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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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euere Mutter zu mir ich will ihr bald helffen.
Der Bauer lachte und sprach: Dieses mahl
habt ihr es nicht getroffen, ich habe schon mei-
nes Theils genung. Unterdessen kam der Wirth
und bath unsere Reisende, wann ihnen nicht
länger gefiele dieser Plauderinnen zu zuhören,
könten sie das Ober-Stüblein einnehmen,
und es zu ihrer Beqvemlichkeit brauchen. Als
die Gesellschafft in das Zimmer kam, fieng
Eckarth an: Meine Herren, dieses Weib in
der Schenck-Stube ist eine ertz Vettel, die
werth wäre, man schlüge sie ihrer Leichtfer-
tigkeit halben zur Staupe, an der Canalie ist
nicht ein gutes Haar, und dannenhero nicht
werth daß man ihrer einmahl gedencke. Schlä-
ge sind manchmahl, wo nicht ein elender Todt
darzu kommt, solcher Leuthe bestes Trinck-
Geld; Ferdinand ein Kauffmann unter denen
Reisenden sagte, dergleichen Geschmeisse wer-
den in und vor der Stadt Lusebra meine Her-
ren die Menge finden, und ist fast kein ent-
lauffener Soldat, Hencker, verdorbener
Handwercker, unnütze Land-Läuffer, Bauer
und allerhand Geschlöder, der nicht daselbst
einen Artz solte abgeben, unter denen finden
sich einige deren Curen sich so weit extendi-
ren, daß auch wohl Hohe und Vornehme sie
zu sich erbitten, oder in Person zu ihnen ge-

hen,

euere Mutter zu mir ich will ihr bald helffen.
Der Bauer lachte und ſprach: Dieſes mahl
habt ihr es nicht getroffen, ich habe ſchon mei-
nes Theils genung. Unterdeſſen kam der Wirth
und bath unſere Reiſende, wann ihnen nicht
laͤnger gefiele dieſer Plauderinnen zu zuhoͤren,
koͤnten ſie das Ober-Stuͤblein einnehmen,
und es zu ihrer Beqvemlichkeit brauchen. Als
die Geſellſchafft in das Zimmer kam, fieng
Eckarth an: Meine Herren, dieſes Weib in
der Schenck-Stube iſt eine ertz Vettel, die
werth waͤre, man ſchluͤge ſie ihrer Leichtfer-
tigkeit halben zur Staupe, an der Canalie iſt
nicht ein gutes Haar, und dannenhero nicht
werth daß man ihrer einmahl gedencke. Schlaͤ-
ge ſind manchmahl, wo nicht ein elender Todt
darzu kommt, ſolcher Leuthe beſtes Trinck-
Geld; Ferdinand ein Kauffmann unter denen
Reiſenden ſagte, dergleichen Geſchmeiſſe wer-
den in und vor der Stadt Luſebra meine Her-
ren die Menge finden, und iſt faſt kein ent-
lauffener Soldat, Hencker, verdorbener
Handwercker, unnuͤtze Land-Laͤuffer, Bauer
und allerhand Geſchloͤder, der nicht daſelbſt
einen Artz ſolte abgeben, unter denen finden
ſich einige deren Curen ſich ſo weit extendi-
ren, daß auch wohl Hohe und Vornehme ſie
zu ſich erbitten, oder in Perſon zu ihnen ge-

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[173/0189] euere Mutter zu mir ich will ihr bald helffen. Der Bauer lachte und ſprach: Dieſes mahl habt ihr es nicht getroffen, ich habe ſchon mei- nes Theils genung. Unterdeſſen kam der Wirth und bath unſere Reiſende, wann ihnen nicht laͤnger gefiele dieſer Plauderinnen zu zuhoͤren, koͤnten ſie das Ober-Stuͤblein einnehmen, und es zu ihrer Beqvemlichkeit brauchen. Als die Geſellſchafft in das Zimmer kam, fieng Eckarth an: Meine Herren, dieſes Weib in der Schenck-Stube iſt eine ertz Vettel, die werth waͤre, man ſchluͤge ſie ihrer Leichtfer- tigkeit halben zur Staupe, an der Canalie iſt nicht ein gutes Haar, und dannenhero nicht werth daß man ihrer einmahl gedencke. Schlaͤ- ge ſind manchmahl, wo nicht ein elender Todt darzu kommt, ſolcher Leuthe beſtes Trinck- Geld; Ferdinand ein Kauffmann unter denen Reiſenden ſagte, dergleichen Geſchmeiſſe wer- den in und vor der Stadt Luſebra meine Her- ren die Menge finden, und iſt faſt kein ent- lauffener Soldat, Hencker, verdorbener Handwercker, unnuͤtze Land-Laͤuffer, Bauer und allerhand Geſchloͤder, der nicht daſelbſt einen Artz ſolte abgeben, unter denen finden ſich einige deren Curen ſich ſo weit extendi- ren, daß auch wohl Hohe und Vornehme ſie zu ſich erbitten, oder in Perſon zu ihnen ge- hen,

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/189>, abgerufen am 07.05.2024.