Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
pen_171.001

"Was immer Rousseau scherzt, der Mann hat pen_171.002
wohl gedacht!"
pen_171.003
Ja, mächtige Vernunft! von deiner Schöpferstärke pen_171.004
pen_171.005
Ist der erfundne Staat eins deiner größten pen_171.006
Werke. pen_171.007
Doch bleibest du hier stehn? War dies die pen_171.008
Gränze? Nein! pen_171.009
Die du zu Bürgern machst, ach, lehr sie Menschen pen_171.010
seyn; pen_171.011
Gehorsam, ohne Zwang gebietender Gesetze, pen_171.012
Erhaben ohne Stand, begütert ohne Schätze, pen_171.013
Friedfertig ohne Furcht, treu sonder Eigennutz, pen_171.014
Und sonder Arzt gesund, und ohne Schwert in pen_171.015
Schutz, pen_171.016
Dienstfertig, brüderlich, als Bürger Einer Erden, pen_171.017
Geschöpfe Eines Gotts; lehr sie, vernünftig pen_171.018
werden! pen_171.019
Dies ist dein wahres Amt; dann brauchts, zur pen_171.020
Ruh der Welt, pen_171.021
Der Kette länger nicht, die itzt den Frevel pen_171.022
hält. pen_171.023
Dann wirst du von der Welt auf einmal weg pen_171.024
verbannen

pen_171.001

„Was immer Rousseau scherzt, der Mann hat pen_171.002
wohl gedacht!“
pen_171.003
  Ja, mächtige Vernunft! von deiner Schöpferstärke pen_171.004
pen_171.005
Ist der erfundne Staat eins deiner größten pen_171.006
Werke. pen_171.007
Doch bleibest du hier stehn? War dies die pen_171.008
Gränze? Nein! pen_171.009
Die du zu Bürgern machst, ach, lehr sie Menschen pen_171.010
seyn; pen_171.011
Gehorsam, ohne Zwang gebietender Gesetze, pen_171.012
Erhaben ohne Stand, begütert ohne Schätze, pen_171.013
Friedfertig ohne Furcht, treu sonder Eigennutz, pen_171.014
Und sonder Arzt gesund, und ohne Schwert in pen_171.015
Schutz, pen_171.016
Dienstfertig, brüderlich, als Bürger Einer Erden, pen_171.017
Geschöpfe Eines Gotts; lehr sie, vernünftig pen_171.018
werden! pen_171.019
Dies ist dein wahres Amt; dann brauchts, zur pen_171.020
Ruh der Welt, pen_171.021
Der Kette länger nicht, die itzt den Frevel pen_171.022
hält. pen_171.023
Dann wirst du von der Welt auf einmal weg pen_171.024
verbannen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0212" n="171"/>
        <lb n="pen_171.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>&#x201E;Was immer Rousseau scherzt, der Mann hat <lb n="pen_171.002"/>
wohl gedacht!&#x201C; </l>
            </lg>
            <lg>
              <lb n="pen_171.003"/>
              <l>  Ja, mächtige Vernunft! von deiner Schöpferstärke</l>
              <lb n="pen_171.004"/>
              <lb n="pen_171.005"/>
              <l>Ist der erfundne Staat eins deiner größten <lb n="pen_171.006"/>
Werke.</l>
              <lb n="pen_171.007"/>
              <l>Doch bleibest du hier stehn? War dies die <lb n="pen_171.008"/>
Gränze? Nein!</l>
              <lb n="pen_171.009"/>
              <l>Die du zu Bürgern machst, ach, lehr sie Menschen <lb n="pen_171.010"/>
seyn;</l>
              <lb n="pen_171.011"/>
              <l>Gehorsam, ohne Zwang gebietender Gesetze,</l>
              <lb n="pen_171.012"/>
              <l>Erhaben ohne Stand, begütert ohne Schätze,</l>
              <lb n="pen_171.013"/>
              <l>Friedfertig ohne Furcht, treu sonder Eigennutz,</l>
              <lb n="pen_171.014"/>
              <l>Und sonder Arzt gesund, und ohne Schwert in <lb n="pen_171.015"/>
Schutz,</l>
              <lb n="pen_171.016"/>
              <l>Dienstfertig, brüderlich, als Bürger Einer Erden,</l>
              <lb n="pen_171.017"/>
              <l>Geschöpfe Eines Gotts; lehr sie, vernünftig <lb n="pen_171.018"/>
werden!</l>
              <lb n="pen_171.019"/>
              <l>Dies ist dein wahres Amt; dann brauchts, zur <lb n="pen_171.020"/>
Ruh der Welt,</l>
              <lb n="pen_171.021"/>
              <l>Der Kette länger nicht, die itzt den Frevel <lb n="pen_171.022"/>
hält.</l>
              <lb n="pen_171.023"/>
              <l>Dann wirst du von der Welt auf einmal weg <lb n="pen_171.024"/>
verbannen</l>
            </lg>
          </hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0212] pen_171.001 „Was immer Rousseau scherzt, der Mann hat pen_171.002 wohl gedacht!“ pen_171.003   Ja, mächtige Vernunft! von deiner Schöpferstärke pen_171.004 pen_171.005 Ist der erfundne Staat eins deiner größten pen_171.006 Werke. pen_171.007 Doch bleibest du hier stehn? War dies die pen_171.008 Gränze? Nein! pen_171.009 Die du zu Bürgern machst, ach, lehr sie Menschen pen_171.010 seyn; pen_171.011 Gehorsam, ohne Zwang gebietender Gesetze, pen_171.012 Erhaben ohne Stand, begütert ohne Schätze, pen_171.013 Friedfertig ohne Furcht, treu sonder Eigennutz, pen_171.014 Und sonder Arzt gesund, und ohne Schwert in pen_171.015 Schutz, pen_171.016 Dienstfertig, brüderlich, als Bürger Einer Erden, pen_171.017 Geschöpfe Eines Gotts; lehr sie, vernünftig pen_171.018 werden! pen_171.019 Dies ist dein wahres Amt; dann brauchts, zur pen_171.020 Ruh der Welt, pen_171.021 Der Kette länger nicht, die itzt den Frevel pen_171.022 hält. pen_171.023 Dann wirst du von der Welt auf einmal weg pen_171.024 verbannen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/212
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/212>, abgerufen am 02.05.2024.