so dann eine neue Haut überziehen, da be- danckte sich das Frauenzimmer, lieber ihre an- habende Haut mit denen Gruben und Nar- ben zu behalten, als eine andere durch so viel Schmertzen und vielleicht schändlichere Er- folge ihr überziehen zu lassen. Siegfried re- gerirte, ich halte davor, diese Leuthe geben mit Fleiß dergleichen unmögliche Cur zu ver- richten vor, wohl wissende: daß sich niemand einer solchen Schmertz-hafften und ungewis- sen Cur unterwerffen werde, auf daß sie vor sonderliche Künstler möchten gehalten werden, umb ihre andere Vermischung desto besser loß zu werden. Fahret fort Andreas; Andreas sprach: Zuweilen finden sich unter ihnen Al- kumisten, wie sie sich nennen, die wollen ihre Artzeneyen in den Monden zurichten, und in der Sonne distilliren, und führen den Spruch aus den 19ten Psalm an. Ein Tag verkün- diget es den andern, und eine Nacht thuts kunt der andern, wie auch melden sie, der Mond müsse den Anfang machen, wann die Sonne was Gutes auswircken solte, andere vermeynen dem Wercke näher zu kommen, mit den Seegen Jacobs dem er den Joseph gab, du bist geseegnet mit Seegen oben vom Himmel herab, mit Seegen von der Tieffe. Eckarth fiel Andreas in die Rede, der Seegen
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ſo dann eine neue Haut uͤberziehen, da be- danckte ſich das Frauenzimmer, lieber ihre an- habende Haut mit denen Gruben und Nar- ben zu behalten, als eine andere durch ſo viel Schmertzen und vielleicht ſchaͤndlichere Er- folge ihr uͤberziehen zu laſſen. Siegfried re- gerirte, ich halte davor, dieſe Leuthe geben mit Fleiß dergleichen unmoͤgliche Cur zu ver- richten vor, wohl wiſſende: daß ſich niemand einer ſolchen Schmertz-hafften und ungewiſ- ſen Cur unterwerffen werde, auf daß ſie vor ſonderliche Kuͤnſtler moͤchten gehalten werden, umb ihre andere Vermiſchung deſto beſſer loß zu werden. Fahret fort Andreas; Andreas ſprach: Zuweilen finden ſich unter ihnen Al- kumiſten, wie ſie ſich nennen, die wollen ihre Artzeneyen in den Monden zurichten, und in der Sonne diſtilliren, und fuͤhren den Spruch aus den 19ten Pſalm an. Ein Tag verkuͤn- diget es den andern, und eine Nacht thuts kunt der andern, wie auch melden ſie, der Mond muͤſſe den Anfang machen, wann die Sonne was Gutes auswircken ſolte, andere vermeynen dem Wercke naͤher zu kommen, mit den Seegen Jacobs dem er den Joſeph gab, du biſt geſeegnet mit Seegen oben vom Himmel herab, mit Seegen von der Tieffe. Eckarth fiel Andreas in die Rede, der Seegen
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ſo dann eine neue Haut uͤberziehen, da be-
danckte ſich das Frauenzimmer, lieber ihre an-
habende Haut mit denen Gruben und Nar-
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Schmertzen und vielleicht ſchaͤndlichere Er-
folge ihr uͤberziehen zu laſſen. Siegfried re-
gerirte, ich halte davor, dieſe Leuthe geben
mit Fleiß dergleichen unmoͤgliche Cur zu ver-
richten vor, wohl wiſſende: daß ſich niemand
einer ſolchen Schmertz-hafften und ungewiſ-
ſen Cur unterwerffen werde, auf daß ſie vor
ſonderliche Kuͤnſtler moͤchten gehalten werden,
umb ihre andere Vermiſchung deſto beſſer loß
zu werden. Fahret fort Andreas; Andreas
ſprach: Zuweilen finden ſich unter ihnen Al-
kumiſten, wie ſie ſich nennen, die wollen ihre
Artzeneyen in den Monden zurichten, und in
der Sonne diſtilliren, und fuͤhren den Spruch
aus den 19ten Pſalm an. Ein Tag verkuͤn-
diget es den andern, und eine Nacht thuts
kunt der andern, wie auch melden ſie, der
Mond muͤſſe den Anfang machen, wann die
Sonne was Gutes auswircken ſolte, andere
vermeynen dem Wercke naͤher zu kommen,
mit den Seegen Jacobs dem er den Joſeph
gab, du biſt geſeegnet mit Seegen oben vom
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/297>, abgerufen am 25.11.2024.
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