Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des II. Buchs VII. Cap. vertrawete. Hierauff hat sich befunden/ daß der gestanck der ersten blume zimlichgemiltert: nachdem man aber von selbiger den samen abgenommen/ und abermahl also ein geweichet/ hat die andre blume viel lieblicher gerochen: dieser samen hat man gleicher massen gehandhabet/ und befunden/ daß die dritte blume ihren wilden geruch gantz verlohren/ und einen aus Mosch und Rosen zusammen gesetzten angenommen. Auch durchstechen etliche im verpflantzen die wurzeln der Topffneglein/ und III. Einfache Blumen in gefülte zu verwandeln. Solches geschiehet durch warnehmung der Mondwechsel theils bey der Aus- IV. Doppelte Blumen zu zielen. Nehmet zwo Zwiebeln von Tulipen/ schneidet sie fast in der mitten der länge Auch sol solche verdoppelung nach etlicher meinung geschehen können durch zu- stos-
Des II. Buchs VII. Cap. vertrawete. Hierauff hat ſich befunden/ daß der geſtanck der erſten blume zimlichgemiltert: nachdem man aber von ſelbiger den ſamen abgenommen/ und abermahl alſo ein geweichet/ hat die andre blume viel lieblicher gerochen: dieſer ſamen hat man gleicher maſſen gehandhabet/ und befunden/ daß die dritte blume ihren wilden geruch gantz verlohren/ und einen aus Moſch und Roſen zuſammen geſetzten angenommen. Auch durchſtechen etliche im verpflantzen die wurzeln der Topffneglein/ und III. Einfache Blumen in gefuͤlte zu verwandeln. Solches geſchiehet durch warnehmung der Mondwechſel theils bey der Auſ- IV. Doppelte Blumen zu zielen. Nehmet zwo Zwiebeln von Tulipen/ ſchneidet ſie faſt in der mitten der laͤnge Auch ſol ſolche verdoppelung nach etlicher meinung geſchehen koͤnnen durch zu- ſtoſ-
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Des II. Buchs VII. Cap.
vertrawete. Hierauff hat ſich befunden/ daß der geſtanck der erſten blume zimlich
gemiltert: nachdem man aber von ſelbiger den ſamen abgenommen/ und abermahl
alſo ein geweichet/ hat die andre blume viel lieblicher gerochen: dieſer ſamen hat man
gleicher maſſen gehandhabet/ und befunden/ daß die dritte blume ihren wilden geruch
gantz verlohren/ und einen aus Moſch und Roſen zuſammen geſetzten angenommen.
Auch durchſtechen etliche im verpflantzen die wurzeln der Topffneglein/ und
fuͤgen behende hinein gantze Wurzneglein oder ſtuͤcke davon geſpalten/ in hoffnung/
den blumen dadurch einen ſtarcken geruch zugleich mit der nahrung einzufloͤſſen.
Gemeine Centifolien-Roſen werden am geruch mercklich verbeſſert/ wenn man ſie
auff Moſcaten-Roſen pfroffet: ob aber Roſen an liebligkeit des geruchs ſehr zuneh-
men moͤchten/ wenn man beym verſetzen umb ihre wurzeln Roſenkraͤntze windet/ und
ſie damit eingraͤbet: oder wenn man Knoblauch und Zwiebeln nechſt bey Roſen-ſtau-
den zielet/ wie Keyſer Conſtantinus Pogonatus lib. XI. de Agricult. c. 19. und Theo-
phraſtus l. VI. de Cauſſ. plant. c. 28. ſchreiben/ ſolches ſtehet zu erfahren.
III. Einfache Blumen in gefuͤlte zu verwandeln.
Solches geſchiehet durch warnehmung der Mondwechſel theils bey der Auſ-
ſaat/ theils bey der Verpflantzung. Recht in der ſtunde/ da der Mond voll wird/ ſaͤet
Naͤglein/ Ringelblumen und dergleichen/ ob ſchon der ſame von einfachen waͤre/ ſo
wachſen doch daraus viel gefuͤlte: gleichwol muß man das uͤberfluͤßige kraut zeitig
abſchneiden/ und nicht zu laſſen/ daß die gantze krafft in die blaͤtter gehe. Dieſelbige
zeit nehmet auch im verſetzen in acht/ und zwar verſetzet die einfache Neglein offters/
als einmahl im Fruͤhling/ dan abermahl im Herbſt: folgends wiederumb im Fruͤh-
ling/ und laſſet ſie indeſſen zu keiner bluͤhe kommen/ ſondern wehret ihnen durch ab-
brechung der knoſpen: ſo werden ſie folgenden Sommer gefuͤllet erſcheinen/ wie ſol-
ches Lauremberg l. I. c. 17. und 28. waar befunden. Von einfachen Narciſſen zeu-
get imgleichen Remb. Dodonæus Pempt. II. Herbar. lib. 2. c. 21. daß ſie durch ver-
pflantzen gefuͤlte blumen zu tragen pflegen.
IV. Doppelte Blumen zu zielen.
Nehmet zwo Zwiebeln von Tulipen/ ſchneidet ſie faſt in der mitten der laͤnge
nach von einander/ jedoch alſo daß der mittelſte theil nicht verletzet werde: fuͤget ſie
gerad an einander/ uͤmbwindet ſie mit einem blad Loͤſchpapier/ und darauff mit ei-
nem faden/ damit es gleichſam eine zwiebel werde/ und ſetzet ſie behoͤrlich in die erde:
ſo wird daraus ein doppelter ſtiel/ nicht rund/ ſondern etwas breit/ herfuͤr wachſen/
und die blume oben drauff wird zwoer Tulipen blaͤtter an der zahl haben. Der aber
dieſes Kunſtuͤck der verdoppelung verſuchen wil/ muß nicht nur ein paar Tulpen-
zwiebeln/ ſondern derer eine gute anzahl zuſammen binden: ſintemahl unter zehen
oder zwoͤlff paaren kaum eines oder das ander wol gerahten pfleget.
Auch ſol ſolche verdoppelung nach etlicher meinung geſchehen koͤnnen durch zu-
ſammenſetzung des Samens/ alſo daß man in ein kluͤmplein Schaffmiſt etliche Sa-
menkoͤrner feſt zuſammen druͤcket/ ein papyr einfach daruͤmb wickelt/ es alſo in bequem
erdreich graͤbet/ und zur nohtdurfft begeuſt: ſo wird daraus ein gewaͤchs mit doppel-
ten blaͤttern oder blumen. Man koͤnte auch ſotane Samen in ein duͤnnes roͤhrlein/
ſo oben enger als unten/ ſchuͤtten/ nachmahls auffgericht eingraben/ damit die herfuͤr-
ſtoſ-
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Zitationshilfe: | Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/146>, abgerufen am 16.07.2024. |