bald verworffen werden, daß es unmöglich zu practiciren sey, bevoraus von einen verstän- digen und erfahrnen Manne. Ob gleich zu- weilen dergleichen Reden Unverständige, umb sich einen Nahmen zu machen imitiren und zur Folge brauchen, im Effect aber nichts erweisen noch darthun. Daß ihr von Stein der Weisen redet, kommen mir derer Scriben- ten wunderliche Arthen selbst seltzam vor, ob er kan also zugerichtet werden, daß er in Kranckheiten solche Krafft habe, als man ih- me zuschreibet, und in Verwandelung der Metallen gleiche Wirckung thue, will ich nicht verneinen: Daß ein Stein der Weisen sey, muß ich gestehen, und halte ich vor unnö- thig, davon so viel Dicentes zu machen, denn die Natur weiset es uns selbsten; Jch habe ihn auf roth und weiß in meinem Händen ge- habt, der rothe sahe aus als ein verbrandes Blut, den weissen aber gleichte seine Klarheit auch nicht der erst gefallene Schnee, welcher gegen selbigen schwartz zu scheinen schiene. Jn- dem hielt Eckarth etwas stille: Mein Herr Vater, sagte Siegfried, wo es ihnen nicht zu- wider wäre, bitte ich zum gehorsambsten die- sen Discours ein wenig weitläufftiger groß- günstig auszuführen. Nach seinen Gefal- len werthester Herr Siegfried, antwortete
Eckarth.
bald verworffen werden, daß es unmoͤglich zu practiciren ſey, bevoraus von einen verſtaͤn- digen und erfahrnen Manne. Ob gleich zu- weilen dergleichen Reden Unverſtaͤndige, umb ſich einen Nahmen zu machen imitiren und zur Folge brauchen, im Effect aber nichts erweiſen noch darthun. Daß ihr von Stein der Weiſen redet, kommen mir derer Scriben- ten wunderliche Arthen ſelbſt ſeltzam vor, ob er kan alſo zugerichtet werden, daß er in Kranckheiten ſolche Krafft habe, als man ih- me zuſchreibet, und in Verwandelung der Metallen gleiche Wirckung thue, will ich nicht verneinen: Daß ein Stein der Weiſen ſey, muß ich geſtehen, und halte ich vor unnoͤ- thig, davon ſo viel Dicentes zu machen, denn die Natur weiſet es uns ſelbſten; Jch habe ihn auf roth und weiß in meinem Haͤnden ge- habt, der rothe ſahe aus als ein verbrandes Blut, den weiſſen aber gleichte ſeine Klarheit auch nicht der erſt gefallene Schnee, welcher gegen ſelbigen ſchwartz zu ſcheinen ſchiene. Jn- dem hielt Eckarth etwas ſtille: Mein Herr Vater, ſagte Siegfried, wo es ihnen nicht zu- wider waͤre, bitte ich zum gehorſambſten die- ſen Discours ein wenig weitlaͤufftiger groß- guͤnſtig auszufuͤhren. Nach ſeinen Gefal- len wertheſter Herr Siegfried, antwortete
Eckarth.
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bald verworffen werden, daß es unmoͤglich
zu practiciren ſey, bevoraus von einen verſtaͤn-
digen und erfahrnen Manne. Ob gleich zu-
weilen dergleichen Reden Unverſtaͤndige,
umb ſich einen Nahmen zu machen imitiren
und zur Folge brauchen, im Effect aber nichts
erweiſen noch darthun. Daß ihr von Stein
der Weiſen redet, kommen mir derer Scriben-
ten wunderliche Arthen ſelbſt ſeltzam vor, ob
er kan alſo zugerichtet werden, daß er in
Kranckheiten ſolche Krafft habe, als man ih-
me zuſchreibet, und in Verwandelung der
Metallen gleiche Wirckung thue, will ich
nicht verneinen: Daß ein Stein der Weiſen
ſey, muß ich geſtehen, und halte ich vor unnoͤ-
thig, davon ſo viel Dicentes zu machen, denn
die Natur weiſet es uns ſelbſten; Jch habe
ihn auf roth und weiß in meinem Haͤnden ge-
habt, der rothe ſahe aus als ein verbrandes
Blut, den weiſſen aber gleichte ſeine Klarheit
auch nicht der erſt gefallene Schnee, welcher
gegen ſelbigen ſchwartz zu ſcheinen ſchiene. Jn-
dem hielt Eckarth etwas ſtille: Mein Herr
Vater, ſagte Siegfried, wo es ihnen nicht zu-
wider waͤre, bitte ich zum gehorſambſten die-
ſen Discours ein wenig weitlaͤufftiger groß-
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len wertheſter Herr Siegfried, antwortete
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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