Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des II. Buchs I. Cap. Die Forme des Blumengartens belangende/ selbe entspringet aus der ein- 2. Von dem Erdreich. Jn einen Blumengarten gehöret solch erdreich/ welches nicht zu fett/ auch 3. Von Gelendern. Wenn die bezeunung des gantzen Gartens durch eine Mawr geschehen/ so künff-
Des II. Buchs I. Cap. Die Forme des Blumengartens belangende/ ſelbe entſpringet aus der ein- 2. Von dem Erdreich. Jn einen Blumengarten gehoͤret ſolch erdreich/ welches nicht zu fett/ auch 3. Von Gelendern. Wenn die bezeunung des gantzen Gartens durch eine Mawr geſchehen/ ſo kuͤnff-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0072" n="40"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">II.</hi> Buchs <hi rendition="#aq">I.</hi> Cap.</hi> </fw><lb/> <p>Die Forme des Blumengartens belangende/ ſelbe entſpringet aus der ein-<lb/> theilung des gantzen Gartens/ wovon gleichfals im erſten Buch geredet worden.<lb/> Allhier kan ein jeder ſeiner freyheit brauchen/ und ſeinen Blumengarten in eine Cir-<lb/> ckelrunde/ oder Ovale/ in eine recht Quadrate/ oder Ablange Form einſchlieſſen.<lb/> Sol er aber mit einem Gelender von Latten umbgeben werden/ weil dieſelben in die<lb/> runde ſchwerlich zu bringen/ ſo iſt zu einer wincklichen figur leichter zu kommen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Von dem Erdreich.</hi> </head><lb/> <p>Jn einen Blumengarten gehoͤret ſolch erdreich/ welches nicht zu fett/ auch<lb/> nicht zu mager/ ſondern mittelmaͤſſig ſey: dahero wenn der grund zu geil/ ſo ſetzet<lb/> man etwas ſand hinzu/ und temperiret ihn alſo damit. Der geile grund treibet an-<lb/> fangs zu ſtarck/ und bringet alſo zwar ſtarcke ſtengel und viel blaͤtter/ hergegen bleiben<lb/> die Blumen klein: der magere/ weil er nicht kan nahrung gnug geben/ verkleinert<lb/> alles. Sonſt hat eine tuͤchtige Blumen-erde folgende zeichen. Jm anſehen muß ſie<lb/> ſeyn ſchwartzlecht: im fuͤhlen lucker und leicht/ wenn ſie trucken/ etwas klebrich aber/<lb/> wenn ſie mit waſſer durchmenget wird: am geſchmack ſuͤß/ wenn man nemlich ei-<lb/> ne handvoll in ſuͤſſem waſſer zertreibet/ und wieder davon ſeiget: am geruch lieb-<lb/> lich/ welches ein kennzeichen einer guten temperatur/ iſt aber ein ſtanck dabey/ ſo iſt<lb/> ſie mit ſchweffelhafften/ mineraliſchen/ oder metalliſchen weſen vermenget. Das<lb/> fertigſte mittel auserwehlte Blumen-erde zu erlangen/ iſt dieſes/ daß man aus einem<lb/> kuͤchen-garten die jenige uͤbertragen laͤſſet/ welche daſelbſt vorige jahr ſchon dienſt ge-<lb/> than: ſintemahl in derſelben der miſt allbereit zu erde/ und ſein ſtarcker geruch durch<lb/> Sonn und Regen verzehret worden.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">3. Von Gelendern.</hi> </head><lb/> <p>Wenn die bezeunung des gantzen Gartens durch eine Mawr geſchehen/ ſo<lb/> giebet es einen uͤbelſtand/ ſie alſo bloß an zuſchawen: und iſt ſo dann von noͤthen/<lb/> daß ihre inwendige ſeite/ fuͤrnemlich aber an dem theil des Blumengartens/ mit ei-<lb/> nem <hi rendition="#aq">Eſpalier</hi> oder Gelender von Obſtbaͤumen bedecket und tapezieret werde. Zu ſol-<lb/> chem ende machet ein Geruͤſte von ſtangen und latten quer uͤber einander/ in form ei-<lb/> nes gitters etwa zehen fuß hoch/ geſchlagen: beveſtiget auch ſolch geruͤſte an etlichen<lb/> orten mit Windeiſen/ jedoch daß es nicht gar zu dicht anſchlieſſe/ ſondern ein wenig<lb/> raum bleibe/ die aͤſte der baͤumlein an zu binden. Nachdem dieſes auff gerichtet/ ſo<lb/> ruͤſtet zu ein <hi rendition="#aq">Rabat</hi> oder lang ſchmal Bette/ etwan dritthalb fuß breit/ welches unten<lb/> an dem gantzen geruͤſte herumb lauffe: verſehet daſſelbe mit bequemer erde/ und<lb/> pflantzet hinein allerhand jung Stein-obſt/ als Abricoſen/ Pfirſichen/ Mandeln/<lb/> gute Kirſchen/ Pflaumen/ Meſpeln/ wie auch Quitten/ Lamberts-Nuͤſſe/ und der-<lb/> gleichen: ſonderlich aber ſind unter ihnen die jenige zu erwehlen/ derer laub dichte<lb/> waͤchſet/ und alſo mit ſeiner gruͤne das Geruͤſte deſto mehr verdecken kan. Auch iſt<lb/> bey einpflantzung ſolcher baͤume in acht zu nehmen/ daß ſie nahe an das geruͤſte kom-<lb/> men/ auch daß ſie weder zu weit von einander/ noch zu dichte geſetzet werden: anders<lb/> koͤnnen ſie entweder nicht gnugſam decken/ oder ſie entziehen ein ander die nahrung:<lb/> ihre rechte Diſtantz iſt ohngefehr zehn oder zwoͤlff fuß/ doch nach gutduͤncken. Die<lb/> Zweige der eingepflantzten baͤume werden gebogen/ ausgebreitet/ und mit jungen<lb/> Weiden angebunden dergeſtalt/ daß ſie an dem Geruͤſte flach anliegen/ und daſſelbe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kuͤnff-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0072]
Des II. Buchs I. Cap.
