Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

folgender Gestalt fort: so erkundigte ich mich,
wann derselbe etwa auf das Land fahren mög-
te, und traf sich gleich die Gelegenheit, daß
die Herren Geistlichen die Kirchen-Visitation
auf dem Lande halten sollten. Nachdem ich
vernommen, daß sie des andern Tages früh zu
geschehen beschlossen war, nahm ich 6. von
meinen besten und vertrautesten Reutern zu
mir, instruirte sie in allen, welcher massen sie
sich verhalten solten. Es schlug die Uhr achte,
da die Geistlichen ausfuhren, und durch ei-
nen Reuther uns hinterbracht wurde, stellten
demnach uns, als wann wir ihnen entgegen
kämen; Sie waren kaum ein Viertel-We-
ges von der Stadt, da ritt ich zur Carosse,
und befahl dem Kutscher stille zu halten, frag-
te beyneben wem er führe? Er antwortete: die
Herren Geistlichen zur Kirchen-Visitation,
ich fragte nochmahln, wer sind sie und wie
heissen sie? Der Kutscher nannte mir einen
nach den andern her, als er aber den Nahmen
Rhadregt nannte; sagte ich: Eben diesen will
ich haben. Herr D. Rhadregt rieff ich, er be-
liebe heraus zu kommen, ich will etliche Wor-
te mit demselben sprechen. Die Herrn Geist-
lichen gantz erschrocken antworteten: Der
Herr lasse uns passiren, die Strassen sind ja
jedermann frey zu reisen: Jch versetzte: Jch

ver-

folgender Geſtalt fort: ſo erkundigte ich mich,
wann derſelbe etwa auf das Land fahren moͤg-
te, und traf ſich gleich die Gelegenheit, daß
die Herren Geiſtlichen die Kirchen-Viſitation
auf dem Lande halten ſollten. Nachdem ich
vernommen, daß ſie des andern Tages fruͤh zu
geſchehen beſchloſſen war, nahm ich 6. von
meinen beſten und vertrauteſten Reutern zu
mir, inſtruirte ſie in allen, welcher maſſen ſie
ſich verhalten ſolten. Es ſchlug die Uhr achte,
da die Geiſtlichen ausfuhren, und durch ei-
nen Reuther uns hinterbracht wurde, ſtellten
demnach uns, als wann wir ihnen entgegen
kaͤmen; Sie waren kaum ein Viertel-We-
ges von der Stadt, da ritt ich zur Caroſſe,
und befahl dem Kutſcher ſtille zu halten, frag-
te beyneben wem er fuͤhre? Er antwortete: die
Herren Geiſtlichen zur Kirchen-Viſitation,
ich fragte nochmahln, wer ſind ſie und wie
heiſſen ſie? Der Kutſcher nannte mir einen
nach den andern her, als er aber den Nahmen
Rhadregt nannte; ſagte ich: Eben dieſen will
ich haben. Herr D. Rhadregt rieff ich, er be-
liebe heraus zu kommen, ich will etliche Wor-
te mit demſelben ſprechen. Die Herrn Geiſt-
lichen gantz erſchrocken antworteten: Der
Herr laſſe uns pasſiren, die Straſſen ſind ja
jedermann frey zu reiſen: Jch verſetzte: Jch

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="64"/>
folgender Ge&#x017F;talt fort: &#x017F;o erkundigte ich mich,<lb/>
wann der&#x017F;elbe etwa auf das Land fahren mo&#x0364;g-<lb/>
te, und traf &#x017F;ich gleich die Gelegenheit, daß<lb/>
die Herren Gei&#x017F;tlichen die Kirchen-<hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itation</hi><lb/>
auf dem Lande halten &#x017F;ollten. Nachdem ich<lb/>
vernommen, daß &#x017F;ie des andern Tages fru&#x0364;h zu<lb/>
ge&#x017F;chehen be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war, nahm ich 6. von<lb/>
meinen be&#x017F;ten und vertraute&#x017F;ten Reutern zu<lb/>
mir, <hi rendition="#aq">in&#x017F;trui</hi>rte &#x017F;ie in allen, welcher ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich verhalten &#x017F;olten. Es &#x017F;chlug die Uhr achte,<lb/>
da die Gei&#x017F;tlichen ausfuhren, und durch ei-<lb/>
nen Reuther uns hinterbracht wurde, &#x017F;tellten<lb/>
demnach uns, als wann wir ihnen entgegen<lb/>
ka&#x0364;men; Sie waren kaum ein Viertel-We-<lb/>
ges von der Stadt, da ritt ich zur <hi rendition="#aq">Caro&#x017F;&#x017F;e,</hi><lb/>
und befahl dem Kut&#x017F;cher &#x017F;tille zu halten, frag-<lb/>
te beyneben wem er fu&#x0364;hre? Er antwortete: die<lb/>
Herren Gei&#x017F;tlichen zur Kirchen-<hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itation,</hi><lb/>
ich fragte nochmahln, wer &#x017F;ind &#x017F;ie und wie<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie? Der Kut&#x017F;cher nannte mir einen<lb/>
nach den andern her, als er aber den Nahmen<lb/><hi rendition="#aq">Rhadregt</hi> nannte; &#x017F;agte ich: Eben die&#x017F;en will<lb/>
ich haben. Herr <hi rendition="#aq">D. Rhadregt</hi> rieff ich, er be-<lb/>
liebe heraus zu kommen, ich will etliche Wor-<lb/>
te mit dem&#x017F;elben &#x017F;prechen. Die Herrn Gei&#x017F;t-<lb/>
lichen gantz er&#x017F;chrocken antworteten: Der<lb/>
Herr la&#x017F;&#x017F;e uns <hi rendition="#aq">pas&#x017F;i</hi>ren, die Stra&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind ja<lb/>
jedermann frey zu rei&#x017F;en: Jch ver&#x017F;etzte: Jch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0080] folgender Geſtalt fort: ſo erkundigte ich mich, wann derſelbe etwa auf das Land fahren moͤg- te, und traf ſich gleich die Gelegenheit, daß die Herren Geiſtlichen die Kirchen-Viſitation auf dem Lande halten ſollten. Nachdem ich vernommen, daß ſie des andern Tages fruͤh zu geſchehen beſchloſſen war, nahm ich 6. von meinen beſten und vertrauteſten Reutern zu mir, inſtruirte ſie in allen, welcher maſſen ſie ſich verhalten ſolten. Es ſchlug die Uhr achte, da die Geiſtlichen ausfuhren, und durch ei- nen Reuther uns hinterbracht wurde, ſtellten demnach uns, als wann wir ihnen entgegen kaͤmen; Sie waren kaum ein Viertel-We- ges von der Stadt, da ritt ich zur Caroſſe, und befahl dem Kutſcher ſtille zu halten, frag- te beyneben wem er fuͤhre? Er antwortete: die Herren Geiſtlichen zur Kirchen-Viſitation, ich fragte nochmahln, wer ſind ſie und wie heiſſen ſie? Der Kutſcher nannte mir einen nach den andern her, als er aber den Nahmen Rhadregt nannte; ſagte ich: Eben dieſen will ich haben. Herr D. Rhadregt rieff ich, er be- liebe heraus zu kommen, ich will etliche Wor- te mit demſelben ſprechen. Die Herrn Geiſt- lichen gantz erſchrocken antworteten: Der Herr laſſe uns pasſiren, die Straſſen ſind ja jedermann frey zu reiſen: Jch verſetzte: Jch ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/80
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/80>, abgerufen am 27.11.2024.