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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Affen/ Wurm-Affen/ Urin-Affen/ und unzähl-
bare andere/ die ich selbst nicht alle benennen kan.

Die Verrichtung aber dieses gantzen Affen-
Geschlechts ist nichts anders/ als daß sie die
Krancken heimsuchen/ die Medicamenten selbsten
verfertigen/ und selbige mit der Bürst der Wohl-
Redenheit auffs beste hervor streichen; geschicht
es nun/ daß es bißweilen hilfft/ und die Kranck-
heit von sich selbsten nachlässet/ da verdienen sie
ein unsterbliches Lob/ da heist es: Diese gute
Frau ist wohl erfahren in allen Sachen/ sie weiß
die Clystir nach der Orthography zu praepari-
ren und zu appliciren/ als wann sie 25. Jahr bey
dem alten Mesue wäre in die Schul gegangen.
Dieser ehrliche Mann verstehet sich wohl auf
die Artzney/ er hat mir nechst ein klein-wintziges
Pülverlein gegeben/ dieses hat im Leib herumb
rumort/ und endlich über sich und unter sich ein
gantz Schaff voll Unflat ausgemistet/ hat mich
aber nicht mehr als vier Kreutzer gekostet/ da ich
doch unlängst ein widerwärtiges Apothecker-
Träncklein für einen halben Thaler bezahlen müs-
sen, welches mit Marter und Noth kaum acht
mahl unter sich operirt. Diese ist wohl eine
liebe und diensthaffte Jungfer, sie weiß die Ke-
ferfil-Sultz, und den Veigel-Julep so perfect
zu kochen, als wann sie mit dem Lateinischen
Koch-Löffel etliche Jahr bey den Apothecker-

Burschen
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Affen/ Wurm-Affen/ Urin-Affen/ und unzaͤhl-
bare andere/ die ich ſelbſt nicht alle benennen kan.

Die Verrichtung aber dieſes gantzen Affen-
Geſchlechts iſt nichts anders/ als daß ſie die
Krancken heimſuchen/ die Medicamenten ſelbſtẽ
verfertigen/ und ſelbige mit der Buͤrſt der Wohl-
Redenheit auffs beſte hervor ſtreichen; geſchicht
es nun/ daß es bißweilen hilfft/ und die Kranck-
heit von ſich ſelbſten nachlaͤſſet/ da verdienen ſie
ein unſterbliches Lob/ da heiſt es: Dieſe gute
Frau iſt wohl erfahren in allen Sachen/ ſie weiß
die Clyſtir nach der Orthography zu præpari-
ren und zu appliciren/ als wann ſie 25. Jahr bey
dem alten Meſue waͤre in die Schul gegangen.
Dieſer ehrliche Mann verſtehet ſich wohl auf
die Artzney/ er hat mir nechſt ein klein-wintziges
Puͤlverlein gegeben/ dieſes hat im Leib herumb
rumort/ und endlich uͤber ſich und unter ſich ein
gantz Schaff voll Unflat ausgemiſtet/ hat mich
aber nicht mehr als vier Kreutzer gekoſtet/ da ich
doch unlaͤngſt ein widerwaͤrtiges Apothecker-
Traͤncklein fuͤr einẽ halben Thaler bezahlen muͤſ-
ſen, welches mit Marter und Noth kaum acht
mahl unter ſich operirt. Dieſe iſt wohl eine
liebe und dienſthaffte Jungfer, ſie weiß die Ke-
ferfil-Sultz, und den Veigel-Julep ſo perfect
zu kochen, als wann ſie mit dem Lateiniſchen
Koch-Loͤffel etliche Jahr bey den Apothecker-

Burſchen
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[979/0995] Affen/ Wurm-Affen/ Urin-Affen/ und unzaͤhl- bare andere/ die ich ſelbſt nicht alle benennen kan. Die Verrichtung aber dieſes gantzen Affen- Geſchlechts iſt nichts anders/ als daß ſie die Krancken heimſuchen/ die Medicamenten ſelbſtẽ verfertigen/ und ſelbige mit der Buͤrſt der Wohl- Redenheit auffs beſte hervor ſtreichen; geſchicht es nun/ daß es bißweilen hilfft/ und die Kranck- heit von ſich ſelbſten nachlaͤſſet/ da verdienen ſie ein unſterbliches Lob/ da heiſt es: Dieſe gute Frau iſt wohl erfahren in allen Sachen/ ſie weiß die Clyſtir nach der Orthography zu præpari- ren und zu appliciren/ als wann ſie 25. Jahr bey dem alten Meſue waͤre in die Schul gegangen. Dieſer ehrliche Mann verſtehet ſich wohl auf die Artzney/ er hat mir nechſt ein klein-wintziges Puͤlverlein gegeben/ dieſes hat im Leib herumb rumort/ und endlich uͤber ſich und unter ſich ein gantz Schaff voll Unflat ausgemiſtet/ hat mich aber nicht mehr als vier Kreutzer gekoſtet/ da ich doch unlaͤngſt ein widerwaͤrtiges Apothecker- Traͤncklein fuͤr einẽ halben Thaler bezahlen muͤſ- ſen, welches mit Marter und Noth kaum acht mahl unter ſich operirt. Dieſe iſt wohl eine liebe und dienſthaffte Jungfer, ſie weiß die Ke- ferfil-Sultz, und den Veigel-Julep ſo perfect zu kochen, als wann ſie mit dem Lateiniſchen Koch-Loͤffel etliche Jahr bey den Apothecker- Burſchen Q q q 2

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 979. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/995>, abgerufen am 22.11.2024.