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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des V. Buchs I. Cap.
juga, Jugata: vel ad pergulas, Pergulana: vel ad palos, Pedata. Diese einthei-
lung wollen wir stückweise erklähren/ und nachmahls in einer Figur deutlich fürstellen.

1. Vitis prostrata, Lager-Reben. Diese so bald sie unten an ihrem stocke
auslauffen/ kriechen fort und strecken sich glat an der erden/ dürffen keiner stäbel/ tra-
gen zwar den besten wein/ aber nicht so viel/ als die gestäbelten: sind gemein in Lan-
gedoc/ ümb Angiers/ Rochelle/ wie auch in Asien hin und wieder. Und ob man
zwar diese liegende Reben auch zu stäbeln gewehnen kan/ so wird es doch an denen or-
ten zuweilen aus mangel holtzes/ zuweilen wegen langer gewonheit unterlassen. Von
diesen Lager-reben sind die wort C. Plinij l. XIV. Natur. Histor. c. 1. zu verstehen:
Excrescere ultra suos pollices prohibitae, semperque pastinatis similes, herbarum
modo vagantur per arva, ac succum terrae passim uvis bibunt, quae ob id magnitudi-
nem infantium puerorum in interiore Africae parte exuperant.
2. Vitis erecta, Gerade Weinstöcke. Diese wachsen gerade auff von sich
selbst/ wie die bäumlein: der stamm ist hart/ oben an demselben lauffen die Reben
aus/ und wickeln sich also fort in einander/ zu mehrer bevestigung. Diese art findet
man in Gasconien/ im Königreich Candia des Malvasiers vaterland/ wie auch in
den nehstgelegenen Jnseln Corfu/ Zanten/ und etlichen orten des Griechenlands.
Stat provinciarum aliquarum per se vitis sine ullo pedamento, saget Plinius an be-
meltem orte/ artus suos in se colligens & brevitate crassitudinem pascens. Hieher
könten gebracht werden die Weinstöcke ümb Mompelier/ welche man so kurtz hält/
daß sie kaum mehr als ellen-lang sind: sie brauchen keine stäbeln/ schneiden jährlich
fast alle zweige weg/ und lassen nur kleine schößlinge übrig: ex observatione Phi-
lipp. Jacobi Sachs lib. 1. Ampelograph. c.
5.
3. Vitis arbustiva, Baum-reben/ welche an bequeme bäume gesetzet/ den
stamm ümbfassen/ hinauff steigen/ sich ümb die Zweige wickeln/ ihre Reben auch aus-
ser den Zweigen herfür strecken/ also daß sie ferner an den nehsten baum/ mit oder ohn
stangen/ geleitet werden können. Diese Pflantzung ist im Narbonensischen theil
von Franckreich/ aber in Welschland fast durchgehends breuchlich: da siehet man et-
liche meilwegs die äcker mit Weitzen besäet/ und reihen-weise mit Oelbäumen/ auch
wol eines theils mit Rustern/ Pappeln oder Weiden nach der schnur besetzet/ an den-
selben steigen die Weinreben hinauff/ lauffen von einem baum zum andern/ also daß
zwischen beyden die schönste trauben herab hangen/ und der Grundherr von einem
acker zugleich Weitzen/ Wein/ Oel/ und Holtz geniessen kan. Adam Olearius hat
dergleichen Baum-reben am Caspischen Meer/ wie auch in Astara einer Landschafft
von Hyrcanien wahr genommen/ wie er zeuget in seiner Persianischen Reise Part. II.
p. 279. & Part. III. p. 476. De arbustandi ratione egregie etiam disserit Petrus Bello-
nius De negl. stirp. cult. Problem. XVIII.
4. Vitis jugata, Joch-reben. Das wort Jugum hat bey den alten Römi-
schen Scribenteu vielerley deutnng: hier aber wird es genommen für ein hältniß
oder gestelle die Weinreben auff zuführen in agris nondum arbustatis, auff den jeni-
gen äckern/ welche mit lebendigen bäumen noch nicht besetzet sind. Man stecket je
zwo und zwo stangen kreutzweiß über einander in die erde/ bindet sie im kreutz zusam-
men/ und strecket oben her eine dritte stange von einem joch zum andern; fähret also
fort/

Des V. Buchs I. Cap.
juga, Jugata: vel ad pergulas, Pergulana: vel ad palos, Pedata. Dieſe einthei-
lung wollen wir ſtuͤckweiſe erklaͤhren/ und nachmahls in einer Figur deutlich fuͤrſtellen.

