Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

pen_065.001
wirkliche Wahrheit ist. Man beurtheile pen_065.002
hienach folgendes Stück:

pen_065.003

Der Zuhörer und der Lautenschläger.

pen_065.004

Zuhörer.

pen_065.005

Du hast auch nur sehr liederlich gespielt. pen_065.006
Willst oder kannst du es nicht besser machen?

pen_065.007

Lautenschläger.

pen_065.008

Um dir nur einen Zeitvertreib zu machen, pen_065.009
Hab' ich schon gut genug gespielt.

pen_065.010

Willamov.

pen_065.011

Also dürfen Künstler schlecht arbeiten, pen_065.012
weil sie nur zu unserm Vergnügen arbeiten? pen_065.013
Die Lehre ist offenbar falsch.

pen_065.014

Die Fabel hat, wenn das übrige gleich pen_065.015
ist, um desto mehr Werth, je eine wichtigere pen_065.016
und interessantere Wahrheit sie uns pen_065.017
vorhält. Darum ist unter den drei folgenden pen_065.018
Fabeln die erste die unbedeutendste, pen_065.019
die dritte die vortrefflichste.

pen_065.001
wirkliche Wahrheit ist. Man beurtheile pen_065.002
hienach folgendes Stück:

pen_065.003

Der Zuhörer und der Lautenschläger.

pen_065.004

Zuhörer.

pen_065.005

Du hast auch nur sehr liederlich gespielt. pen_065.006
Willst oder kannst du es nicht besser machen?

pen_065.007

Lautenschläger.

pen_065.008

Um dir nur einen Zeitvertreib zu machen, pen_065.009
Hab' ich schon gut genug gespielt.

pen_065.010

Willamov.

pen_065.011

Also dürfen Künstler schlecht arbeiten, pen_065.012
weil sie nur zu unserm Vergnügen arbeiten? pen_065.013
Die Lehre ist offenbar falsch.

pen_065.014

  Die Fabel hat, wenn das übrige gleich pen_065.015
ist, um desto mehr Werth, je eine wichtigere pen_065.016
und interessantere Wahrheit sie uns pen_065.017
vorhält. Darum ist unter den drei folgenden pen_065.018
Fabeln die erste die unbedeutendste, pen_065.019
die dritte die vortrefflichste.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="65"/><lb n="pen_065.001"/>
wirkliche Wahrheit ist. Man beurtheile <lb n="pen_065.002"/>
hienach folgendes Stück:</p>
        <lb n="pen_065.003"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#i">Der Zuhörer und der Lautenschläger.</hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_065.004"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Zuhörer.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_065.005"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Du hast auch nur sehr liederlich gespielt.</l>
              <lb n="pen_065.006"/>
              <l>Willst oder kannst du es nicht besser machen?</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_065.007"/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Lautenschläger.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_065.008"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Um dir nur einen Zeitvertreib zu machen,</l>
              <lb n="pen_065.009"/>
              <l>Hab' ich schon gut genug gespielt.</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_065.010"/>
        <p> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">Willamov.</hi> </hi> </hi> </p>
        <lb n="pen_065.011"/>
        <p>Also dürfen Künstler schlecht arbeiten, <lb n="pen_065.012"/>
weil sie nur zu unserm Vergnügen arbeiten? <lb n="pen_065.013"/>
Die Lehre ist offenbar falsch.</p>
        <lb n="pen_065.014"/>
        <p>  Die Fabel hat, wenn das übrige gleich <lb n="pen_065.015"/>
ist, um desto mehr Werth, je eine wichtigere <lb n="pen_065.016"/>
und interessantere Wahrheit sie uns <lb n="pen_065.017"/>
vorhält. Darum ist unter den drei folgenden <lb n="pen_065.018"/>
Fabeln die erste die unbedeutendste, <lb n="pen_065.019"/>
die dritte die vortrefflichste.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0106] pen_065.001 wirkliche Wahrheit ist. Man beurtheile pen_065.002 hienach folgendes Stück: pen_065.003 Der Zuhörer und der Lautenschläger. pen_065.004 Zuhörer. pen_065.005 Du hast auch nur sehr liederlich gespielt. pen_065.006 Willst oder kannst du es nicht besser machen? pen_065.007 Lautenschläger. pen_065.008 Um dir nur einen Zeitvertreib zu machen, pen_065.009 Hab' ich schon gut genug gespielt. pen_065.010 Willamov. pen_065.011 Also dürfen Künstler schlecht arbeiten, pen_065.012 weil sie nur zu unserm Vergnügen arbeiten? pen_065.013 Die Lehre ist offenbar falsch. pen_065.014   Die Fabel hat, wenn das übrige gleich pen_065.015 ist, um desto mehr Werth, je eine wichtigere pen_065.016 und interessantere Wahrheit sie uns pen_065.017 vorhält. Darum ist unter den drei folgenden pen_065.018 Fabeln die erste die unbedeutendste, pen_065.019 die dritte die vortrefflichste.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/106
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/106>, abgerufen am 25.11.2024.