nem, der einen Bauch hat wie ein ausgespann- ter Hopffen-Sack, wird niemahls demjenigen können wohl anstehen, welcher dürr und ma- ger ist wie ein Zaunstecken; Ein Rock eines Bucklichten, dessen Rücken ungleich ist, schickt sich nicht für denjenigen, der eines geraden Leibes ist, ein jeder hat seine gewisse Maß, nach wel- cher die Kleider müssen gerichtet werden. Glei- cher gestalten sollen sich auch diejenige verhal- ten, welche mit Medicamenten umbgehen, die Maß, mit welcher sie abmessen, seyn die indi- cationes und contra indicationes, wo sie alle Ursachen der Kranckheit, jede Umbstände und Eigenschafften der Natur wohl beobachten, und nachmahls allererst dasjenige brauchen, was nach fleißigen Nachforschen ist für gut be- funden worden.
Es hat ein gewisser Nasenwitziger die Me- dicos unseres HErr-GOtts Menschenflicker genennet, und scheinet diese Gleichniß so un- förmlich nicht zu seyn, massen bey vielen sich sol- che Flickerey in der Wiegen schon anfänget, und währet ins hohe Alter, ja biß ins Grab hinein, so lange nehmlich der Beltz deß Lebens einen Stich hält: ja wann man alle Flecke zeh- len solte, würden ihrer mehrer als an einem Bettlers-Rocke zu finden seyn. Aber meine liebe Artzney-Affen, wann ihr ja mit diesem
Flick-
nem, der einen Bauch hat wie ein ausgeſpann- ter Hopffen-Sack, wird niemahls demjenigen koͤnnen wohl anſtehen, welcher duͤrr und ma- ger iſt wie ein Zaunſtecken; Ein Rock eines Bucklichten, deſſen Ruͤcken ungleich iſt, ſchickt ſich nicht fuͤꝛ denjenigen, deꝛ eines geraden Leibes iſt, ein jeder hat ſeine gewiſſe Maß, nach wel- cher die Kleider muͤſſen gerichtet werden. Glei- cher geſtalten ſollen ſich auch diejenige verhal- ten, welche mit Medicamenten umbgehen, die Maß, mit welcher ſie abmeſſen, ſeyn die indi- cationes und contra indicationes, wo ſie alle Urſachen der Kranckheit, jede Umbſtaͤnde und Eigenſchafften der Natur wohl beobachten, und nachmahls allererſt dasjenige brauchen, was nach fleißigen Nachforſchen iſt fuͤr gut be- funden worden.
Es hat ein gewiſſer Naſenwitziger die Me- dicos unſeres HErr-GOtts Menſchenflicker genennet, und ſcheinet dieſe Gleichniß ſo un- foͤrmlich nicht zu ſeyn, maſſen bey vielen ſich ſol- che Flickerey in der Wiegen ſchon anfaͤnget, und waͤhret ins hohe Alter, ja biß ins Grab hinein, ſo lange nehmlich der Beltz deß Lebens einen Stich haͤlt: ja wann man alle Flecke zeh- len ſolte, wuͤrden ihrer mehrer als an einem Bettlers-Rocke zu finden ſeyn. Aber meine liebe Artzney-Affen, wann ihr ja mit dieſem
Flick-
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="2"><p><pbfacs="#f1060"n="1044"/>
nem, der einen Bauch hat wie ein ausgeſpann-<lb/>
ter Hopffen-Sack, wird niemahls demjenigen<lb/>
koͤnnen wohl anſtehen, welcher duͤrr und ma-<lb/>
ger iſt wie ein Zaunſtecken; Ein Rock eines<lb/>
Bucklichten, deſſen Ruͤcken ungleich iſt, ſchickt<lb/>ſich nicht fuͤꝛ denjenigen, deꝛ eines geraden Leibes<lb/>
iſt, ein jeder hat ſeine gewiſſe Maß, nach wel-<lb/>
cher die Kleider muͤſſen gerichtet werden. Glei-<lb/>
cher geſtalten ſollen ſich auch diejenige verhal-<lb/>
ten, welche mit <hirendition="#aq">Medicament</hi>en umbgehen, die<lb/>
Maß, mit welcher ſie abmeſſen, ſeyn die <hirendition="#aq">indi-<lb/>
cationes</hi> und <hirendition="#aq">contra indicationes,</hi> wo ſie alle<lb/>
Urſachen der Kranckheit, jede Umbſtaͤnde und<lb/>
Eigenſchafften der Natur wohl beobachten,<lb/>
und nachmahls allererſt dasjenige brauchen,<lb/>
was nach fleißigen Nachforſchen iſt fuͤr gut be-<lb/>
funden worden.</p><lb/><p>Es hat ein gewiſſer Naſenwitziger die <hirendition="#aq">Me-<lb/>
dicos</hi> unſeres HErr-GOtts Menſchenflicker<lb/>
genennet, und ſcheinet dieſe Gleichniß ſo un-<lb/>
foͤrmlich nicht zu ſeyn, maſſen bey vielen ſich ſol-<lb/>
che Flickerey in der Wiegen ſchon anfaͤnget,<lb/>
und waͤhret ins hohe Alter, ja biß ins Grab<lb/>
hinein, ſo lange nehmlich der Beltz deß Lebens<lb/>
einen Stich haͤlt: ja wann man alle Flecke zeh-<lb/>
len ſolte, wuͤrden ihrer mehrer als an einem<lb/>
Bettlers-Rocke zu finden ſeyn. Aber meine<lb/>
liebe Artzney-Affen, wann ihr ja mit dieſem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Flick-</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[1044/1060]
nem, der einen Bauch hat wie ein ausgeſpann-
ter Hopffen-Sack, wird niemahls demjenigen
koͤnnen wohl anſtehen, welcher duͤrr und ma-
ger iſt wie ein Zaunſtecken; Ein Rock eines
Bucklichten, deſſen Ruͤcken ungleich iſt, ſchickt
ſich nicht fuͤꝛ denjenigen, deꝛ eines geraden Leibes
iſt, ein jeder hat ſeine gewiſſe Maß, nach wel-
cher die Kleider muͤſſen gerichtet werden. Glei-
cher geſtalten ſollen ſich auch diejenige verhal-
ten, welche mit Medicamenten umbgehen, die
Maß, mit welcher ſie abmeſſen, ſeyn die indi-
cationes und contra indicationes, wo ſie alle
Urſachen der Kranckheit, jede Umbſtaͤnde und
Eigenſchafften der Natur wohl beobachten,
und nachmahls allererſt dasjenige brauchen,
was nach fleißigen Nachforſchen iſt fuͤr gut be-
funden worden.
Es hat ein gewiſſer Naſenwitziger die Me-
dicos unſeres HErr-GOtts Menſchenflicker
genennet, und ſcheinet dieſe Gleichniß ſo un-
foͤrmlich nicht zu ſeyn, maſſen bey vielen ſich ſol-
che Flickerey in der Wiegen ſchon anfaͤnget,
und waͤhret ins hohe Alter, ja biß ins Grab
hinein, ſo lange nehmlich der Beltz deß Lebens
einen Stich haͤlt: ja wann man alle Flecke zeh-
len ſolte, wuͤrden ihrer mehrer als an einem
Bettlers-Rocke zu finden ſeyn. Aber meine
liebe Artzney-Affen, wann ihr ja mit dieſem
Flick-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1044. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1060>, abgerufen am 09.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.