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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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wählten Gottesdienst, vor die höchste Abgötte-
rey, dadurch ich ihn mehr gelästert als geehret
hätte, erkannte, ich von GOtt und dessen Hei-
ligen verdammet wurde. Nach meinem Tode, be-
rathschlugen sich meine Mörder, hüllten mich in
eine bunte Decke ein, wie du siehest daß ich hier
vor dir stehe, und begruben mich unter mein ehe-
mahliges Pilgrams-Nest, dieweil sie aber sich
befurchteten, die That möchte allzuzeitig aus-
brechen, gruben sie mich wiederumb aus, und
verscharrten mich etliche Klafftern tieff im Gar-
then dieses Wirths-Hauses bey den Bächlein,
das darneben vorbey fleust. Jn mein weni-
ges Vermögen was sie funden, theilten sie sich
unter einander, allein das beste und meiste lie-
get noch an einen Orthe vergraben, woselbst ich
in deinen Vorbeyfahren dir mein Eckarth er-
scheinen werde, grabe nach, es ist dir verehret,
und ist ein wohl-erworbenes Guth, das bloß der
Seegen GOttes mir in meinen Leben zugeei-
gnet hat. Als ich nun so plötzlich verlohren
war, grieff die Obrigkeit, indem sie auf den hie-
sigen Wirth muthmaßte, denselben, und wie er
nun vor die Gerichten kam, und über den Mord
befraget wurde, gestunde er alles was er began-
gen hatte, und wer ihme Beyhülffe geleistet;
worauf der Köhler mit seinem Sohne, auch ge-
griffen, und endlich alle drey mit der grösten

Straf-

waͤhlten Gottesdienſt, vor die hoͤchſte Abgoͤtte-
rey, dadurch ich ihn mehr gelaͤſtert als geehret
haͤtte, erkannte, ich von GOtt und deſſen Hei-
ligen verdam̃et wurde. Nach meinem Tode, be-
rathſchlugen ſich meine Moͤꝛdeꝛ, huͤllten mich in
eine bunte Decke ein, wie du ſieheſt daß ich hier
voꝛ dir ſtehe, und begꝛuben mich unteꝛ mein ehe-
mahliges Pilgrams-Neſt, dieweil ſie aber ſich
befurchteten, die That moͤchte allzuzeitig aus-
brechen, gruben ſie mich wiederumb aus, und
verſcharrten mich etliche Klafftern tieff im Gar-
then dieſes Wirths-Hauſes bey den Baͤchlein,
das darneben vorbey fleuſt. Jn mein weni-
ges Vermoͤgen was ſie funden, theilten ſie ſich
unter einander, allein das beſte und meiſte lie-
get noch an einen Orthe vergraben, woſelbſt ich
in deinen Vorbeyfahren dir mein Eckarth er-
ſcheinen werde, grabe nach, es iſt dir verehret,
und iſt ein wohl-erworbenes Guth, das bloß deꝛ
Seegen GOttes mir in meinen Leben zugeei-
gnet hat. Als ich nun ſo ploͤtzlich verlohren
war, grieff die Obrigkeit, indem ſie auf den hie-
ſigen Wirth muthmaßte, denſelben, und wie er
nun vor die Gerichten kam, und uͤber den Mord
befraget wurde, geſtunde er alles was er began-
gen hatte, und wer ihme Beyhuͤlffe geleiſtet;
worauf der Koͤhler mit ſeinem Sohne, auch ge-
griffen, und endlich alle drey mit der groͤſten

Straf-
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[524/0540] waͤhlten Gottesdienſt, vor die hoͤchſte Abgoͤtte- rey, dadurch ich ihn mehr gelaͤſtert als geehret haͤtte, erkannte, ich von GOtt und deſſen Hei- ligen verdam̃et wurde. Nach meinem Tode, be- rathſchlugen ſich meine Moͤꝛdeꝛ, huͤllten mich in eine bunte Decke ein, wie du ſieheſt daß ich hier voꝛ dir ſtehe, und begꝛuben mich unteꝛ mein ehe- mahliges Pilgrams-Neſt, dieweil ſie aber ſich befurchteten, die That moͤchte allzuzeitig aus- brechen, gruben ſie mich wiederumb aus, und verſcharrten mich etliche Klafftern tieff im Gar- then dieſes Wirths-Hauſes bey den Baͤchlein, das darneben vorbey fleuſt. Jn mein weni- ges Vermoͤgen was ſie funden, theilten ſie ſich unter einander, allein das beſte und meiſte lie- get noch an einen Orthe vergraben, woſelbſt ich in deinen Vorbeyfahren dir mein Eckarth er- ſcheinen werde, grabe nach, es iſt dir verehret, und iſt ein wohl-erworbenes Guth, das bloß deꝛ Seegen GOttes mir in meinen Leben zugeei- gnet hat. Als ich nun ſo ploͤtzlich verlohren war, grieff die Obrigkeit, indem ſie auf den hie- ſigen Wirth muthmaßte, denſelben, und wie er nun vor die Gerichten kam, und uͤber den Mord befraget wurde, geſtunde er alles was er began- gen hatte, und wer ihme Beyhuͤlffe geleiſtet; worauf der Koͤhler mit ſeinem Sohne, auch ge- griffen, und endlich alle drey mit der groͤſten Straf-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/540>, abgerufen am 22.11.2024.