denen Frauens-Personen Taback zu schmau- chen erlaubet wäre? Warumb nicht, wer- theste Frau, denen Frauen fast noch eher als denen Männern, weil ohne dem das Weibes- Volck insgemein flüßiger und feuchter Com- plexion ist, als das Manns-Volck. Jch halte doch wohl Filinda, versetzte Sophia, es ist dein Ernst? Ja freylich, antwortete Filinda, und warumb nicht! Jn Holl- und Engelland wie ich gehöret habe, ladet das Frauenzimmer das Manns-Volck wohl selbsten auf ein Pip- gen Taback ein. Du sagtest ja werthestes Schwesterchen zuvor, replicirte Sophia, du woltest dich glückseelig schätzen, wann dein Herr keinen Taback schmauchte: es ist nicht allezeit mein Ernst was ich rede, antwortete Filinda, ich muste ja meiner Frau Schwester zu Liebe etwas vorbringen. So bist du mir eine feine Frau, sagte Sophia, wann du aus einem Munde kalt und warm blasen kanst. Filinda versetzte/ warumb will es die Welt al- so haben, wer unter denen Wölffen ist, muß mit ihnen heulen. Jn dem sie ferner re- den wolte, kam die abgegangene Gesellschafft wieder in das Zimmer getreten, und nachdem ein jedes von dem andern Abschied genommen, nebenst freundlicher Dancksagung aller erzeig- ten Höfligkeiten, eines dem andern eine ge-
sun-
G
denen Frauens-Perſonen Taback zu ſchmau- chen erlaubet waͤre? Warumb nicht, wer- theſte Frau, denen Frauen faſt noch eher als denen Maͤnnern, weil ohne dem das Weibes- Volck insgemein fluͤßiger und feuchter Com- plexion iſt, als das Manns-Volck. Jch halte doch wohl Filinda, verſetzte Sophia, es iſt dein Ernſt? Ja freylich, antwortete Filinda, und warumb nicht! Jn Holl- und Engelland wie ich gehoͤret habe, ladet das Frauenzimmer das Manns-Volck wohl ſelbſten auf ein Pip- gen Taback ein. Du ſagteſt ja wertheſtes Schweſterchen zuvor, replicirte Sophia, du wolteſt dich gluͤckſeelig ſchaͤtzen, wann dein Herr keinen Taback ſchmauchte: es iſt nicht allezeit mein Ernſt was ich rede, antwortete Filinda, ich muſte ja meiner Frau Schweſter zu Liebe etwas vorbringen. So biſt du mir eine feine Frau, ſagte Sophia, wann du aus einem Munde kalt und warm blaſen kanſt. Filinda verſetzte/ warumb will es die Welt al- ſo haben, wer unter denen Woͤlffen iſt, muß mit ihnen heulen. Jn dem ſie ferner re- den wolte, kam die abgegangene Geſellſchafft wieder in das Zimmer getreten, und nachdem ein jedes von dem andern Abſchied genommen, nebenſt freundlicher Danckſagung aller erzeig- ten Hoͤfligkeiten, eines dem andern eine ge-
ſun-
G
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0113"n="97"/>
denen Frauens-Perſonen Taback zu ſchmau-<lb/>
chen erlaubet waͤre? Warumb nicht, wer-<lb/>
theſte Frau, denen Frauen faſt noch eher als<lb/>
denen Maͤnnern, weil ohne dem das Weibes-<lb/>
Volck insgemein fluͤßiger und feuchter <hirendition="#aq">Com-<lb/>
plexion</hi> iſt, als das Manns-Volck. Jch<lb/>
halte doch wohl <hirendition="#aq">Filinda,</hi> verſetzte <hirendition="#aq">Sophia,</hi> es iſt<lb/>
dein Ernſt? Ja freylich, antwortete <hirendition="#aq">Filinda,</hi><lb/>
und warumb nicht! Jn Holl- und Engelland<lb/>
wie ich gehoͤret habe, ladet das Frauenzimmer<lb/>
das Manns-Volck wohl ſelbſten auf ein Pip-<lb/>
gen Taback ein. Du ſagteſt ja wertheſtes<lb/>
Schweſterchen zuvor, <hirendition="#aq">replici</hi>rte <hirendition="#aq">Sophia,</hi> du<lb/>
wolteſt dich gluͤckſeelig ſchaͤtzen, wann dein<lb/>
Herr keinen Taback ſchmauchte: es iſt nicht<lb/>
allezeit mein Ernſt was ich rede, antwortete<lb/><hirendition="#aq">Filinda,</hi> ich muſte ja meiner Frau Schweſter<lb/>
zu Liebe etwas vorbringen. So biſt du mir<lb/>
eine feine Frau, ſagte <hirendition="#aq">Sophia,</hi> wann du aus<lb/>
einem Munde kalt und warm blaſen kanſt.<lb/><hirendition="#aq">Filinda</hi> verſetzte/ warumb will es die Welt al-<lb/>ſo haben, wer unter denen Woͤlffen iſt,<lb/>
muß mit ihnen heulen. Jn dem ſie ferner re-<lb/>
den wolte, kam die abgegangene Geſellſchafft<lb/>
wieder in das Zimmer getreten, und nachdem<lb/>
ein jedes von dem andern Abſchied genommen,<lb/>
nebenſt freundlicher Danckſagung aller erzeig-<lb/>
ten Hoͤfligkeiten, eines dem andern eine ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſun-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[97/0113]
denen Frauens-Perſonen Taback zu ſchmau-
chen erlaubet waͤre? Warumb nicht, wer-
theſte Frau, denen Frauen faſt noch eher als
denen Maͤnnern, weil ohne dem das Weibes-
Volck insgemein fluͤßiger und feuchter Com-
plexion iſt, als das Manns-Volck. Jch
halte doch wohl Filinda, verſetzte Sophia, es iſt
dein Ernſt? Ja freylich, antwortete Filinda,
und warumb nicht! Jn Holl- und Engelland
wie ich gehoͤret habe, ladet das Frauenzimmer
das Manns-Volck wohl ſelbſten auf ein Pip-
gen Taback ein. Du ſagteſt ja wertheſtes
Schweſterchen zuvor, replicirte Sophia, du
wolteſt dich gluͤckſeelig ſchaͤtzen, wann dein
Herr keinen Taback ſchmauchte: es iſt nicht
allezeit mein Ernſt was ich rede, antwortete
Filinda, ich muſte ja meiner Frau Schweſter
zu Liebe etwas vorbringen. So biſt du mir
eine feine Frau, ſagte Sophia, wann du aus
einem Munde kalt und warm blaſen kanſt.
Filinda verſetzte/ warumb will es die Welt al-
ſo haben, wer unter denen Woͤlffen iſt,
muß mit ihnen heulen. Jn dem ſie ferner re-
den wolte, kam die abgegangene Geſellſchafft
wieder in das Zimmer getreten, und nachdem
ein jedes von dem andern Abſchied genommen,
nebenſt freundlicher Danckſagung aller erzeig-
ten Hoͤfligkeiten, eines dem andern eine ge-
ſun-
G
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/113>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.