Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Rechte zu führen, gab der General vor. Wie
stehet es aber mit denen medicinischen Gold-
Tincturen Auro potabili, Gold-Essentzen,
Gold-Pulvern und dergleichen, Eckarth
sprach: Mein Herr Graf/ hier wolte ich
wüntschen daß ein guter Chymicus, der ih-
nen davon bessere Nach-und Unterricht ge-
ben würde, gegenwärtig seyn möchte; doch
will ich so viel ich davon hin und wieder gehö-
ret und gesehen habe, ob ich gleich wie zu-
vor, in einer so hohen Sache, keine Satisfa-
ction
werde geben können, vorbringen: Ei-
nige wollen behaupten, das Aurum Potabile
und die Essentia oder Tinctura Solis, wie
auch andere Gold-Artzeneyen, müsten nicht
anders als aus den Cörperlichen Metall, dem
Golde gemacht und zubereitet werden. Die
nun der Meynung seyn, nehmen das Corpo-
ralische Gold, lassen es mit Salien oder Aqua
Regis
zerfressen, süssen es wieder aus, nach-
dem sie das Aqua Regis oder Scheide-Was-
ser davon biß zur Trockene abgezogen haben;
dann exaltiren sie mit den Salmiac eine gilbe,
thun einen Rosen-oder andern Spiritus darzu,
diluiren solches, dann ist die Gold-Tinctur
und Aurum potabile fertig; das Gold aber
nimbt der Laborante aus dem Residuo zu-
rück, welches er einander mahl wiederumb

brau-

Rechte zu fuͤhren, gab der General vor. Wie
ſtehet es aber mit denen mediciniſchen Gold-
Tincturen Auro potabili, Gold-Eſſentzen,
Gold-Pulvern und dergleichen, Eckarth
ſprach: Mein Herr Graf/ hier wolte ich
wuͤntſchen daß ein guter Chymicus, der ih-
nen davon beſſere Nach-und Unterricht ge-
ben wuͤrde, gegenwaͤrtig ſeyn moͤchte; doch
will ich ſo viel ich davon hin und wieder gehoͤ-
ret und geſehen habe, ob ich gleich wie zu-
vor, in einer ſo hohen Sache, keine Satisfa-
ction
werde geben koͤnnen, vorbringen: Ei-
nige wollen behaupten, das Aurum Potabile
und die Eſſentia oder Tinctura Solis, wie
auch andere Gold-Artzeneyen, muͤſten nicht
anders als aus den Coͤrperlichen Metall, dem
Golde gemacht und zubereitet werden. Die
nun der Meynung ſeyn, nehmen das Corpo-
raliſche Gold, laſſen es mit Salien oder Aqua
Regis
zerfreſſen, ſuͤſſen es wieder aus, nach-
dem ſie das Aqua Regis oder Scheide-Waſ-
ſer davon biß zur Trockene abgezogen haben;
dann exaltiren ſie mit den Salmiac eine gilbe,
thun einen Roſen-oder andern Spiritus darzu,
diluiren ſolches, dann iſt die Gold-Tinctur
und Aurum potabile fertig; das Gold aber
nimbt der Laborante aus dem Reſiduo zu-
ruͤck, welches er einander mahl wiederumb

