zärtlichen Empfindung besteht, pen_047.014 und das sich in die Sammlung worin wir pen_047.015 es antreffen, bloß scheint verirrt zu haben. pen_047.016 Die Wahrheit ist also allerdings wesentlich; pen_047.017 und um allen Mißverstand zu pen_047.018 vermeiden, wollen wir uns noch deutlicher pen_047.019 ausdrücken, und zur Fabel eine allgemeine pen_047.020 Wahrheit fordern. – Doch wie, pen_047.021 wenn auch dieses noch nicht hinlänglich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/88
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/88>, abgerufen am 24.11.2024.