Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_210.001

Berauscht von süßer Raserei, pen_210.002
Leichtsinnig, lüstern, rasch und unerfahren, pen_210.003
In seinem Paradies von Rosen und Jesmin pen_210.004
Ein kleiner Gott sich dünkt; - setzt Phanias, pen_210.005
der Weise,
pen_210.006
Wie Herkules sich auf den Scheidweg hin pen_210.007
(Zum Unglück nur zu spät), und sinnt der pen_210.008
schweren Reise
pen_210.009
Des Lebens nach. - Was soll, was kann er pen_210.010
thun?
pen_210.011
Es ist so süß, auf Flaum und Rosenblättern pen_210.012
Im Arm der Wollust sich vergöttern, pen_210.013
Und nur vom Übermaß der Freuden auszuruhn! pen_210.014
Es ist so unbequem, den Dornenpfad zu klettern! pen_210.015
pen_210.016
Was thätet Ihr? - Hier ist, wie Vielen däucht, pen_210.017
Das Wählen schwer; dem Phanias wars leicht. pen_210.018
Er sieht die schöne Ungetreue, pen_210.019
Die Wollust - schön, er fühlts -, doch nicht pen_210.020
mehr schön für ihn,
pen_210.021
Zu jüngern Günstlingen aus seinen Armen fliehn; pen_210.022
Die Scherz- und Liebesgötter fliehn pen_210.023
Der Göttinn nach, verlassen lachend ihn, pen_210.024
Und schicken ihm zum Zeitvertreib die Reue. pen_210.025
Dagegen winken ihm aus ihrem Heiligthum

pen_210.001

Berauscht von süßer Raserei, pen_210.002
Leichtsinnig, lüstern, rasch und unerfahren, pen_210.003
In seinem Paradies von Rosen und Jesmin pen_210.004
Ein kleiner Gott sich dünkt; – setzt Phanias, pen_210.005
der Weise,
pen_210.006
Wie Herkules sich auf den Scheidweg hin pen_210.007
(Zum Unglück nur zu spät), und sinnt der pen_210.008
schweren Reise
pen_210.009
Des Lebens nach. – Was soll, was kann er pen_210.010
thun?
pen_210.011
Es ist so süß, auf Flaum und Rosenblättern pen_210.012
Im Arm der Wollust sich vergöttern, pen_210.013
Und nur vom Übermaß der Freuden auszuruhn! pen_210.014
Es ist so unbequem, den Dornenpfad zu klettern! pen_210.015
pen_210.016
Was thätet Ihr? – Hier ist, wie Vielen däucht, pen_210.017
Das Wählen schwer; dem Phanias wars leicht. pen_210.018
Er sieht die schöne Ungetreue, pen_210.019
Die Wollust – schön, er fühlts –, doch nicht pen_210.020
mehr schön für ihn,
pen_210.021
Zu jüngern Günstlingen aus seinen Armen fliehn; pen_210.022
Die Scherz- und Liebesgötter fliehn pen_210.023
Der Göttinn nach, verlassen lachend ihn, pen_210.024
Und schicken ihm zum Zeitvertreib die Reue. pen_210.025
Dagegen winken ihm aus ihrem Heiligthum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0251" n="210"/>
        <lb n="pen_210.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Berauscht von süßer Raserei,</l>
              <lb n="pen_210.002"/>
              <l>Leichtsinnig, lüstern, rasch und unerfahren,</l>
              <lb n="pen_210.003"/>
              <l>In seinem Paradies von Rosen und Jesmin</l>
              <lb n="pen_210.004"/>
              <l>Ein kleiner Gott sich dünkt; &#x2013; setzt Phanias, <lb n="pen_210.005"/>
der Weise,</l>
              <lb n="pen_210.006"/>
              <l>Wie Herkules sich auf den Scheidweg hin</l>
              <lb n="pen_210.007"/>
              <l>(Zum Unglück nur zu spät), und sinnt der <lb n="pen_210.008"/>
schweren Reise</l>
              <lb n="pen_210.009"/>
              <l>Des Lebens nach. &#x2013; Was soll, was kann er <lb n="pen_210.010"/>
thun?</l>
              <lb n="pen_210.011"/>
              <l>Es ist so süß, auf Flaum und Rosenblättern</l>
              <lb n="pen_210.012"/>
              <l>Im Arm der Wollust sich vergöttern,</l>
              <lb n="pen_210.013"/>
              <l>Und nur vom Übermaß der Freuden auszuruhn!</l>
              <lb n="pen_210.014"/>
              <l>Es ist so unbequem, den Dornenpfad zu klettern!</l>
              <lb n="pen_210.015"/>
              <l/>
              <lb n="pen_210.016"/>
              <l>Was thätet Ihr? &#x2013; Hier ist, wie Vielen däucht,</l>
              <lb n="pen_210.017"/>
              <l>Das Wählen schwer; dem Phanias wars leicht.</l>
              <lb n="pen_210.018"/>
              <l>Er sieht die schöne Ungetreue,</l>
              <lb n="pen_210.019"/>
              <l>Die Wollust &#x2013; schön, er fühlts &#x2013;, doch nicht <lb n="pen_210.020"/>
mehr schön für ihn,</l>
              <lb n="pen_210.021"/>
              <l>Zu jüngern Günstlingen aus seinen Armen fliehn;</l>
              <lb n="pen_210.022"/>
              <l>Die Scherz- und Liebesgötter fliehn</l>
              <lb n="pen_210.023"/>
              <l>Der Göttinn nach, verlassen lachend ihn,</l>
              <lb n="pen_210.024"/>
              <l>Und schicken ihm zum Zeitvertreib die Reue.</l>
              <lb n="pen_210.025"/>
              <l>Dagegen winken ihm aus ihrem Heiligthum</l>
            </lg>
          </hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0251] pen_210.001 Berauscht von süßer Raserei, pen_210.002 Leichtsinnig, lüstern, rasch und unerfahren, pen_210.003 In seinem Paradies von Rosen und Jesmin pen_210.004 Ein kleiner Gott sich dünkt; – setzt Phanias, pen_210.005 der Weise, pen_210.006 Wie Herkules sich auf den Scheidweg hin pen_210.007 (Zum Unglück nur zu spät), und sinnt der pen_210.008 schweren Reise pen_210.009 Des Lebens nach. – Was soll, was kann er pen_210.010 thun? pen_210.011 Es ist so süß, auf Flaum und Rosenblättern pen_210.012 Im Arm der Wollust sich vergöttern, pen_210.013 Und nur vom Übermaß der Freuden auszuruhn! pen_210.014 Es ist so unbequem, den Dornenpfad zu klettern! pen_210.015 pen_210.016 Was thätet Ihr? – Hier ist, wie Vielen däucht, pen_210.017 Das Wählen schwer; dem Phanias wars leicht. pen_210.018 Er sieht die schöne Ungetreue, pen_210.019 Die Wollust – schön, er fühlts –, doch nicht pen_210.020 mehr schön für ihn, pen_210.021 Zu jüngern Günstlingen aus seinen Armen fliehn; pen_210.022 Die Scherz- und Liebesgötter fliehn pen_210.023 Der Göttinn nach, verlassen lachend ihn, pen_210.024 Und schicken ihm zum Zeitvertreib die Reue. pen_210.025 Dagegen winken ihm aus ihrem Heiligthum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/251
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/251>, abgerufen am 17.05.2024.