brau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0358" n="342"/>
Rechte zu fu&#x0364;hren, gab der <hi rendition="#aq">General</hi> vor. Wie<lb/>
&#x017F;tehet es aber mit denen <hi rendition="#aq">medicini</hi>&#x017F;chen Gold-<lb/><hi rendition="#aq">Tinctu</hi>ren <hi rendition="#aq">Auro potabili,</hi> Gold-<hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;en</hi>tzen,<lb/>
Gold-Pulvern und dergleichen, Eckarth<lb/>
&#x017F;prach: Mein Herr Graf/ hier wolte ich<lb/>
wu&#x0364;nt&#x017F;chen daß ein guter <hi rendition="#aq">Chymicus,</hi> der ih-<lb/>
nen davon be&#x017F;&#x017F;ere Nach-und Unterricht ge-<lb/>
ben wu&#x0364;rde, gegenwa&#x0364;rtig &#x017F;eyn mo&#x0364;chte; doch<lb/>
will ich &#x017F;o viel ich davon hin und wieder geho&#x0364;-<lb/>
ret und ge&#x017F;ehen habe, ob ich gleich wie zu-<lb/>
vor, in einer &#x017F;o hohen Sache, keine <hi rendition="#aq">Satisfa-<lb/>
ction</hi> werde geben ko&#x0364;nnen, vorbringen: Ei-<lb/>
nige wollen behaupten, das <hi rendition="#aq">Aurum Potabile</hi><lb/>
und die <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;entia</hi> oder <hi rendition="#aq">Tinctura Solis,</hi> wie<lb/>
auch andere Gold-Artzeneyen, mu&#x0364;&#x017F;ten nicht<lb/>
anders als aus den Co&#x0364;rperlichen <hi rendition="#aq">Metall,</hi> dem<lb/>
Golde gemacht und zubereitet werden. Die<lb/>
nun der Meynung &#x017F;eyn, nehmen das Corpo-<lb/>
rali&#x017F;che Gold, la&#x017F;&#x017F;en es mit <hi rendition="#aq">Salien</hi> oder <hi rendition="#aq">Aqua<lb/>
Regis</hi> zerfre&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en es wieder aus, nach-<lb/>
dem &#x017F;ie das <hi rendition="#aq">Aqua Regis</hi> oder Scheide-Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er davon biß zur Trockene abgezogen haben;<lb/>
dann <hi rendition="#aq">exalti</hi>ren &#x017F;ie mit den <hi rendition="#aq">Salmiac</hi> eine gilbe,<lb/>
thun einen Ro&#x017F;en-oder andern <hi rendition="#aq">Spiritus</hi> darzu,<lb/><hi rendition="#aq">dilui</hi>ren &#x017F;olches, dann i&#x017F;t die Gold-<hi rendition="#aq">Tinctur</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Aurum potabile</hi> fertig; das Gold aber<lb/>
nimbt der <hi rendition="#aq">Laborant</hi>e aus dem <hi rendition="#aq">Re&#x017F;iduo</hi> zu-<lb/>
ru&#x0364;ck, welches er einander mahl wiederumb<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">brau-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0358] Rechte zu fuͤhren, gab der General vor. Wie ſtehet es aber mit denen mediciniſchen Gold- Tincturen Auro potabili, Gold-Eſſentzen, Gold-Pulvern und dergleichen, Eckarth ſprach: Mein Herr Graf/ hier wolte ich wuͤntſchen daß ein guter Chymicus, der ih- nen davon beſſere Nach-und Unterricht ge- ben wuͤrde, gegenwaͤrtig ſeyn moͤchte; doch will ich ſo viel ich davon hin und wieder gehoͤ- ret und geſehen habe, ob ich gleich wie zu- vor, in einer ſo hohen Sache, keine Satisfa- ction werde geben koͤnnen, vorbringen: Ei- nige wollen behaupten, das Aurum Potabile und die Eſſentia oder Tinctura Solis, wie auch andere Gold-Artzeneyen, muͤſten nicht anders als aus den Coͤrperlichen Metall, dem Golde gemacht und zubereitet werden. Die nun der Meynung ſeyn, nehmen das Corpo- raliſche Gold, laſſen es mit Salien oder Aqua Regis zerfreſſen, ſuͤſſen es wieder aus, nach- dem ſie das Aqua Regis oder Scheide-Waſ- ſer davon biß zur Trockene abgezogen haben; dann exaltiren ſie mit den Salmiac eine gilbe, thun einen Roſen-oder andern Spiritus darzu, diluiren ſolches, dann iſt die Gold-Tinctur und Aurum potabile fertig; das Gold aber nimbt der Laborante aus dem Reſiduo zu- ruͤck, welches er einander mahl wiederumb brau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/358
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/358>, abgerufen am 19.05.2024.