pen_346.001 die Umstände wäre, von denen er sich pen_346.002 intallerlei Gestalten bilden, in allerlei Directionen, pen_346.003 bald hiehin bald dorthin, treiben pen_346.004 ließe. Man sagt hierauf ganz recht: pen_346.005 daß so ein Charakter eigentlich gar kein pen_346.006 Charakter sei; aber wie, wenn also gar pen_346.007 kein Charakter der beßre, der für die pen_346.008 Dichtkunst brauchbarere wäre? Wozu pen_346.009 überhaupt ein Charakter; wozu das Consistente pen_346.010 und Feste, wenn uns das Weiche pen_346.011 und Schlaffe vortheilhafter, nützlicher ist? pen_346.012 Oder sagt uns vielleicht alle unsre Erfahrung, pen_346.013 daß keine so weiche, unsichre, pen_346.014 schwankende Sinnesart jemal wirklich gewesen pen_346.015 sei? Sie sagt uns wohl eher das pen_346.016 Gegentheil; aber damit ist der Dichter pen_346.017 der eine solche Sinnesart schildert, noch pen_346.018 nicht gerechtfertigt: es fragt sich zuvor, pen_346.019 ob er Wirkung damit hervorbringen, ob pen_346.020 er interessiren könne? Ein so schwacher,
pen_346.001 die Umstände wäre, von denen er sich pen_346.002 intallerlei Gestalten bilden, in allerlei Directionen, pen_346.003 bald hiehin bald dorthin, treiben pen_346.004 ließe. Man sagt hierauf ganz recht: pen_346.005 daß so ein Charakter eigentlich gar kein pen_346.006 Charakter sei; aber wie, wenn also gar pen_346.007 kein Charakter der beßre, der für die pen_346.008 Dichtkunst brauchbarere wäre? Wozu pen_346.009 überhaupt ein Charakter; wozu das Consistente pen_346.010 und Feste, wenn uns das Weiche pen_346.011 und Schlaffe vortheilhafter, nützlicher ist? pen_346.012 Oder sagt uns vielleicht alle unsre Erfahrung, pen_346.013 daß keine so weiche, unsichre, pen_346.014 schwankende Sinnesart jemal wirklich gewesen pen_346.015 sei? Sie sagt uns wohl eher das pen_346.016 Gegentheil; aber damit ist der Dichter pen_346.017 der eine solche Sinnesart schildert, noch pen_346.018 nicht gerechtfertigt: es fragt sich zuvor, pen_346.019 ob er Wirkung damit hervorbringen, ob pen_346.020 er interessiren könne? Ein so schwacher,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0389"n="346"/><lbn="pen_346.001"/>
die Umstände wäre, von denen er sich <lbn="pen_346.002"/>
intallerlei Gestalten bilden, in allerlei Directionen, <lbn="pen_346.003"/>
bald hiehin bald dorthin, treiben <lbn="pen_346.004"/>
ließe. Man sagt hierauf ganz recht: <lbn="pen_346.005"/>
daß so ein Charakter eigentlich gar kein <lbn="pen_346.006"/>
Charakter sei; aber wie, wenn also gar <lbn="pen_346.007"/>
kein Charakter der beßre, der für die <lbn="pen_346.008"/>
Dichtkunst brauchbarere wäre? Wozu <lbn="pen_346.009"/>
überhaupt ein Charakter; wozu das Consistente <lbn="pen_346.010"/>
und Feste, wenn uns das Weiche <lbn="pen_346.011"/>
und Schlaffe vortheilhafter, nützlicher ist? <lbn="pen_346.012"/>
Oder sagt uns vielleicht alle unsre Erfahrung, <lbn="pen_346.013"/>
daß keine so weiche, unsichre, <lbn="pen_346.014"/>
schwankende Sinnesart jemal wirklich gewesen <lbn="pen_346.015"/>
sei? Sie sagt uns wohl eher das <lbn="pen_346.016"/>
Gegentheil; aber damit ist der Dichter <lbn="pen_346.017"/>
der eine solche Sinnesart schildert, noch <lbn="pen_346.018"/>
nicht gerechtfertigt: es fragt sich zuvor, <lbn="pen_346.019"/>
ob er Wirkung damit hervorbringen, ob <lbn="pen_346.020"/>
er interessiren könne? Ein so schwacher,
</p></div></body></text></TEI>
[346/0389]
pen_346.001
die Umstände wäre, von denen er sich pen_346.002
intallerlei Gestalten bilden, in allerlei Directionen, pen_346.003
bald hiehin bald dorthin, treiben pen_346.004
ließe. Man sagt hierauf ganz recht: pen_346.005
daß so ein Charakter eigentlich gar kein pen_346.006
Charakter sei; aber wie, wenn also gar pen_346.007
kein Charakter der beßre, der für die pen_346.008
Dichtkunst brauchbarere wäre? Wozu pen_346.009
überhaupt ein Charakter; wozu das Consistente pen_346.010
und Feste, wenn uns das Weiche pen_346.011
und Schlaffe vortheilhafter, nützlicher ist? pen_346.012
Oder sagt uns vielleicht alle unsre Erfahrung, pen_346.013
daß keine so weiche, unsichre, pen_346.014
schwankende Sinnesart jemal wirklich gewesen pen_346.015
sei? Sie sagt uns wohl eher das pen_346.016
Gegentheil; aber damit ist der Dichter pen_346.017
der eine solche Sinnesart schildert, noch pen_346.018
nicht gerechtfertigt: es fragt sich zuvor, pen_346.019
ob er Wirkung damit hervorbringen, ob pen_346.020
er interessiren könne? Ein so schwacher,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/389>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.