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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Fehler erkennen möchten, und wann gleich
nach offtern Zudrücken solche Schimmerung
sich stärcker und stärcker einfindet, ziehen sie ih-
nen doch selbst-Händig die Haut desto dichter
an die Augen, des Gewissens-Regungen nicht
zu sehen, welches ihnen vorstellen soll zu erwe-
gen: Erstlich die Leibes-Gefahr, indem ein
solch zartes Kind, zumahln wann sie nicht
fromm und immer denen Regungen wider-
strebet, einen dergleichen abgeschmackten dür-
ren Leib als ein Gespenste scheuet, und durch
solchen Eckel ihr eine immer-wehrende Kranck-
heit anhänget. Zum andern Ehren-Gefahr,
in welche sie fallen muß, sie sey auch so fromm
als sie immer woll, so wird doch das Läster-
Maul ausgeben, es sey unmöglich daß eine
dergleichen junge und liebens-würdige Per-
son ihre Ehre, absonderlich in lustigen Gela-
cken, so strenge in acht halten könte, daß sie
nicht einen Jüngern und Bekannten einige
Blumen der Vergnügung gönnen solte; Und
was endlich das Erschrecklichste, die daraus
entstehende Seelen-Gefahr, da denn der Feind
aller Menschen ihr tausent Einwürffe in den
Weg leget, entweder untreu an ihren Ehe-
Herrn zu werden/ oder, wann dergleichen
Beywohnung in die Länge verziehet, gar De-
speration
aussünt, wie ich solcher Exempel

sehr

Fehler erkennen moͤchten, und wann gleich
nach offtern Zudruͤcken ſolche Schimmerung
ſich ſtaͤrcker und ſtaͤrcker einfindet, ziehen ſie ih-
nen doch ſelbſt-Haͤndig die Haut deſto dichter
an die Augen, des Gewiſſens-Regungen nicht
zu ſehen, welches ihnen vorſtellen ſoll zu erwe-
gen: Erſtlich die Leibes-Gefahr, indem ein
ſolch zartes Kind, zumahln wann ſie nicht
fromm und immer denen Regungen wider-
ſtrebet, einen dergleichen abgeſchmackten duͤr-
ren Leib als ein Geſpenſte ſcheuet, und durch
ſolchen Eckel ihr eine immer-wehrende Kranck-
heit anhaͤnget. Zum andern Ehren-Gefahr,
in welche ſie fallen muß, ſie ſey auch ſo fromm
als ſie immer woll, ſo wird doch das Laͤſter-
Maul ausgeben, es ſey unmoͤglich daß eine
dergleichen junge und liebens-wuͤrdige Per-
ſon ihre Ehre, abſonderlich in luſtigen Gela-
cken, ſo ſtrenge in acht halten koͤnte, daß ſie
nicht einen Juͤngern und Bekannten einige
Blumen der Vergnuͤgung goͤnnen ſolte; Und
was endlich das Erſchrecklichſte, die daraus
entſtehende Seelen-Gefahr, da denn der Feind
aller Menſchen ihr tauſent Einwuͤrffe in den
Weg leget, entweder untreu an ihren Ehe-
Herrn zu werden/ oder, wann dergleichen
Beywohnung in die Laͤnge verziehet, gar De-
ſperation
ausſuͤnt, wie ich ſolcher Exempel

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[205/0221] Fehler erkennen moͤchten, und wann gleich nach offtern Zudruͤcken ſolche Schimmerung ſich ſtaͤrcker und ſtaͤrcker einfindet, ziehen ſie ih- nen doch ſelbſt-Haͤndig die Haut deſto dichter an die Augen, des Gewiſſens-Regungen nicht zu ſehen, welches ihnen vorſtellen ſoll zu erwe- gen: Erſtlich die Leibes-Gefahr, indem ein ſolch zartes Kind, zumahln wann ſie nicht fromm und immer denen Regungen wider- ſtrebet, einen dergleichen abgeſchmackten duͤr- ren Leib als ein Geſpenſte ſcheuet, und durch ſolchen Eckel ihr eine immer-wehrende Kranck- heit anhaͤnget. Zum andern Ehren-Gefahr, in welche ſie fallen muß, ſie ſey auch ſo fromm als ſie immer woll, ſo wird doch das Laͤſter- Maul ausgeben, es ſey unmoͤglich daß eine dergleichen junge und liebens-wuͤrdige Per- ſon ihre Ehre, abſonderlich in luſtigen Gela- cken, ſo ſtrenge in acht halten koͤnte, daß ſie nicht einen Juͤngern und Bekannten einige Blumen der Vergnuͤgung goͤnnen ſolte; Und was endlich das Erſchrecklichſte, die daraus entſtehende Seelen-Gefahr, da denn der Feind aller Menſchen ihr tauſent Einwuͤrffe in den Weg leget, entweder untreu an ihren Ehe- Herrn zu werden/ oder, wann dergleichen Beywohnung in die Laͤnge verziehet, gar De- ſperation ausſuͤnt, wie ich ſolcher Exempel ſehr

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/221>, abgerufen am 18.05.2024.