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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Erkält- und Verschleimung der Mutter, und
daher entstehen Verstopffungen der Mo-
natlichen Blume, und was dergleichen dar-
aus entspringenden Ungelegenheiten mehr
sind. Wohl! sagte Eusebia, Monsr. Thier-
hold, dieses fürwahr seiner Ehe-Liebsten täg-
lich vorzutragen höchst nöthig. Ach Eusebia!
wandte Kunigundis ein, deine Scheinhei-
ligkeit wird deinen Fehlern schon eine Decke
vorhängen: Allein, ich halte mich nach des
Celsi Meynung: daß ein Gesunder keine Re-
gel habe und nach dem gemeinen Sprich-
Wort: Jch esse was mir schmeckt, und leide
was ich kan. Thierhold antwortete, schönste
Eusebia, mein Weibgen redet mehr nach ih-
ren freyen Gemüthe, als sie der Sage nach
thut. Das lose Kind, sagte Edelmuth, ver-
beist es, so viel ihr möglich, wann ihr gleich
ein Zufall anstößt, alleine! wertheste Schwe-
ster, Denck-Mann und Reu-Melcher wer-
den gewiß einmahl kommen. Schweiget ihr
losen Vetteln alle mit einander, replicirte Ku-
nigundis, oder ich sage, was ich von euch weiß,
so dann werdet ihr so harte bestehen wie But-
ter an der Sonnen. Monsr. Thierhold,
sprach Mülard, er hat mich mit seinen gelehr-
ten Vortrag sehr wohl contentiret, allein,
weil ich in dessen Discoursen ein Wort von

unge-

Erkaͤlt- und Verſchleimung der Mutter, und
daher entſtehen Verſtopffungen der Mo-
natlichen Blume, und was dergleichen dar-
aus entſpringenden Ungelegenheiten mehr
ſind. Wohl! ſagte Euſebia, Monſr. Thier-
hold, dieſes fuͤrwahr ſeiner Ehe-Liebſten taͤg-
lich vorzutragen hoͤchſt noͤthig. Ach Euſebia!
wandte Kunigundis ein, deine Scheinhei-
ligkeit wird deinen Fehlern ſchon eine Decke
vorhaͤngen: Allein, ich halte mich nach des
Celſi Meynung: daß ein Geſunder keine Re-
gel habe und nach dem gemeinen Sprich-
Wort: Jch eſſe was mir ſchmeckt, und leide
was ich kan. Thierhold antwortete, ſchoͤnſte
Euſebia, mein Weibgen redet mehr nach ih-
ren freyen Gemuͤthe, als ſie der Sage nach
thut. Das loſe Kind, ſagte Edelmuth, ver-
beiſt es, ſo viel ihr moͤglich, wann ihr gleich
ein Zufall anſtoͤßt, alleine! wertheſte Schwe-
ſter, Denck-Mann und Reu-Melcher wer-
den gewiß einmahl kommen. Schweiget ihr
loſen Vetteln alle mit einander, replicirte Ku-
nigundis, oder ich ſage, was ich von euch weiß,
ſo dann werdet ihr ſo harte beſtehen wie But-
ter an der Sonnen. Monſr. Thierhold,
ſprach Muͤlard, er hat mich mit ſeinen gelehr-
ten Vortrag ſehr wohl contentiret, allein,
weil ich in deſſen Discourſen ein Wort von

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[36/0052] Erkaͤlt- und Verſchleimung der Mutter, und daher entſtehen Verſtopffungen der Mo- natlichen Blume, und was dergleichen dar- aus entſpringenden Ungelegenheiten mehr ſind. Wohl! ſagte Euſebia, Monſr. Thier- hold, dieſes fuͤrwahr ſeiner Ehe-Liebſten taͤg- lich vorzutragen hoͤchſt noͤthig. Ach Euſebia! wandte Kunigundis ein, deine Scheinhei- ligkeit wird deinen Fehlern ſchon eine Decke vorhaͤngen: Allein, ich halte mich nach des Celſi Meynung: daß ein Geſunder keine Re- gel habe und nach dem gemeinen Sprich- Wort: Jch eſſe was mir ſchmeckt, und leide was ich kan. Thierhold antwortete, ſchoͤnſte Euſebia, mein Weibgen redet mehr nach ih- ren freyen Gemuͤthe, als ſie der Sage nach thut. Das loſe Kind, ſagte Edelmuth, ver- beiſt es, ſo viel ihr moͤglich, wann ihr gleich ein Zufall anſtoͤßt, alleine! wertheſte Schwe- ſter, Denck-Mann und Reu-Melcher wer- den gewiß einmahl kommen. Schweiget ihr loſen Vetteln alle mit einander, replicirte Ku- nigundis, oder ich ſage, was ich von euch weiß, ſo dann werdet ihr ſo harte beſtehen wie But- ter an der Sonnen. Monſr. Thierhold, ſprach Muͤlard, er hat mich mit ſeinen gelehr- ten Vortrag ſehr wohl contentiret, allein, weil ich in deſſen Discourſen ein Wort von unge-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/52>, abgerufen am 22.11.2024.