vielleicht mein Leben, meine Ehre aber schwer- lich retten können, schwieg also, lieber ehrlich zu sterben, als in Schande und Unehren zu le- ben, erwartende die Gnade des Himmels, welcher mir schon Hülffe und einen Erretter senden würde. Jndem die Vögel über mei- nen Todt deliberirten, höreten sie einen Schuß, bald wieder einen, der eine sprach: Wir sind verrathen, last uns lauffen, der An- dere, welches eben der Schelm war an dem ich mich gerochen habe, sagte: Unsere Wache wird wohl anmelden was passiret, der Dritte versetzte: Stoßt den Hund todt, und gehen wir fort, aber was höre ich vor ein Geräusche, vielleicht wird es unsere ausgestellte Wache seyn, last uns nur diesen Schelm den Befehl nach hinrichten; indem geschach ein solcher Knall, der mich Ohnmächtige gantz ausser mir selbsten brachte, vermeynende, dieses wäre der Strahl der meinen Lebens-Faden abstos- sen solte, legte aber deren zween meiner Mör- der in den Sand, währenden solchen Tumult war mir, als wann lauter Wespen mir in de- nen Ohren summten, biß ich befand, daß ich frey wurde, und hörete eine Stimme, Jüng- ling ermuntert euch, und säumet nicht eure Kleider anzulegen. Da ermannete ich mich, und sahe meinen Erlöser vor mir, vor welche
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Q 3
vielleicht mein Leben, meine Ehre aber ſchwer- lich retten koͤnnen, ſchwieg alſo, lieber ehrlich zu ſterben, als in Schande und Unehren zu le- ben, erwartende die Gnade des Himmels, welcher mir ſchon Huͤlffe und einen Erretter ſenden wuͤrde. Jndem die Voͤgel uͤber mei- nen Todt deliberirten, hoͤreten ſie einen Schuß, bald wieder einen, der eine ſprach: Wir ſind verrathen, laſt uns lauffen, der An- dere, welches eben der Schelm war an dem ich mich gerochen habe, ſagte: Unſere Wache wird wohl anmelden was pasſiret, der Dritte verſetzte: Stoßt den Hund todt, und gehen wir fort, aber was hoͤre ich vor ein Geraͤuſche, vielleicht wird es unſere ausgeſtellte Wache ſeyn, laſt uns nur dieſen Schelm den Befehl nach hinrichten; indem geſchach ein ſolcher Knall, der mich Ohnmaͤchtige gantz auſſer mir ſelbſten brachte, vermeynende, dieſes waͤre der Strahl der meinen Lebens-Faden abſtoſ- ſen ſolte, legte aber deren zween meiner Moͤr- der in den Sand, waͤhrenden ſolchen Tumult war mir, als wann lauter Weſpen mir in de- nen Ohren ſummten, biß ich befand, daß ich frey wurde, und hoͤrete eine Stimme, Juͤng- ling ermuntert euch, und ſaͤumet nicht eure Kleider anzulegen. Da ermannete ich mich, und ſahe meinen Erloͤſer vor mir, vor welche
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vielleicht mein Leben, meine Ehre aber ſchwer-
lich retten koͤnnen, ſchwieg alſo, lieber ehrlich
zu ſterben, als in Schande und Unehren zu le-
ben, erwartende die Gnade des Himmels,
welcher mir ſchon Huͤlffe und einen Erretter
ſenden wuͤrde. Jndem die Voͤgel uͤber mei-
nen Todt deliberirten, hoͤreten ſie einen
Schuß, bald wieder einen, der eine ſprach:
Wir ſind verrathen, laſt uns lauffen, der An-
dere, welches eben der Schelm war an dem ich
mich gerochen habe, ſagte: Unſere Wache
wird wohl anmelden was pasſiret, der Dritte
verſetzte: Stoßt den Hund todt, und gehen
wir fort, aber was hoͤre ich vor ein Geraͤuſche,
vielleicht wird es unſere ausgeſtellte Wache
ſeyn, laſt uns nur dieſen Schelm den Befehl
nach hinrichten; indem geſchach ein ſolcher
Knall, der mich Ohnmaͤchtige gantz auſſer mir
ſelbſten brachte, vermeynende, dieſes waͤre
der Strahl der meinen Lebens-Faden abſtoſ-
ſen ſolte, legte aber deren zween meiner Moͤr-
der in den Sand, waͤhrenden ſolchen Tumult
war mir, als wann lauter Weſpen mir in de-
nen Ohren ſummten, biß ich befand, daß ich
frey wurde, und hoͤrete eine Stimme, Juͤng-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/261>, abgerufen am 25.11.2024.
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