Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

des Zorns und andern Gemüths-AEffecten sich
so enthalten, daß er nicht zuweilen excediren
solte. Eckarth replicirte, es stehet einen jeden
(bevoraus die es abwarten können) frey, was
er hierinnen amplectiren wil; Es geschiehet
wohl zum offtern daß man in Kriege und auf
Reisen, wann man nichts übrig hat die mena-
ge nolens volens
thun muß. Der General
Salanin
sagte: Es ist einsten ein alter Curiosus
der sich vor 112. Jahr ausgab, und mir anwie-
se, wie ich mein Leben auf gleiches Alter bringen
solte, zu mir kommen; alleine seine media stunden
mir nicht an; Wie zog er denn auf? fragte E-
ckarth! der General antwortete: Er gieng fast
wie ein Persianer angekleidet, einen langen weiß-
lichten Barth, sonst von feinem Ansehen, seiner
Reden nach, wolte er mir den ausgegebenen Al-
ter nach nicht conform vorkommen, doch sei-
nen Discours nach konte ich abnehmen er sey
aus einen Fürstlichen Geschlecht, gleich dem
von welchen der Herr Bruder zuvor gedacht,
entsprossen; Mein Herr Graf, ich habe diesen
Wunder-wirckenden Mann auch gesehen und
mit ihm geredet, ihm waren die Occidentalische
Sprachen nicht unbekannt, sonsten gefiel er
mir hierinnen gar wohl, daß er bey seinem
inniglichen Hochmuth gar complaisant war;
allein von diesen vorgegebenen Alter war

ich
G g 4

des Zorns und andern Gemuͤths-Æffecten ſich
ſo enthalten, daß er nicht zuweilen excediren
ſolte. Eckarth replicirte, es ſtehet einen jeden
(bevoraus die es abwarten koͤnnen) frey, was
er hierinnen amplectiren wil; Es geſchiehet
wohl zum offtern daß man in Kriege und auf
Reiſen, wann man nichts uͤbrig hat die mena-
ge nolens volens
thun muß. Der General
Salanin
ſagte: Es iſt einſten ein alter Curioſus
der ſich vor 112. Jahr ausgab, und mir anwie-
ſe, wie ich mein Leben auf gleiches Alter bringen
ſolte, zu mir kom̃en; alleine ſeine media ſtunden
mir nicht an; Wie zog er denn auf? fragte E-
ckarth! der General antwortete: Er gieng faſt
wie ein Peꝛſianer angekleidet, einen langen weiß-
lichten Barth, ſonſt von feinem Anſehen, ſeiner
Reden nach, wolte er mir den ausgegebenen Al-
ter nach nicht conform vorkommen, doch ſei-
nen Diſcours nach konte ich abnehmen er ſey
aus einen Fuͤrſtlichen Geſchlecht, gleich dem
von welchen der Herr Bruder zuvor gedacht,
entſproſſen; Mein Herr Graf, ich habe dieſen
Wunder-wirckenden Mann auch geſehen und
mit ihm geredet, ihm waren die Occidentaliſche
Sprachen nicht unbekannt, ſonſten gefiel er
mir hierinnen gar wohl, daß er bey ſeinem
inniglichen Hochmuth gar complaiſant war;
allein von dieſen vorgegebenen Alter war

