Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Wartung der erwachsenen Bäume. begiesset zu abends das erdreich und die wurzeln mit wasser/ daß es die nacht über vestzusammen friere. Folgenden tags wenn wurzel und grund bevestiget sind/ werden die pfäle und stützen hinweg gethan/ der baum auff eine seite geneiget/ und die Spitz- wurtzel mit einem Beil abgehawen. Alsdan hebet ihn aus dem loche samt dem an- gefrornen erdreich/ leget ihn auff einen Schlitten/ führet ihn zu der bereiteten gruben/ setzet ihn ein wie er zuvor gestanden/ füllet den übrigen raum mit guter erde und mist aus/ so sol der Baum des versetzens wenig empfinden/ sondern folgenden Frühling guten wachstum zeigen. Drittens/ was die versetzung im Sommer betrifft/ wenn alles schon voller VII. Vom Vnterstützen. Wieder der Winde hefftiges wüten ist dieses ein so wol dienliches/ als nöhti- VIII. Vom Obstbrechen. Umb besser nachricht willen könte man unser Obstwerck in drey sorten austhei- die
Wartung der erwachſenen Baͤume. begieſſet zu abends das erdreich und die wurzeln mit waſſer/ daß es die nacht uͤber veſtzuſammen friere. Folgenden tags wenn wurzel und grund beveſtiget ſind/ werden die pfaͤle und ſtuͤtzen hinweg gethan/ der baum auff eine ſeite geneiget/ und die Spitz- wurtzel mit einem Beil abgehawen. Alsdan hebet ihn aus dem loche ſamt dem an- gefrornen erdreich/ leget ihn auff einen Schlitten/ fuͤhret ihn zu der bereiteten gruben/ ſetzet ihn ein wie er zuvor geſtanden/ fuͤllet den uͤbrigen raum mit guter erde und miſt aus/ ſo ſol der Baum des verſetzens wenig empfinden/ ſondern folgenden Fruͤhling guten wachſtum zeigen. Drittens/ was die verſetzung im Sommer betrifft/ wenn alles ſchon voller VII. Vom Vnterſtuͤtzen. Wieder der Winde hefftiges wuͤten iſt dieſes ein ſo wol dienliches/ als noͤhti- VIII. Vom Obſtbrechen. Umb beſſer nachricht willen koͤnte man unſer Obſtwerck in drey ſorten austhei- die
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Wartung der erwachſenen Baͤume.
begieſſet zu abends das erdreich und die wurzeln mit waſſer/ daß es die nacht uͤber veſt
zuſammen friere. Folgenden tags wenn wurzel und grund beveſtiget ſind/ werden
die pfaͤle und ſtuͤtzen hinweg gethan/ der baum auff eine ſeite geneiget/ und die Spitz-
wurtzel mit einem Beil abgehawen. Alsdan hebet ihn aus dem loche ſamt dem an-
gefrornen erdreich/ leget ihn auff einen Schlitten/ fuͤhret ihn zu der bereiteten gruben/
ſetzet ihn ein wie er zuvor geſtanden/ fuͤllet den uͤbrigen raum mit guter erde und miſt
aus/ ſo ſol der Baum des verſetzens wenig empfinden/ ſondern folgenden Fruͤhling
guten wachſtum zeigen.
Drittens/ was die verſetzung im Sommer betrifft/ wenn alles ſchon voller
laub iſt/ ſo wird dieſelbe an gantz erſtarckten baͤumen vergeblich fuͤrgenommen: an
ſechs und minderjaͤhrigen baͤumlein aber/ wie auch an Stauden-gewaͤchſen/ iſt es
wol muͤglich/ und geſchiehet alſo. Sintemahl die wurzeln ſich gemeinlich mit der
Trauffe des baums gleichen/ ſo grabet nach anweiſung derſelben ein graͤblein rings
uͤmb her/ ſchneidet die enden der wurzeln loß/ fahret alſo immer tieffer/ bis ihr den
baum im grunde gaͤntzlich geloͤſet habet. Nehmet alsdan grobe leinene tuͤcher mit
waſſer angefeuchtet/ ſchlaget dieſelben uͤmb die geloͤſete wurzeln mit dem daran han-
gendem erdreich glat uͤmb/ daß alles beyſammen bleibe/ hebet alſo den baum auff/ und
ſetzet ihn in ſeine neue Grube/ welche mit linder erde fleißig muß aus geſchuͤttet ſeyn/
damit die wurzeln nicht gedrucket werden moͤgen. Nachdem er nun wol geſtellet/ ſo
begieſſet das erdreich uͤmbher ſatſam: jedoch beleget es auch oder machet dafuͤr einen
ſchirm/ daß es von der Sonnen hitze nicht moͤge beruͤhret werden: fahret endlich mit
dem gieſſen ſo lang fort/ bis die hangende blaͤtter ſich wieder erheben/ und ein zeichen
geben/ daß der baum dieſe gefaͤhrliche verſetzung uͤberwunden habe.
VII. Vom Vnterſtuͤtzen.
Wieder der Winde hefftiges wuͤten iſt dieſes ein ſo wol dienliches/ als noͤhti-
ges mittel/ zu verhuͤten daß die mit fruͤchten reich beladene und ſich beugende aͤſte nicht
gar von dem ſtamme abſchlitzen/ dadurch denn nicht allein die fruͤchte verderben/ ſon-
dern auch der baum verunzieret wird. Derowegen ſol man bey zeit einen vorraht
von guten ſtarcken ſtuͤtzen unterſchiedlicher laͤnge anſchaffen/ und derſelben ſo viel
noͤhtig/ ſotanen baͤumen unterſtellen: oder man lege zuvor ſtangen unter/ und hebe
alſo die aͤſte mit den ſtuͤtzen auff. Was aber die gar hohe und weit ausgebreitete
Obſtbaͤume betrifft/ wenn derſelben ſtaͤrckeſte aͤſte ſich von dem ſtamm abſpalten wol-
len/ ſolche muͤſſen mit klammern gefaſſet werden.
VIII. Vom Obſtbrechen.
Umb beſſer nachricht willen koͤnte man unſer Obſtwerck in drey ſorten austhei-
len/ und jedweder zweene Monat zulegen. Alſo von den gepfropfften Steinobſt
werden Kirſchen/ Aprikoſen/ und dergleichen im May und Junio zeitig: das Fruͤh-
oder Sommer-Obſt/ als etliche art Apffel und Birnen/ im Julio und Auguſto:
endlich das Winter oder Lager-Obſt im September und Weinmonat. Die beyden
erſten betreffend/ weil ſie an ſich ſelbſt nicht dawren koͤnnen/ hat man bey ihrer ab-
brechung auff den Mondſchein ſo ſehr nicht zu ſehen/ ſondern man bricht ſie/ wenn ſie
gnugſam zeitig ſcheinen: das Lagerobſt aber erfodert etwas mehr auffſicht.
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