Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
I.
WEr will unter Menschen leben/
Muß nicht tumm und albern
seyn.
Vor die Kleyen Korn zu geben/
Und vor Wasser schencken Wein.
Diese Einfalt wird veracht/
Und von Klugen ausgelacht.
II.
Redligkeit will auch nichts gelten/
Treue siehet man nicht mehr.
Den will man vor albern schelten/
Der da streitet vor die Ehr:
Aber der geht durch die Welt/
Der kan geben Gold und Geld.
III.
Weil ich dieses nun nicht habe/
Häng ich einen Fuchs-Schwantz an/
Dieses ist noch eine Gabe/
Dem der leugt und schmeicheln kan/
Und bey neben schielend sehen/
Durch die kluge Welt zu gehen.
IV.
Jch kan gut das Land durchstreichen
An Betrügen fehlt mirs nicht/
Jch weiß künstlich durchzuschleichen
Wann das Garn auff mich gericht/
So so muß ein Land-Artzt seyn/
Der da was will sammlen ein.
V. Mit
I.
WEr will unter Menſchen leben/
Muß nicht tumm und albern
ſeyn.
Vor die Kleyen Korn zu geben/
Und vor Waſſer ſchencken Wein.
Dieſe Einfalt wird veracht/
Und von Klugen ausgelacht.
II.
Redligkeit will auch nichts gelten/
Treue ſiehet man nicht mehr.
Den will man vor albern ſchelten/
Der da ſtreitet vor die Ehr:
Aber der geht durch die Welt/
Der kan geben Gold und Geld.
III.
Weil ich dieſes nun nicht habe/
Haͤng ich einen Fuchs-Schwantz an/
Dieſes iſt noch eine Gabe/
Dem der leugt und ſchmeicheln kan/
Und bey neben ſchielend ſehen/
Durch die kluge Welt zu gehen.
IV.
Jch kan gut das Land durchſtreichen
An Betruͤgen fehlt mirs nicht/
Jch weiß kuͤnſtlich durchzuſchleichen
Wann das Garn auff mich gericht/
So ſo muß ein Land-Artzt ſeyn/
Der da was will ſammlen ein.
V. Mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0756" n="740"/>
        <lg type="poem">
          <lg>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">I.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Er will unter Men&#x017F;chen leben/</l><lb/>
            <l>Muß nicht tumm und albern</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
            <l>Vor die Kleyen Korn zu geben/</l><lb/>
            <l>Und vor Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chencken Wein.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;e Einfalt wird veracht/</l><lb/>
            <l>Und von Klugen ausgelacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">II.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Redligkeit will auch nichts gelten/</l><lb/>
            <l>Treue &#x017F;iehet man nicht mehr.</l><lb/>
            <l>Den will man vor albern &#x017F;chelten/</l><lb/>
            <l>Der da &#x017F;treitet vor die Ehr:</l><lb/>
            <l>Aber der geht durch die Welt/</l><lb/>
            <l>Der kan geben Gold und Geld.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">III.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Weil ich die&#x017F;es nun nicht habe/</l><lb/>
            <l>Ha&#x0364;ng ich einen Fuchs-Schwantz an/</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;es i&#x017F;t noch eine Gabe/</l><lb/>
            <l>Dem der leugt und &#x017F;chmeicheln kan/</l><lb/>
            <l>Und bey neben &#x017F;chielend &#x017F;ehen/</l><lb/>
            <l>Durch die kluge Welt zu gehen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Jch kan gut das Land durch&#x017F;treichen</l><lb/>
            <l>An Betru&#x0364;gen fehlt mirs nicht/</l><lb/>
            <l>Jch weiß ku&#x0364;n&#x017F;tlich durchzu&#x017F;chleichen</l><lb/>
            <l>Wann das Garn auff mich gericht/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;o muß ein Land-Artzt &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Der da was will &#x017F;ammlen ein.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">V.</hi> Mit</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[740/0756] I. WEr will unter Menſchen leben/ Muß nicht tumm und albern ſeyn. Vor die Kleyen Korn zu geben/ Und vor Waſſer ſchencken Wein. Dieſe Einfalt wird veracht/ Und von Klugen ausgelacht. II. Redligkeit will auch nichts gelten/ Treue ſiehet man nicht mehr. Den will man vor albern ſchelten/ Der da ſtreitet vor die Ehr: Aber der geht durch die Welt/ Der kan geben Gold und Geld. III. Weil ich dieſes nun nicht habe/ Haͤng ich einen Fuchs-Schwantz an/ Dieſes iſt noch eine Gabe/ Dem der leugt und ſchmeicheln kan/ Und bey neben ſchielend ſehen/ Durch die kluge Welt zu gehen. IV. Jch kan gut das Land durchſtreichen An Betruͤgen fehlt mirs nicht/ Jch weiß kuͤnſtlich durchzuſchleichen Wann das Garn auff mich gericht/ So ſo muß ein Land-Artzt ſeyn/ Der da was will ſammlen ein. V. Mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/756
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/756>, abgerufen am 23.07.2024.