dem Speichel vermischt werden, dem Magen zuschicke, ihme eine gantze Stunde bestimme und aussetze. Einige daß sie der Sache nicht zuviel thun mögen, pflegen den Säuerling unter den Wein zu mischen, ich rathe darzu Niemanden, man darff ja nicht eben wie ein Ochse oder Kuh sauffen, ein Verständiger weiß auch mit weni- gen in der Cur den Gaumen zu erquicken, und den Magen zu stärcken, den Säuerling aber an statt des andern Geträncks über der Mahlzeit zu trincken, widerrathe ich gantz und gar, indem er die gekäueten Speisen leichtlich rohe aus den Magen mit sich in die Gedärme führen, und folglich Unverdaulichkeit, Colica und andere Beschwerniß mehr verursachen kan; wer ja we- der Wein noch Bier trincken kan, der lasse sich von Aniß oder andern Gewürtze ein gekocht Wasser zu bereiten, und trincke davon drey biß vier Gläser: Eckarth sprach, der Herr Doctor läst sich der Mühe nicht verdriessen ein und das andere zwischen ein zu repetiren, damit man es desto besser in Observanz nehme. Allein kan man denn in der Cur nicht mit wenigern Glä- sern als so vielen auskommen? Der Medicus sag- te: Ja! wer in ein jedes Glaß ein Quintlein Sauerbrunn Saltz, welches der Güte nach in hiesig-Egerischen Apotecken am besten zu be- kommen ist, zergehen lässet; der kan, mit einem
Glase
dem Speichel vermiſcht werden, dem Magen zuſchicke, ihme eine gantze Stunde beſtim̃e und ausſetze. Einige daß ſie der Sache nicht zuviel thun moͤgen, pflegen den Saͤuerling unter den Wein zu miſchen, ich rathe darzu Niemanden, man darff ja nicht eben wie ein Ochſe oder Kuh ſauffen, ein Verſtaͤndiger weiß auch mit weni- gen in der Cur den Gaumen zu erquicken, und den Magen zu ſtaͤrcken, den Saͤuerling aber an ſtatt des andern Getraͤncks uͤber der Mahlzeit zu trincken, widerrathe ich gantz und gar, indem er die gekaͤueten Speiſen leichtlich rohe aus den Magen mit ſich in die Gedaͤrme fuͤhren, und folglich Unverdaulichkeit, Colica und andere Beſchwerniß mehr verurſachen kan; wer ja we- der Wein noch Bier trincken kan, der laſſe ſich von Aniß oder andern Gewuͤrtze ein gekocht Waſſer zu bereiten, und trincke davon drey biß vier Glaͤſer: Eckarth ſprach, der Herr Doctor laͤſt ſich der Muͤhe nicht verdrieſſen ein und das andere zwiſchen ein zu repetiren, damit man es deſto beſſer in Obſervanz nehme. Allein kan man denn in der Cur nicht mit wenigern Glaͤ- ſern als ſo vielen auskom̃en? Der Medicus ſag- te: Ja! wer in ein jedes Glaß ein Quintlein Sauerbrunn Saltz, welches der Guͤte nach in hieſig-Egeriſchen Apotecken am beſten zu be- kommen iſt, zergehen laͤſſet; der kan, mit einem
Glaſe
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dem Speichel vermiſcht werden, dem Magen
zuſchicke, ihme eine gantze Stunde beſtim̃e und
ausſetze. Einige daß ſie der Sache nicht zuviel
thun moͤgen, pflegen den Saͤuerling unter den
Wein zu miſchen, ich rathe darzu Niemanden,
man darff ja nicht eben wie ein Ochſe oder Kuh
ſauffen, ein Verſtaͤndiger weiß auch mit weni-
gen in der Cur den Gaumen zu erquicken, und
den Magen zu ſtaͤrcken, den Saͤuerling aber an
ſtatt des andern Getraͤncks uͤber der Mahlzeit
zu trincken, widerrathe ich gantz und gar, indem
er die gekaͤueten Speiſen leichtlich rohe aus den
Magen mit ſich in die Gedaͤrme fuͤhren, und
folglich Unverdaulichkeit, Colica und andere
Beſchwerniß mehr verurſachen kan; wer ja we-
der Wein noch Bier trincken kan, der laſſe ſich
von Aniß oder andern Gewuͤrtze ein gekocht
Waſſer zu bereiten, und trincke davon drey biß
vier Glaͤſer: Eckarth ſprach, der Herr Doctor
laͤſt ſich der Muͤhe nicht verdrieſſen ein und das
andere zwiſchen ein zu repetiren, damit man es
deſto beſſer in Obſervanz nehme. Allein kan
man denn in der Cur nicht mit wenigern Glaͤ-
ſern als ſo vielen auskom̃en? Der Medicus ſag-
te: Ja! wer in ein jedes Glaß ein Quintlein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/830>, abgerufen am 22.11.2024.
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