Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_221.001

"Und steht einmal das Rad der äußern Sinne pen_221.002
still:
pen_221.003
"Wer sagt uns, daß wir nicht im Traume pen_221.004
wirklich sehen?
pen_221.005
"Ein Traum, der uns zum Gast der Götter pen_221.006
macht,
pen_221.007
"Hat seinen Werth..." -

pen_221.008

Die größern Erzählungen, die man, pen_221.009
nach Art der Fabeldichter, auf die Erkenntniß pen_221.010
allgemeiner Wahrheiten anlegt pen_221.011
(wie z. B. die Marmontelschen sind), gehören pen_221.012
nicht mehr zu der didaktischen, pen_221.013
sondern zu der handelnden Gattung. Es pen_221.014
ist vielleicht unnütz, alle Werke der Dichtkunst pen_221.015
ganz genau classificiren zu wollen; pen_221.016
wenn man es aber will, so ist dazu kein pen_221.017
anderes Mittel, als daß man Acht gebe wo pen_221.018
das Hauptinteresse hinfällt. In jenen größeren pen_221.019
Erzählungen fällt dieses Hauptinteresse pen_221.020
nicht mehr, wie in der Fabel, auf pen_221.021
die allgemeine Wahrheit, sondern auf die

pen_221.001

„Und steht einmal das Rad der äußern Sinne pen_221.002
still:
pen_221.003
„Wer sagt uns, daß wir nicht im Traume pen_221.004
wirklich sehen?
pen_221.005
„Ein Traum, der uns zum Gast der Götter pen_221.006
macht,
pen_221.007
„Hat seinen Werth...“ –

pen_221.008

  Die größern Erzählungen, die man, pen_221.009
nach Art der Fabeldichter, auf die Erkenntniß pen_221.010
allgemeiner Wahrheiten anlegt pen_221.011
(wie z. B. die Marmontelschen sind), gehören pen_221.012
nicht mehr zu der didaktischen, pen_221.013
sondern zu der handelnden Gattung. Es pen_221.014
ist vielleicht unnütz, alle Werke der Dichtkunst pen_221.015
ganz genau classificiren zu wollen; pen_221.016
wenn man es aber will, so ist dazu kein pen_221.017
anderes Mittel, als daß man Acht gebe wo pen_221.018
das Hauptinteresse hinfällt. In jenen größeren pen_221.019
Erzählungen fällt dieses Hauptinteresse pen_221.020
nicht mehr, wie in der Fabel, auf pen_221.021
die allgemeine Wahrheit, sondern auf die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0262" n="221"/>
        <lb n="pen_221.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>&#x201E;Und steht einmal das Rad der äußern Sinne <lb n="pen_221.002"/>
still:</l>
              <lb n="pen_221.003"/>
              <l>&#x201E;Wer sagt uns, daß wir nicht im Traume <lb n="pen_221.004"/>
wirklich sehen?</l>
              <lb n="pen_221.005"/>
              <l>&#x201E;Ein Traum, der uns zum Gast der Götter <lb n="pen_221.006"/>
macht,</l>
              <lb n="pen_221.007"/>
              <l>&#x201E;Hat seinen Werth...&#x201C; &#x2013;</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_221.008"/>
        <p>  Die größern Erzählungen, die man, <lb n="pen_221.009"/>
nach Art der Fabeldichter, auf die Erkenntniß <lb n="pen_221.010"/>
allgemeiner Wahrheiten anlegt <lb n="pen_221.011"/>
(wie z. B. die <hi rendition="#i">Marmontelschen</hi> sind), gehören <lb n="pen_221.012"/>
nicht mehr zu der didaktischen, <lb n="pen_221.013"/>
sondern zu der handelnden Gattung. Es <lb n="pen_221.014"/>
ist vielleicht unnütz, alle Werke der Dichtkunst <lb n="pen_221.015"/>
ganz genau classificiren zu wollen; <lb n="pen_221.016"/>
wenn man es aber will, so ist dazu kein <lb n="pen_221.017"/>
anderes Mittel, als daß man Acht gebe wo <lb n="pen_221.018"/>
das Hauptinteresse hinfällt. In jenen größeren <lb n="pen_221.019"/>
Erzählungen fällt dieses Hauptinteresse <lb n="pen_221.020"/>
nicht mehr, wie in der Fabel, auf <lb n="pen_221.021"/>
die allgemeine Wahrheit, sondern auf die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0262] pen_221.001 „Und steht einmal das Rad der äußern Sinne pen_221.002 still: pen_221.003 „Wer sagt uns, daß wir nicht im Traume pen_221.004 wirklich sehen? pen_221.005 „Ein Traum, der uns zum Gast der Götter pen_221.006 macht, pen_221.007 „Hat seinen Werth...“ – pen_221.008   Die größern Erzählungen, die man, pen_221.009 nach Art der Fabeldichter, auf die Erkenntniß pen_221.010 allgemeiner Wahrheiten anlegt pen_221.011 (wie z. B. die Marmontelschen sind), gehören pen_221.012 nicht mehr zu der didaktischen, pen_221.013 sondern zu der handelnden Gattung. Es pen_221.014 ist vielleicht unnütz, alle Werke der Dichtkunst pen_221.015 ganz genau classificiren zu wollen; pen_221.016 wenn man es aber will, so ist dazu kein pen_221.017 anderes Mittel, als daß man Acht gebe wo pen_221.018 das Hauptinteresse hinfällt. In jenen größeren pen_221.019 Erzählungen fällt dieses Hauptinteresse pen_221.020 nicht mehr, wie in der Fabel, auf pen_221.021 die allgemeine Wahrheit, sondern auf die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/262
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/262>, abgerufen am 17.05.2024.