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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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mir und ihnen allen die seel. Frau von H. be-
kannt gewesen, die bey nahe auf das sechzigste
Jahr kommen war, und doch nie vor älter, als
von 30. Jahren zu seyn angesehen worden,
auch nach ihren Tode ist sie in gleicher Schön-
heit wie sie gelebet verblieben. Diese hohe
Person hat zuweilen sich dieses Talck-Oels be-
dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge-
höret, wandte Jungfer Freymuth ein, und
weil mein Mensch ihr einbildete auch schön zu
werden, und den Vortrag erschnappt hatte,
gehet sie, fraget den Apothecker-Jungen, der
ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel
zuwege bringen könte; (Es wird aber bey
uns das Unschlit Talck genennet,) weil es doch
nicht viel kosten würde. Der Junge, welcher
auch in der Meynung war bildete ihm ein,
dieweil ohnlängst eine Pferde-Salbe bereitet
worden, zu der sie damahls die Fettigkeit von
Jnselt oder Talck durch Sand, daß es gleich
einem Oel über gestiegen zubereitet hatten,
dieses sey das rechte Talck-Oel, und bringet
ihr ein Gläßlein davon. Diese Aeffin schmier-
te sich fleißig damit, und da sie noch zuvor noch
fein war, wird ihr das Gesichte gelb und gleis-
send, daß sie darüber erschrickt, biß endlich
Monsr. Briel, als er uns besuchte, ihr den
Rath gab, sie solte das Gesichte nur offters

mit
K 2

mir und ihnen allen die ſeel. Frau von H. be-
kannt geweſen, die bey nahe auf das ſechzigſte
Jahr kommen war, und doch nie vor aͤlter, als
von 30. Jahren zu ſeyn angeſehen worden,
auch nach ihren Tode iſt ſie in gleicher Schoͤn-
heit wie ſie gelebet verblieben. Dieſe hohe
Perſon hat zuweilen ſich dieſes Talck-Oels be-
dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge-
hoͤret, wandte Jungfer Freymuth ein, und
weil mein Menſch ihr einbildete auch ſchoͤn zu
werden, und den Vortrag erſchnappt hatte,
gehet ſie, fraget den Apothecker-Jungen, der
ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel
zuwege bringen koͤnte; (Es wird aber bey
uns das Unſchlit Talck genennet,) weil es doch
nicht viel koſten wuͤrde. Der Junge, welcher
auch in der Meynung war bildete ihm ein,
dieweil ohnlaͤngſt eine Pferde-Salbe bereitet
worden, zu der ſie damahls die Fettigkeit von
Jnſelt oder Talck durch Sand, daß es gleich
einem Oel uͤber geſtiegen zubereitet hatten,
dieſes ſey das rechte Talck-Oel, und bringet
ihr ein Glaͤßlein davon. Dieſe Aeffin ſchmier-
te ſich fleißig damit, und da ſie noch zuvor noch
fein war, wird ihr das Geſichte gelb und gleiſ-
ſend, daß ſie daruͤber erſchrickt, biß endlich
Monſr. Briel, als er uns beſuchte, ihr den
Rath gab, ſie ſolte das Geſichte nur offters

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[147/0163] mir und ihnen allen die ſeel. Frau von H. be- kannt geweſen, die bey nahe auf das ſechzigſte Jahr kommen war, und doch nie vor aͤlter, als von 30. Jahren zu ſeyn angeſehen worden, auch nach ihren Tode iſt ſie in gleicher Schoͤn- heit wie ſie gelebet verblieben. Dieſe hohe Perſon hat zuweilen ſich dieſes Talck-Oels be- dienet: Jch habe viel von den Talck-Oel ge- hoͤret, wandte Jungfer Freymuth ein, und weil mein Menſch ihr einbildete auch ſchoͤn zu werden, und den Vortrag erſchnappt hatte, gehet ſie, fraget den Apothecker-Jungen, der ihr befreundet war, ob er ihr nicht Talck-Oel zuwege bringen koͤnte; (Es wird aber bey uns das Unſchlit Talck genennet,) weil es doch nicht viel koſten wuͤrde. Der Junge, welcher auch in der Meynung war bildete ihm ein, dieweil ohnlaͤngſt eine Pferde-Salbe bereitet worden, zu der ſie damahls die Fettigkeit von Jnſelt oder Talck durch Sand, daß es gleich einem Oel uͤber geſtiegen zubereitet hatten, dieſes ſey das rechte Talck-Oel, und bringet ihr ein Glaͤßlein davon. Dieſe Aeffin ſchmier- te ſich fleißig damit, und da ſie noch zuvor noch fein war, wird ihr das Geſichte gelb und gleiſ- ſend, daß ſie daruͤber erſchrickt, biß endlich Monſr. Briel, als er uns beſuchte, ihr den Rath gab, ſie ſolte das Geſichte nur offters mit K 2

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/163>, abgerufen am 07.05.2024.