1. Vitis proſtrata, Lager-Reben. Dieſe ſo bald ſie unten an ihrem ſtocke
auslauffen/ kriechen fort und ſtrecken ſich glat an der erden/ duͤrffen keiner ſtaͤbel/ tra-
gen zwar den beſten wein/ aber nicht ſo viel/ als die geſtaͤbelten: ſind gemein in Lan-
gedoc/ uͤmb Angiers/ Rochelle/ wie auch in Aſien hin und wieder. Und ob man
zwar dieſe liegende Reben auch zu ſtaͤbeln gewehnen kan/ ſo wird es doch an denen or-
ten zuweilen aus mangel holtzes/ zuweilen wegen langer gewonheit unterlaſſen. Von
dieſen Lager-reben ſind die wort C. Plinij l. XIV. Natur. Hiſtor. c. 1. zu verſtehen:
Excreſcere ultra ſuos pollices prohibitæ, ſemperque paſtinatis ſimiles, herbarum
modo vagantur per arva, ac ſuccum terræ paſſim uvis bibunt, quæ ob id magnitudi-
nem infantium puerorum in interiore Africæ parte exuperant.
2. Vitis erecta, Gerade Weinſtoͤcke. Dieſe wachſen gerade auff von ſich
ſelbſt/ wie die baͤumlein: der ſtamm iſt hart/ oben an demſelben lauffen die Reben
aus/ und wickeln ſich alſo fort in einander/ zu mehrer beveſtigung. Dieſe art findet
man in Gaſconien/ im Koͤnigreich Candia des Malvaſiers vaterland/ wie auch in
den nehſtgelegenen Jnſeln Corfu/ Zanten/ und etlichen orten des Griechenlands.
Stat provinciarum aliquarum per ſe vitis ſine ullo pedamento, ſaget Plinius an be-
meltem orte/ artus ſuos in ſe colligens & brevitate craſſitudinem paſcens. Hieher
koͤnten gebracht werden die Weinſtoͤcke uͤmb Mompelier/ welche man ſo kurtz haͤlt/
daß ſie kaum mehr als ellen-lang ſind: ſie brauchen keine ſtaͤbeln/ ſchneiden jaͤhrlich
faſt alle zweige weg/ und laſſen nur kleine ſchoͤßlinge uͤbrig: ex obſervatione Phi-
lipp. Jacobi Sachs lib. 1. Ampelograph. c.
5.
3. Vitis arbuſtiva, Baum-reben/ welche an bequeme baͤume geſetzet/ den
ſtamm uͤmbfaſſen/ hinauff ſteigen/ ſich uͤmb die Zweige wickeln/ ihre Reben auch auſ-
ſer den Zweigen herfuͤr ſtrecken/ alſo daß ſie ferner an den nehſten baum/ mit oder ohn
ſtangen/ geleitet werden koͤnnen. Dieſe Pflantzung iſt im Narbonenſiſchen theil
von Franckreich/ aber in Welſchland faſt durchgehends breuchlich: da ſiehet man et-
liche meilwegs die aͤcker mit Weitzen beſaͤet/ und reihen-weiſe mit Oelbaͤumen/ auch
wol eines theils mit Ruſtern/ Pappeln oder Weiden nach der ſchnur beſetzet/ an den-
ſelben ſteigen die Weinreben hinauff/ lauffen von einem baum zum andern/ alſo daß
zwiſchen beyden die ſchoͤnſte trauben herab hangen/ und der Grundherr von einem
acker zugleich Weitzen/ Wein/ Oel/ und Holtz genieſſen kan. Adam Olearius hat
dergleichen Baum-reben am Caſpiſchen Meer/ wie auch in Aſtara einer Landſchafft
von Hyrcanien wahr genommen/ wie er zeuget in ſeiner Perſianiſchen Reiſe Part. II.
p. 279. & Part. III. p. 476. De arbuſtandi ratione egregie etiam diſſerit Petrus Bello-
nius De negl. ſtirp. cult. Problem. XVIII.
