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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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gehen solten/ zu hören, umb welche Gegend
wir wären, und wie wir nach Erlangung ei-
nes Stücke Brods ferner sicher fortkommen
können. Das Looß fiel auf mich und einen
Barbierer, wie wir nun bey vollen Abend all-
da anlangten, vernahmen wir, daß in dem
grösten Hause, so wir vor die Schencke hiel-
ten, viel Pferde im Hofe stunden, und in dem
Hause und Stube war von Leuthen die wir vor
Tragouner hielten ein groß Getümmel, mein
Camerad sagte zu mir: Bruder, anjetzo giebt
uns das Glück die Gelegenheit an die Hand,
uns beritten zu machen und zu salviren. Al-
lein ich wandte ein, wir können mit guten Ge-
wissen unsere rückständige Spieß-Gesellen
nicht verlassen. Wohlan denn? antwortete
mein Compagnion, so reiten wir hin, und sa-
gen ihnen unser Fortun, bald zogen wir zwey
Pferde aus, satzten uns auf, ritten zu unsern
Mit-Brüdern, erzehlten ihnen unsern Eben-
theuer, und giengen so dann aufs aller-schleu-
nigste fort, unsere Cameraden verlassende.
Des Morgens nachdem wir einen Weg von
6. Meilen hinter uns geleget hatten, gelang-
ten wir bey der Stadt Fanella an, dessen
Principal währendes Krieges neutral war,
daselbst verkaufften wir unsere Pferde, und,
nachdem wir uns eine Zeitlang allda aufgehal-

ten



gehen ſolten/ zu hoͤren, umb welche Gegend
wir waͤren, und wie wir nach Erlangung ei-
nes Stuͤcke Brods ferner ſicher fortkommen
koͤnnen. Das Looß fiel auf mich und einen
Barbierer, wie wir nun bey vollen Abend all-
da anlangten, vernahmen wir, daß in dem
groͤſten Hauſe, ſo wir vor die Schencke hiel-
ten, viel Pferde im Hofe ſtunden, und in dem
Hauſe und Stube war von Leuthen die wir vor
Tragouner hielten ein groß Getuͤmmel, mein
Camerad ſagte zu mir: Bruder, anjetzo giebt
uns das Gluͤck die Gelegenheit an die Hand,
uns beritten zu machen und zu ſalviren. Al-
lein ich wandte ein, wir koͤnnen mit guten Ge-
wiſſen unſere ruͤckſtaͤndige Spieß-Geſellen
nicht verlaſſen. Wohlan denn? antwortete
mein Compagnion, ſo reiten wir hin, und ſa-
gen ihnen unſer Fortun, bald zogen wir zwey
Pferde aus, ſatzten uns auf, ritten zu unſern
Mit-Bruͤdern, erzehlten ihnen unſern Eben-
theuer, und giengen ſo dann aufs aller-ſchleu-
nigſte fort, unſere Cameraden verlaſſende.
Des Morgens nachdem wir einen Weg von
6. Meilen hinter uns geleget hatten, gelang-
ten wir bey der Stadt Fanella an, deſſen
Principal waͤhrendes Krieges neutral war,
daſelbſt verkaufften wir unſere Pferde, und,
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[125/0141] gehen ſolten/ zu hoͤren, umb welche Gegend wir waͤren, und wie wir nach Erlangung ei- nes Stuͤcke Brods ferner ſicher fortkommen koͤnnen. Das Looß fiel auf mich und einen Barbierer, wie wir nun bey vollen Abend all- da anlangten, vernahmen wir, daß in dem groͤſten Hauſe, ſo wir vor die Schencke hiel- ten, viel Pferde im Hofe ſtunden, und in dem Hauſe und Stube war von Leuthen die wir vor Tragouner hielten ein groß Getuͤmmel, mein Camerad ſagte zu mir: Bruder, anjetzo giebt uns das Gluͤck die Gelegenheit an die Hand, uns beritten zu machen und zu ſalviren. Al- lein ich wandte ein, wir koͤnnen mit guten Ge- wiſſen unſere ruͤckſtaͤndige Spieß-Geſellen nicht verlaſſen. Wohlan denn? antwortete mein Compagnion, ſo reiten wir hin, und ſa- gen ihnen unſer Fortun, bald zogen wir zwey Pferde aus, ſatzten uns auf, ritten zu unſern Mit-Bruͤdern, erzehlten ihnen unſern Eben- theuer, und giengen ſo dann aufs aller-ſchleu- nigſte fort, unſere Cameraden verlaſſende. Des Morgens nachdem wir einen Weg von 6. Meilen hinter uns geleget hatten, gelang- ten wir bey der Stadt Fanella an, deſſen Principal waͤhrendes Krieges neutral war, daſelbſt verkaufften wir unſere Pferde, und, nachdem wir uns eine Zeitlang allda aufgehal- ten

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/141>, abgerufen am 05.05.2024.