ich
G g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0487" n="471"/>
des Zorns und andern Gemu&#x0364;ths-<hi rendition="#aq">Æffect</hi>en &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o enthalten, daß er nicht zuweilen <hi rendition="#aq">excedir</hi>en<lb/>
&#x017F;olte. Eckarth <hi rendition="#aq">replicir</hi>te, es &#x017F;tehet einen jeden<lb/>
(bevoraus die es abwarten ko&#x0364;nnen) frey, was<lb/>
er hierinnen <hi rendition="#aq">amplectir</hi>en wil; Es ge&#x017F;chiehet<lb/>
wohl zum offtern daß man in Kriege und auf<lb/>
Rei&#x017F;en, wann man nichts u&#x0364;brig hat die <hi rendition="#aq">mena-<lb/>
ge nolens volens</hi> thun muß. Der <hi rendition="#aq">General<lb/>
Salanin</hi> &#x017F;agte: Es i&#x017F;t ein&#x017F;ten ein alter <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;us</hi><lb/>
der &#x017F;ich vor 112. Jahr ausgab, und mir anwie-<lb/>
&#x017F;e, wie ich mein Leben auf gleiches Alter bringen<lb/>
&#x017F;olte, zu mir kom&#x0303;en; alleine &#x017F;eine <hi rendition="#aq">media</hi> &#x017F;tunden<lb/>
mir nicht an; Wie zog er denn auf? fragte E-<lb/>
ckarth! der <hi rendition="#aq">General</hi> antwortete: Er gieng fa&#x017F;t<lb/>
wie ein Pe&#xA75B;&#x017F;ianer angekleidet, einen langen weiß-<lb/>
lichten Barth, &#x017F;on&#x017F;t von feinem An&#x017F;ehen, &#x017F;einer<lb/>
Reden nach, wolte er mir den ausgegebenen Al-<lb/>
ter nach nicht <hi rendition="#aq">conform</hi> vorkommen, doch &#x017F;ei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> nach konte ich abnehmen er &#x017F;ey<lb/>
aus einen Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ge&#x017F;chlecht, gleich dem<lb/>
von welchen der Herr Bruder zuvor gedacht,<lb/>
ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en; Mein Herr Graf, ich habe die&#x017F;en<lb/>
Wunder-wirckenden Mann auch ge&#x017F;ehen und<lb/>
mit ihm geredet, ihm waren die <hi rendition="#aq">Occidentali</hi>&#x017F;che<lb/>
Sprachen nicht unbekannt, &#x017F;on&#x017F;ten gefiel er<lb/>
mir hierinnen gar wohl, daß er bey &#x017F;einem<lb/>
inniglichen Hochmuth gar <hi rendition="#aq">complai&#x017F;ant</hi> war;<lb/>
allein von die&#x017F;en vorgegebenen Alter war<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0487] des Zorns und andern Gemuͤths-Æffecten ſich ſo enthalten, daß er nicht zuweilen excediren ſolte. Eckarth replicirte, es ſtehet einen jeden (bevoraus die es abwarten koͤnnen) frey, was er hierinnen amplectiren wil; Es geſchiehet wohl zum offtern daß man in Kriege und auf Reiſen, wann man nichts uͤbrig hat die mena- ge nolens volens thun muß. Der General Salanin ſagte: Es iſt einſten ein alter Curioſus der ſich vor 112. Jahr ausgab, und mir anwie- ſe, wie ich mein Leben auf gleiches Alter bringen ſolte, zu mir kom̃en; alleine ſeine media ſtunden mir nicht an; Wie zog er denn auf? fragte E- ckarth! der General antwortete: Er gieng faſt wie ein Peꝛſianer angekleidet, einen langen weiß- lichten Barth, ſonſt von feinem Anſehen, ſeiner Reden nach, wolte er mir den ausgegebenen Al- ter nach nicht conform vorkommen, doch ſei- nen Diſcours nach konte ich abnehmen er ſey aus einen Fuͤrſtlichen Geſchlecht, gleich dem von welchen der Herr Bruder zuvor gedacht, entſproſſen; Mein Herr Graf, ich habe dieſen Wunder-wirckenden Mann auch geſehen und mit ihm geredet, ihm waren die Occidentaliſche Sprachen nicht unbekannt, ſonſten gefiel er mir hierinnen gar wohl, daß er bey ſeinem inniglichen Hochmuth gar complaiſant war; allein von dieſen vorgegebenen Alter war ich G g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/487
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/487>, abgerufen am 24.07.2024.