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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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nichts mehr hinein gieng. Setzte das Gericht
dem Juden vor/ und sprach: Nun Abraham
iß! Abraham weigerte sich/ und both 4000. biß
5000. Pohlnische Gülden/ dessen überhoben zu
seyn/ zu geben. Was? sagte der Herr/ mey-
nest du Schelm/ daß dein Unflat besser sey als der
Meinige/ rieff: Bringet mir meinen Matzeck
her/ als er diesen (war sein Sebel den er also ti-
tulir
te) bekam/ zog er ihn aus der Scheide/ sagen-
de: Friß oder du must sterben. Dieser wohl
wissend/ daß der Herr nicht viel Feder-lesens
machte/ bath/ man möchte ihm doch auch wenig-
stens etwas Gewürtze geben/ solche mit einzu-
mischen. Schelm antwortete der Herr/ soll ich
als ein Herr vor dir nicht ein Vorrecht haben/
frieß oder stirb/ muste also der Jude seines Herrn
Senff/ er mocht darzu Appetit haben oder nicht/
ausessen; nach geschehenen Jmbiß/ befahl der
Herr ihm ein Glaß Brandtewein zureichen/ sa-
gende. Auff einen guten Bissen/ gehört ein gu-
ter Trunck. Gotthart sprach: Andreas man
solte den Juden fragen: Ob ihm dieses Gerich-
te so gut als andern der Schnepffen Ausfall ge-
schmeckt habe? Eckarth sagte: Ja! dieser Herr/
hat wohl wunderliche Possen/ und groß Aerger-
niß verübet/ er war einer mit unter denen Reich-
sten/ hat aber im besten Alter sein Leben endigen
müssen. Damit wir wieder auf unsern Schwein-

In-

nichts mehr hinein gieng. Setzte das Gericht
dem Juden vor/ und ſprach: Nun Abraham
iß! Abraham weigerte ſich/ und both 4000. biß
5000. Pohlniſche Guͤlden/ deſſen uͤberhoben zu
ſeyn/ zu geben. Was? ſagte der Herr/ mey-
neſt du Schelm/ daß dein Unflat beſſer ſey als der
Meinige/ rieff: Bringet mir meinen Matzeck
her/ als er dieſen (war ſein Sebel den er alſo ti-
tulir
te) bekam/ zog er ihn aus der Scheide/ ſagen-
de: Friß oder du muſt ſterben. Dieſer wohl
wiſſend/ daß der Herr nicht viel Feder-leſens
machte/ bath/ man moͤchte ihm doch auch wenig-
ſtens etwas Gewuͤrtze geben/ ſolche mit einzu-
miſchen. Schelm antwortete der Herr/ ſoll ich
als ein Herr vor dir nicht ein Vorrecht haben/
frieß oder ſtirb/ muſte alſo der Jude ſeines Herrn
Senff/ er mocht darzu Appetit haben oder nicht/
auseſſen; nach geſchehenen Jmbiß/ befahl der
Herr ihm ein Glaß Brandtewein zureichen/ ſa-
gende. Auff einen guten Biſſen/ gehoͤrt ein gu-
ter Trunck. Gotthart ſprach: Andreas man
ſolte den Juden fragen: Ob ihm dieſes Gerich-
te ſo gut als andern der Schnepffen Ausfall ge-
ſchmeckt habe? Eckarth ſagte: Ja! dieſer Herr/
hat wohl wunderliche Poſſen/ und groß Aerger-
niß veruͤbet/ er war einer mit unter denen Reich-
ſten/ hat aber im beſten Alter ſein Leben endigen
muͤſſen. Damit wir wieder auf unſern Schwein-

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[781/0797] nichts mehr hinein gieng. Setzte das Gericht dem Juden vor/ und ſprach: Nun Abraham iß! Abraham weigerte ſich/ und both 4000. biß 5000. Pohlniſche Guͤlden/ deſſen uͤberhoben zu ſeyn/ zu geben. Was? ſagte der Herr/ mey- neſt du Schelm/ daß dein Unflat beſſer ſey als der Meinige/ rieff: Bringet mir meinen Matzeck her/ als er dieſen (war ſein Sebel den er alſo ti- tulirte) bekam/ zog er ihn aus der Scheide/ ſagen- de: Friß oder du muſt ſterben. Dieſer wohl wiſſend/ daß der Herr nicht viel Feder-leſens machte/ bath/ man moͤchte ihm doch auch wenig- ſtens etwas Gewuͤrtze geben/ ſolche mit einzu- miſchen. Schelm antwortete der Herr/ ſoll ich als ein Herr vor dir nicht ein Vorrecht haben/ frieß oder ſtirb/ muſte alſo der Jude ſeines Herrn Senff/ er mocht darzu Appetit haben oder nicht/ auseſſen; nach geſchehenen Jmbiß/ befahl der Herr ihm ein Glaß Brandtewein zureichen/ ſa- gende. Auff einen guten Biſſen/ gehoͤrt ein gu- ter Trunck. Gotthart ſprach: Andreas man ſolte den Juden fragen: Ob ihm dieſes Gerich- te ſo gut als andern der Schnepffen Ausfall ge- ſchmeckt habe? Eckarth ſagte: Ja! dieſer Herr/ hat wohl wunderliche Poſſen/ und groß Aerger- niß veruͤbet/ er war einer mit unter denen Reich- ſten/ hat aber im beſten Alter ſein Leben endigen muͤſſen. Damit wir wieder auf unſern Schwein- In-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/797>, abgerufen am 07.06.2024.