Nun, Nun Madame, nicht so traurig antwor- tete Rente, es wird unter der schwartze die weisse verborgen liegen, gieng damit mit der brum- menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf nahm er ein weich Tüchlein, tunckte es in frisch Wasser und wuschte ihr den Schmutz gelinde ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu hö- ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller Freuden, und furchte sich ein garstig Ange- sicht zu behalten gar nicht, biß sie ihre Schön- heit wieder bekam. Edelmuth sagte: weil sie werthestes Schwesterchen, von der Anschwär- tzung geredet hast, fället mir bey, was an einen wohl-bekannten Königlichen Hofe ein Künst- ler der Königin, weil sie nach Befragen/ wie theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor- derte Summa vermindern wolte, vor einen Possen gethan. Er verrichtete die Probe an ihrer Mohrinne, bestrich die Helffte des Ge- sichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen, vor den andern Tag nichts zu thun, hernach sich aber abwaschen, er würde schon zu rechter Zeit sich wieder einstellen; nachdem sich die Mohrinne gewaschen hatte, war die eine Helffte des Angesichts weiß und die andere Helffte verblieb schwartz, der Künstler blieb weg, und kam nicht wieder, ob gleich ein guter Recompens ausgebothen wurde, blieb der
Mei-
Nun, Nun Madame, nicht ſo traurig antwor- tete Rente, es wird unter der ſchwartze die weiſſe verborgen liegen, gieng damit mit der brum- menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf nahm er ein weich Tuͤchlein, tunckte es in friſch Waſſer und wuſchte ihr den Schmutz gelinde ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu hoͤ- ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller Freuden, und furchte ſich ein garſtig Ange- ſicht zu behalten gar nicht, biß ſie ihre Schoͤn- heit wieder bekam. Edelmuth ſagte: weil ſie wertheſtes Schweſterchen, von der Anſchwaͤr- tzung geredet haſt, faͤllet mir bey, was an einen wohl-bekannten Koͤniglichen Hofe ein Kuͤnſt- ler der Koͤnigin, weil ſie nach Befragen/ wie theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor- derte Summa vermindern wolte, vor einen Poſſen gethan. Er verrichtete die Probe an ihrer Mohrinne, beſtrich die Helffte des Ge- ſichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen, vor den andern Tag nichts zu thun, hernach ſich aber abwaſchen, er wuͤrde ſchon zu rechter Zeit ſich wieder einſtellen; nachdem ſich die Mohrinne gewaſchen hatte, war die eine Helffte des Angeſichts weiß und die andere Helffte verblieb ſchwartz, der Kuͤnſtler blieb weg, und kam nicht wieder, ob gleich ein guter Recompens ausgebothen wurde, blieb der
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Nun, Nun Madame, nicht ſo traurig antwor-
tete Rente, es wird unter der ſchwartze die weiſſe
verborgen liegen, gieng damit mit der brum-
menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf
nahm er ein weich Tuͤchlein, tunckte es in friſch
Waſſer und wuſchte ihr den Schmutz gelinde
ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu hoͤ-
ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller
Freuden, und furchte ſich ein garſtig Ange-
ſicht zu behalten gar nicht, biß ſie ihre Schoͤn-
heit wieder bekam. Edelmuth ſagte: weil ſie
wertheſtes Schweſterchen, von der Anſchwaͤr-
tzung geredet haſt, faͤllet mir bey, was an einen
wohl-bekannten Koͤniglichen Hofe ein Kuͤnſt-
ler der Koͤnigin, weil ſie nach Befragen/ wie
theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor-
derte Summa vermindern wolte, vor einen
Poſſen gethan. Er verrichtete die Probe an
ihrer Mohrinne, beſtrich die Helffte des Ge-
ſichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen,
vor den andern Tag nichts zu thun, hernach
ſich aber abwaſchen, er wuͤrde ſchon zu rechter
Zeit ſich wieder einſtellen; nachdem ſich die
Mohrinne gewaſchen hatte, war die eine
Helffte des Angeſichts weiß und die andere
Helffte verblieb ſchwartz, der Kuͤnſtler blieb
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/168>, abgerufen am 21.11.2024.
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