Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

gut Auslesen, die Ubrigen habe ich umb ein
schlechtes Geld verkaufft. Der Bürgermei-
ster hieß ihn wieder abführen, und wurde die
Sache dem Stadt-Richter übergeben, da ihm
denn nach der Zeit der Proceß gemacht wur-
de, daß er drey Stunden am Pranger mit
Ruthen in beyde Armen gebunden, stehen
muste, und wurde hernach des Landes verwie-
sen. Uber der Mittags-Mahlzeit, wurde
von denen anwesenden Gästen hiervon unter-
schiedlich discurrirt. Es gab aber Finnius
den Ausschlag: Wer nicht in die rechte Kü-
che gehen will, der mag ihm auch gefallen las-
sen, wann er bey einen Sudler Krähen vor
Rebhüner, und Katzen vor Haasen bekäme,
zu dem sehe man manchmahl ein weniges Geld
an, und geschehen hernach, durch dergleichen
Licentz die grösten Ubelthaten, die dann nicht
so leicht zu remediren stünden. Unter an-
dern war ein Schwede, Karsten Sohn, der
erzehlte, daß einsmahls ein Marckt-Schreyer
Nahmens Latro, dem Könige alle Partiten
welche die Landfahrer zu treiben pflegen, erzeh-
let; vermeynende: die andern zu verschnei-
den, und sich allein am Brete zu erhalten, al-
leine es wurde den andern Tag darauff von
Jhro Majest. dem Könige bald resolviret,
diesem Latro das Reich zu verbiethen, und

von

gut Ausleſen, die Ubrigen habe ich umb ein
ſchlechtes Geld verkaufft. Der Buͤrgermei-
ſter hieß ihn wieder abfuͤhren, und wurde die
Sache dem Stadt-Richter uͤbergeben, da ihm
denn nach der Zeit der Proceß gemacht wur-
de, daß er drey Stunden am Pranger mit
Ruthen in beyde Armen gebunden, ſtehen
muſte, und wurde hernach des Landes verwie-
ſen. Uber der Mittags-Mahlzeit, wurde
von denen anweſenden Gaͤſten hiervon unter-
ſchiedlich discurrirt. Es gab aber Finnius
den Ausſchlag: Wer nicht in die rechte Kuͤ-
che gehen will, der mag ihm auch gefallen laſ-
ſen, wann er bey einen Sudler Kraͤhen vor
Rebhuͤner, und Katzen vor Haaſen bekaͤme,
zu dem ſehe man manchmahl ein weniges Geld
an, und geſchehen hernach, durch dergleichen
Licentz die groͤſten Ubelthaten, die dann nicht
ſo leicht zu remediren ſtuͤnden. Unter an-
dern war ein Schwede, Karſten Sohn, der
erzehlte, daß einsmahls ein Marckt-Schreyer
Nahmens Latro, dem Koͤnige alle Partiten
welche die Landfahrer zu treiben pflegen, erzeh-
let; vermeynende: die andern zu verſchnei-
den, und ſich allein am Brete zu erhalten, al-
leine es wurde den andern Tag darauff von
Jhro Majeſt. dem Koͤnige bald reſolviret,
dieſem Latro das Reich zu verbiethen, und

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0236" n="220"/>
gut Ausle&#x017F;en, die Ubrigen habe ich umb ein<lb/>
&#x017F;chlechtes Geld verkaufft. Der Bu&#x0364;rgermei-<lb/>
&#x017F;ter hieß ihn wieder abfu&#x0364;hren, und wurde die<lb/>
Sache dem Stadt-Richter u&#x0364;bergeben, da ihm<lb/>
denn nach der Zeit der <hi rendition="#aq">Proceß</hi> gemacht wur-<lb/>
de, daß er drey Stunden am Pranger mit<lb/>
Ruthen in beyde Armen gebunden, &#x017F;tehen<lb/>
mu&#x017F;te, und wurde hernach des Landes verwie-<lb/>
&#x017F;en. Uber der Mittags-Mahlzeit, wurde<lb/>
von denen anwe&#x017F;enden Ga&#x0364;&#x017F;ten hiervon unter-<lb/>
&#x017F;chiedlich <hi rendition="#aq">discurri</hi>rt. Es gab aber <hi rendition="#aq">Finnius</hi><lb/>
den Aus&#x017F;chlag: Wer nicht in die rechte Ku&#x0364;-<lb/>
che gehen will, der mag ihm auch gefallen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, wann er bey einen Sudler Kra&#x0364;hen vor<lb/>
Rebhu&#x0364;ner, und Katzen vor Haa&#x017F;en beka&#x0364;me,<lb/>
zu dem &#x017F;ehe man manchmahl ein weniges Geld<lb/>
an, und ge&#x017F;chehen hernach, durch dergleichen<lb/><hi rendition="#aq">Licen</hi>tz die gro&#x0364;&#x017F;ten Ubelthaten, die dann nicht<lb/>
&#x017F;o leicht zu <hi rendition="#aq">remedi</hi>ren &#x017F;tu&#x0364;nden. Unter an-<lb/>
dern war ein Schwede, Kar&#x017F;ten Sohn, der<lb/>
erzehlte, daß einsmahls ein Marckt-Schreyer<lb/>
Nahmens <hi rendition="#aq">Latro,</hi> dem Ko&#x0364;nige alle Partiten<lb/>
welche die Landfahrer zu treiben pflegen, erzeh-<lb/>
let; vermeynende: die andern zu ver&#x017F;chnei-<lb/>
den, und &#x017F;ich allein am Brete zu erhalten, al-<lb/>
leine es wurde den andern Tag darauff von<lb/>
Jhro Maje&#x017F;t. dem Ko&#x0364;nige bald <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ret,<lb/>
die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Latro</hi> das Reich zu verbiethen, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0236] gut Ausleſen, die Ubrigen habe ich umb ein ſchlechtes Geld verkaufft. Der Buͤrgermei- ſter hieß ihn wieder abfuͤhren, und wurde die Sache dem Stadt-Richter uͤbergeben, da ihm denn nach der Zeit der Proceß gemacht wur- de, daß er drey Stunden am Pranger mit Ruthen in beyde Armen gebunden, ſtehen muſte, und wurde hernach des Landes verwie- ſen. Uber der Mittags-Mahlzeit, wurde von denen anweſenden Gaͤſten hiervon unter- ſchiedlich discurrirt. Es gab aber Finnius den Ausſchlag: Wer nicht in die rechte Kuͤ- che gehen will, der mag ihm auch gefallen laſ- ſen, wann er bey einen Sudler Kraͤhen vor Rebhuͤner, und Katzen vor Haaſen bekaͤme, zu dem ſehe man manchmahl ein weniges Geld an, und geſchehen hernach, durch dergleichen Licentz die groͤſten Ubelthaten, die dann nicht ſo leicht zu remediren ſtuͤnden. Unter an- dern war ein Schwede, Karſten Sohn, der erzehlte, daß einsmahls ein Marckt-Schreyer Nahmens Latro, dem Koͤnige alle Partiten welche die Landfahrer zu treiben pflegen, erzeh- let; vermeynende: die andern zu verſchnei- den, und ſich allein am Brete zu erhalten, al- leine es wurde den andern Tag darauff von Jhro Majeſt. dem Koͤnige bald reſolviret, dieſem Latro das Reich zu verbiethen, und von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/236
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/236>, abgerufen am 18.05.2024.