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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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zweiffeln wir gar nicht, es ist nur unser Schertz
gewesen. Hierauff gieng es drunten von der
Soldatesca auf ein Vivat, im Saal aber auf
die Gesundheiten loß, biß nach geendigter Ta-
fel, ein jeder mit gebührenden Reverentz Ab-
schied nahm, und sich nach erlangter Dimis-
sion
in sein Quartier begab. Nachdem ich
dieses hörte und sahe, vermeynte ich, es solte
noch wohl ein mahl geschehen, daß ich zu der
Wissenschafft der Verwandlung der Metallen
kommen und gelangen würde, und wann ich
nur Zeit hatte, laß ich fleißig im Basilio Valen-
tino,
den ich, weil er mir ehemahls sonderlich
recommendiret wurde, sehr aestimirte; Jch
bekam endlich durch vieles und wiederholtes
Lesen einige, ob gleich ungegründete Wissen-
schafft, biß ich einsmahls zu Thoren in Preus-
sen, im Wirths-Hause zum dreyen Königen
einen Tisch-Cameraden hatte, derselbe war
ein Mensch von vortreff lichen Qualitäten,
und ein perfecter Chymicus der sagte eins-
mahls, ich muß doch meinen Herren ein eini-
ges Kunst-Stücklein zeigen, damit der Herr
Wirth keine böse Gedancken, als würde ich
ihn nicht bezahlen, weil ich keine Reise-Truhen
mit mir führe, von mir machen möchte, und
weiln gleich ein Hungarischer Wein-Händler
mit am Tische war, sprach er zu ihm: Mein

Herr

zweiffeln wir gar nicht, es iſt nur unſer Schertz
geweſen. Hierauff gieng es drunten von der
Soldateſca auf ein Vivat, im Saal aber auf
die Geſundheiten loß, biß nach geendigter Ta-
fel, ein jeder mit gebuͤhrenden Reverentz Ab-
ſchied nahm, und ſich nach erlangter Dimis-
ſion
in ſein Quartier begab. Nachdem ich
dieſes hoͤrte und ſahe, vermeynte ich, es ſolte
noch wohl ein mahl geſchehen, daß ich zu der
Wiſſenſchafft der Verwandlung der Metallen
kommen und gelangen wuͤrde, und wann ich
nur Zeit hatte, laß ich fleißig im Baſilio Valen-
tino,
den ich, weil er mir ehemahls ſonderlich
recommendiret wurde, ſehr æſtimirte; Jch
bekam endlich durch vieles und wiederholtes
Leſen einige, ob gleich ungegruͤndete Wiſſen-
ſchafft, biß ich einsmahls zu Thoren in Preuſ-
ſen, im Wirths-Hauſe zum dreyen Koͤnigen
einen Tiſch-Cameraden hatte, derſelbe war
ein Menſch von vortreff lichen Qualitaͤten,
und ein perfecter Chymicus der ſagte eins-
mahls, ich muß doch meinen Herren ein eini-
ges Kunſt-Stuͤcklein zeigen, damit der Herr
Wirth keine boͤſe Gedancken, als wuͤrde ich
ihn nicht bezahlen, weil ich keine Reiſe-Truhen
mit mir fuͤhre, von mir machen moͤchte, und
weiln gleich ein Hungariſcher Wein-Haͤndler
mit am Tiſche war, ſprach er zu ihm: Mein

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[294/0310] zweiffeln wir gar nicht, es iſt nur unſer Schertz geweſen. Hierauff gieng es drunten von der Soldateſca auf ein Vivat, im Saal aber auf die Geſundheiten loß, biß nach geendigter Ta- fel, ein jeder mit gebuͤhrenden Reverentz Ab- ſchied nahm, und ſich nach erlangter Dimis- ſion in ſein Quartier begab. Nachdem ich dieſes hoͤrte und ſahe, vermeynte ich, es ſolte noch wohl ein mahl geſchehen, daß ich zu der Wiſſenſchafft der Verwandlung der Metallen kommen und gelangen wuͤrde, und wann ich nur Zeit hatte, laß ich fleißig im Baſilio Valen- tino, den ich, weil er mir ehemahls ſonderlich recommendiret wurde, ſehr æſtimirte; Jch bekam endlich durch vieles und wiederholtes Leſen einige, ob gleich ungegruͤndete Wiſſen- ſchafft, biß ich einsmahls zu Thoren in Preuſ- ſen, im Wirths-Hauſe zum dreyen Koͤnigen einen Tiſch-Cameraden hatte, derſelbe war ein Menſch von vortreff lichen Qualitaͤten, und ein perfecter Chymicus der ſagte eins- mahls, ich muß doch meinen Herren ein eini- ges Kunſt-Stuͤcklein zeigen, damit der Herr Wirth keine boͤſe Gedancken, als wuͤrde ich ihn nicht bezahlen, weil ich keine Reiſe-Truhen mit mir fuͤhre, von mir machen moͤchte, und weiln gleich ein Hungariſcher Wein-Haͤndler mit am Tiſche war, ſprach er zu ihm: Mein Herr

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/310>, abgerufen am 18.05.2024.