4. Vitis jugata, Joch-reben. Das wort Jugum hat bey den alten Roͤmi-
ſchen Scribenteu vielerley deutnng: hier aber wird es genommen fuͤr ein haͤltniß
oder geſtelle die Weinreben auff zufuͤhren in agris nondum arbuſtatis, auff den jeni-
gen aͤckern/ welche mit lebendigen baͤumen noch nicht beſetzet ſind. Man ſtecket je
zwo und zwo ſtangen kreutzweiß uͤber einander in die erde/ bindet ſie im kreutz zuſam-
men/ und ſtrecket oben her eine dritte ſtange von einem joch zum andern; faͤhret alſo
fort/
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[248/0284] Des V. Buchs I. Cap. juga, Jugata: vel ad pergulas, Pergulana: vel ad palos, Pedata. Dieſe einthei- lung wollen wir ſtuͤckweiſe erklaͤhren/ und nachmahls in einer Figur deutlich fuͤrſtellen. 1. Vitis proſtrata, Lager-Reben. Dieſe ſo bald ſie unten an ihrem ſtocke auslauffen/ kriechen fort und ſtrecken ſich glat an der erden/ duͤrffen keiner ſtaͤbel/ tra- gen zwar den beſten wein/ aber nicht ſo viel/ als die geſtaͤbelten: ſind gemein in Lan- gedoc/ uͤmb Angiers/ Rochelle/ wie auch in Aſien hin und wieder. Und ob man zwar dieſe liegende Reben auch zu ſtaͤbeln gewehnen kan/ ſo wird es doch an denen or- ten zuweilen aus mangel holtzes/ zuweilen wegen langer gewonheit unterlaſſen. Von dieſen Lager-reben ſind die wort C. Plinij l. XIV. Natur. Hiſtor. c. 1. zu verſtehen: Excreſcere ultra ſuos pollices prohibitæ, ſemperque paſtinatis ſimiles, herbarum modo vagantur per arva, ac ſuccum terræ paſſim uvis bibunt, quæ ob id magnitudi- nem infantium puerorum in interiore Africæ parte exuperant. 2. Vitis erecta, Gerade Weinſtoͤcke. Dieſe wachſen gerade auff von ſich ſelbſt/ wie die baͤumlein: der ſtamm iſt hart/ oben an demſelben lauffen die Reben aus/ und wickeln ſich alſo fort in einander/ zu mehrer beveſtigung. Dieſe art findet man in Gaſconien/ im Koͤnigreich Candia des Malvaſiers vaterland/ wie auch in den nehſtgelegenen Jnſeln Corfu/ Zanten/ und etlichen orten des Griechenlands. Stat provinciarum aliquarum per ſe vitis ſine ullo pedamento, ſaget Plinius an be- meltem orte/ artus ſuos in ſe colligens & brevitate craſſitudinem paſcens. Hieher koͤnten gebracht werden die Weinſtoͤcke uͤmb Mompelier/ welche man ſo kurtz haͤlt/ daß ſie kaum mehr als ellen-lang ſind: ſie brauchen keine ſtaͤbeln/ ſchneiden jaͤhrlich faſt alle zweige weg/ und laſſen nur kleine ſchoͤßlinge uͤbrig: ex obſervatione Phi- lipp. Jacobi Sachs lib. 1. Ampelograph. c. 5. 3. Vitis arbuſtiva, Baum-reben/ welche an bequeme baͤume geſetzet/ den ſtamm uͤmbfaſſen/ hinauff ſteigen/ ſich uͤmb die Zweige wickeln/ ihre Reben auch auſ- ſer den Zweigen herfuͤr ſtrecken/ alſo daß ſie ferner an den nehſten baum/ mit oder ohn ſtangen/ geleitet werden koͤnnen. Dieſe Pflantzung iſt im Narbonenſiſchen theil von Franckreich/ aber in Welſchland faſt durchgehends breuchlich: da ſiehet man et- liche meilwegs die aͤcker mit Weitzen beſaͤet/ und reihen-weiſe mit Oelbaͤumen/ auch wol eines theils mit Ruſtern/ Pappeln oder Weiden nach der ſchnur beſetzet/ an den- ſelben ſteigen die Weinreben hinauff/ lauffen von einem baum zum andern/ alſo daß zwiſchen beyden die ſchoͤnſte trauben herab hangen/ und der Grundherr von einem acker zugleich Weitzen/ Wein/ Oel/ und Holtz genieſſen kan. Adam Olearius hat dergleichen Baum-reben am Caſpiſchen Meer/ wie auch in Aſtara einer Landſchafft von Hyrcanien wahr genommen/ wie er zeuget in ſeiner Perſianiſchen Reiſe Part. II. p. 279. & Part. III. p. 476. De arbuſtandi ratione egregie etiam diſſerit Petrus Bello- nius De negl. ſtirp. cult. Problem. XVIII. 4. Vitis jugata, Joch-reben. Das wort Jugum hat bey den alten Roͤmi- ſchen Scribenteu vielerley deutnng: hier aber wird es genommen fuͤr ein haͤltniß oder geſtelle die Weinreben auff zufuͤhren in agris nondum arbuſtatis, auff den jeni- gen aͤckern/ welche mit lebendigen baͤumen noch nicht beſetzet ſind. Man ſtecket je zwo und zwo ſtangen kreutzweiß uͤber einander in die erde/ bindet ſie im kreutz zuſam- men/ und ſtrecket oben her eine dritte ſtange von einem joch zum andern; faͤhret alſo fort/

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/284>, abgerufen am 27.11.2024.