Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_165.001

Sie gab uns Überfluß und Krankheit zum Geschenke; pen_165.002
pen_165.003
Wie billig ist es nicht, daß sie auf Heilung pen_165.004
denke?
pen_165.005
Noch rühmt sie sich der Kunst? Ein böser pen_165.006
Charlatan
pen_165.007
Macht erst Gesunde krank, damit er heilen kann! pen_165.008
Viel weiser hätte sie gelehrt, den Arzt entbehren, pen_165.009
Den, der itzt sichrer praßt, gelehrt, nicht zu pen_165.010
begehren;
pen_165.011
Gelehrt, daß Hunger nur die Speisen würzen pen_165.012
muß,
pen_165.013
Der Hunger, beßrer Koch, als Roms Apicius! pen_165.014
Gelehrt, Genügsamkeit sei reich bei Brot und pen_165.015
Wasser,
pen_165.016
Und eine ganze Welt zu arm für einen Prasser; pen_165.017
Der Arzt, den die Natur mit eigner Hand geweiht, pen_165.018
pen_165.019
Der unbetrüglichste, sei unsre Mäßigkeit. pen_165.020
So lebt das Vieh gesund. Und mögt' er sich pen_165.021
nicht schämen,
pen_165.022
Der königliche Mensch, Vernunft vom Vieh zu pen_165.023
nehmen!
pen_165.024
Zu lernen, daß sie nur je mehr den Zweck erreicht,

pen_165.025
pen_165.001

Sie gab uns Überfluß und Krankheit zum Geschenke; pen_165.002
pen_165.003
Wie billig ist es nicht, daß sie auf Heilung pen_165.004
denke?
pen_165.005
Noch rühmt sie sich der Kunst? Ein böser pen_165.006
Charlatan
pen_165.007
Macht erst Gesunde krank, damit er heilen kann! pen_165.008
Viel weiser hätte sie gelehrt, den Arzt entbehren, pen_165.009
Den, der itzt sichrer praßt, gelehrt, nicht zu pen_165.010
begehren;
pen_165.011
Gelehrt, daß Hunger nur die Speisen würzen pen_165.012
muß,
pen_165.013
Der Hunger, beßrer Koch, als Roms Apicius! pen_165.014
Gelehrt, Genügsamkeit sei reich bei Brot und pen_165.015
Wasser,
pen_165.016
Und eine ganze Welt zu arm für einen Prasser; pen_165.017
Der Arzt, den die Natur mit eigner Hand geweiht, pen_165.018
pen_165.019
Der unbetrüglichste, sei unsre Mäßigkeit. pen_165.020
So lebt das Vieh gesund. Und mögt' er sich pen_165.021
nicht schämen,
pen_165.022
Der königliche Mensch, Vernunft vom Vieh zu pen_165.023
nehmen!
pen_165.024
Zu lernen, daß sie nur je mehr den Zweck erreicht,

pen_165.025
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0206" n="165"/>
        <lb n="pen_165.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Sie gab uns Überfluß und Krankheit zum Geschenke;</l>
              <lb n="pen_165.002"/>
              <lb n="pen_165.003"/>
              <l>Wie billig ist es nicht, daß sie auf Heilung <lb n="pen_165.004"/>
denke?</l>
              <lb n="pen_165.005"/>
              <l>Noch rühmt sie sich der Kunst? Ein böser <lb n="pen_165.006"/>
Charlatan</l>
              <lb n="pen_165.007"/>
              <l>Macht erst Gesunde krank, damit er heilen kann!</l>
              <lb n="pen_165.008"/>
              <l>Viel weiser hätte sie gelehrt, den Arzt entbehren,</l>
              <lb n="pen_165.009"/>
              <l>Den, der itzt sichrer praßt, gelehrt, nicht zu <lb n="pen_165.010"/>
begehren;</l>
              <lb n="pen_165.011"/>
              <l>Gelehrt, daß Hunger nur die Speisen würzen <lb n="pen_165.012"/>
muß,</l>
              <lb n="pen_165.013"/>
              <l>Der Hunger, beßrer Koch, als Roms Apicius!</l>
              <lb n="pen_165.014"/>
              <l>Gelehrt, Genügsamkeit sei reich bei Brot und <lb n="pen_165.015"/>
Wasser,</l>
              <lb n="pen_165.016"/>
              <l>Und eine ganze Welt zu arm für einen Prasser;</l>
              <lb n="pen_165.017"/>
              <l>Der Arzt, den die Natur mit eigner Hand geweiht,</l>
              <lb n="pen_165.018"/>
              <l/>
              <lb n="pen_165.019"/>
              <l>Der unbetrüglichste, sei unsre Mäßigkeit.</l>
              <lb n="pen_165.020"/>
              <l>So lebt das Vieh gesund. Und mögt' er sich <lb n="pen_165.021"/>
nicht schämen,</l>
              <lb n="pen_165.022"/>
              <l>Der königliche Mensch, Vernunft vom Vieh zu <lb n="pen_165.023"/>
nehmen!</l>
              <lb n="pen_165.024"/>
              <l>Zu lernen, daß sie nur je mehr den Zweck erreicht,</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_165.025"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0206] pen_165.001 Sie gab uns Überfluß und Krankheit zum Geschenke; pen_165.002 pen_165.003 Wie billig ist es nicht, daß sie auf Heilung pen_165.004 denke? pen_165.005 Noch rühmt sie sich der Kunst? Ein böser pen_165.006 Charlatan pen_165.007 Macht erst Gesunde krank, damit er heilen kann! pen_165.008 Viel weiser hätte sie gelehrt, den Arzt entbehren, pen_165.009 Den, der itzt sichrer praßt, gelehrt, nicht zu pen_165.010 begehren; pen_165.011 Gelehrt, daß Hunger nur die Speisen würzen pen_165.012 muß, pen_165.013 Der Hunger, beßrer Koch, als Roms Apicius! pen_165.014 Gelehrt, Genügsamkeit sei reich bei Brot und pen_165.015 Wasser, pen_165.016 Und eine ganze Welt zu arm für einen Prasser; pen_165.017 Der Arzt, den die Natur mit eigner Hand geweiht, pen_165.018 pen_165.019 Der unbetrüglichste, sei unsre Mäßigkeit. pen_165.020 So lebt das Vieh gesund. Und mögt' er sich pen_165.021 nicht schämen, pen_165.022 Der königliche Mensch, Vernunft vom Vieh zu pen_165.023 nehmen! pen_165.024 Zu lernen, daß sie nur je mehr den Zweck erreicht, pen_165.025

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/206
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/206>, abgerufen am 02.05.2024.