Die Forme des Blumengartens belangende/ ſelbe entſpringet aus der ein-
theilung des gantzen Gartens/ wovon gleichfals im erſten Buch geredet worden.
Allhier kan ein jeder ſeiner freyheit brauchen/ und ſeinen Blumengarten in eine Cir-
ckelrunde/ oder Ovale/ in eine recht Quadrate/ oder Ablange Form einſchlieſſen.
Sol er aber mit einem Gelender von Latten umbgeben werden/ weil dieſelben in die
runde ſchwerlich zu bringen/ ſo iſt zu einer wincklichen figur leichter zu kommen.
2. Von dem Erdreich.
Jn einen Blumengarten gehoͤret ſolch erdreich/ welches nicht zu fett/ auch
nicht zu mager/ ſondern mittelmaͤſſig ſey: dahero wenn der grund zu geil/ ſo ſetzet
man etwas ſand hinzu/ und temperiret ihn alſo damit. Der geile grund treibet an-
fangs zu ſtarck/ und bringet alſo zwar ſtarcke ſtengel und viel blaͤtter/ hergegen bleiben
die Blumen klein: der magere/ weil er nicht kan nahrung gnug geben/ verkleinert
alles. Sonſt hat eine tuͤchtige Blumen-erde folgende zeichen. Jm anſehen muß ſie
ſeyn ſchwartzlecht: im fuͤhlen lucker und leicht/ wenn ſie trucken/ etwas klebrich aber/
wenn ſie mit waſſer durchmenget wird: am geſchmack ſuͤß/ wenn man nemlich ei-
ne handvoll in ſuͤſſem waſſer zertreibet/ und wieder davon ſeiget: am geruch lieb-
lich/ welches ein kennzeichen einer guten temperatur/ iſt aber ein ſtanck dabey/ ſo iſt
ſie mit ſchweffelhafften/ mineraliſchen/ oder metalliſchen weſen vermenget. Das
fertigſte mittel auserwehlte Blumen-erde zu erlangen/ iſt dieſes/ daß man aus einem
kuͤchen-garten die jenige uͤbertragen laͤſſet/ welche daſelbſt vorige jahr ſchon dienſt ge-
than: ſintemahl in derſelben der miſt allbereit zu erde/ und ſein ſtarcker geruch durch
Sonn und Regen verzehret worden.
3. Von Gelendern.
Wenn die bezeunung des gantzen Gartens durch eine Mawr geſchehen/ ſo
giebet es einen uͤbelſtand/ ſie alſo bloß an zuſchawen: und iſt ſo dann von noͤthen/
daß ihre inwendige ſeite/ fuͤrnemlich aber an dem theil des Blumengartens/ mit ei-
nem Eſpalier oder Gelender von Obſtbaͤumen bedecket und tapezieret werde. Zu ſol-
chem ende machet ein Geruͤſte von ſtangen und latten quer uͤber einander/ in form ei-
nes gitters etwa zehen fuß hoch/ geſchlagen: beveſtiget auch ſolch geruͤſte an etlichen
orten mit Windeiſen/ jedoch daß es nicht gar zu dicht anſchlieſſe/ ſondern ein wenig
raum bleibe/ die aͤſte der baͤumlein an zu binden. Nachdem dieſes auff gerichtet/ ſo
ruͤſtet zu ein Rabat oder lang ſchmal Bette/ etwan dritthalb fuß breit/ welches unten
an dem gantzen geruͤſte herumb lauffe: verſehet daſſelbe mit bequemer erde/ und
pflantzet hinein allerhand jung Stein-obſt/ als Abricoſen/ Pfirſichen/ Mandeln/
gute Kirſchen/ Pflaumen/ Meſpeln/ wie auch Quitten/ Lamberts-Nuͤſſe/ und der-
gleichen: ſonderlich aber ſind unter ihnen die jenige zu erwehlen/ derer laub dichte
waͤchſet/ und alſo mit ſeiner gruͤne das Geruͤſte deſto mehr verdecken kan. Auch iſt
bey einpflantzung ſolcher baͤume in acht zu nehmen/ daß ſie nahe an das geruͤſte kom-
men/ auch daß ſie weder zu weit von einander/ noch zu dichte geſetzet werden: anders
koͤnnen ſie entweder nicht gnugſam decken/ oder ſie entziehen ein ander die nahrung:
ihre rechte Diſtantz iſt ohngefehr zehn oder zwoͤlff fuß/ doch nach gutduͤncken. Die
Zweige der eingepflantzten baͤume werden gebogen/ ausgebreitet/ und mit jungen
Weiden angebunden dergeſtalt/ daß ſie an dem Geruͤſte flach anliegen/ und daſſelbe
kuͤnff-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |