Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

unt montes &c. Sie versprechen einen Löwen,
und zahlen mit einer Mauß aus. Wie offt hab
ichs gesehen, daß solches Affen-Geschmeiß ver-
sprochen in 4. 5. oder 6. Tagen die Patienten
gesund zu machen, der Teufel ist aber darzwi-
schen kommen, und hat eine Nulla darzu gesetzet,
da seyn 40. 50. oder 60. Tag daraus worden;
ja die Cur währet öfftermahls nicht so lang, dann
die Patienten sterben wohl gar die ersten Tage,
wie ich selbsten einen Alten mit einer wäßrigen
Geschwulst an den Füssen gekennt, welcher umb
einen solchen Artzt geschicket, als er nun ankom-
men, war sein erstes, daß er die zuvor gebrauch-
te Pflaster, und Salben völlig verachtete, und
sich verwunderte, daß der Patient bey solcher
Cur, so die Idioten gebrauchet, noch leben kön-
te; verordnete auch ein Pflaster über den gan-
tzen Fuß zu legen, und 2. gantzer Tage darauff
liegen zu lassen, mit Versicherung, daß der Pa-
tient unfehlbahr wird darvon gesund werden,
und künfftigen Sonntag darvon in die Kirchen
gehen können. Man folget in allem, legt das
Pflaster am Donnerstag auf, es fängt an zu
beissen, Niemand aber trauet ihm wider das
Geboth zu handeln, und will solches abnehmen;
den Freytag darauff schlägt ein Fraiß darzu, so
die Nerven wegen deß scharffen Pflasters per
sympathiam
im Hirn zu wegen gebracht, an

welcher
S s s

unt montes &c. Sie verſprechen einen Loͤwen,
und zahlen mit einer Mauß aus. Wie offt hab
ichs geſehen, daß ſolches Affen-Geſchmeiß ver-
ſprochen in 4. 5. oder 6. Tagen die Patienten
geſund zu machen, der Teufel iſt aber darzwi-
ſchen kommen, und hat eine Nulla darzu geſetzet,
da ſeyn 40. 50. oder 60. Tag daraus worden;
ja die Cur waͤhret oͤfftermahls nicht ſo lang, dañ
die Patienten ſterben wohl gar die erſten Tage,
wie ich ſelbſten einen Alten mit einer waͤßrigen
Geſchwulſt an den Fuͤſſen gekeñt, welcher umb
einen ſolchen Artzt geſchicket, als er nun ankom-
men, war ſein erſtes, daß er die zuvor gebrauch-
te Pflaſter, und Salben voͤllig verachtete, und
ſich verwunderte, daß der Patient bey ſolcher
Cur, ſo die Idioten gebrauchet, noch leben koͤn-
te; verordnete auch ein Pflaſter uͤber den gan-
tzen Fuß zu legen, und 2. gantzer Tage darauff
liegen zu laſſen, mit Verſicherung, daß der Pa-
tient unfehlbahr wird darvon geſund werden,
und kuͤnfftigen Sonntag darvon in die Kirchen
gehen koͤnnen. Man folget in allem, legt das
Pflaſter am Donnerſtag auf, es faͤngt an zu
beiſſen, Niemand aber trauet ihm wider das
Geboth zu handeln, und will ſolches abnehmen;
den Freytag darauff ſchlaͤgt ein Fraiß darzu, ſo
die Nerven wegen deß ſcharffen Pflaſters per
ſympathiam
im Hirn zu wegen gebracht, an

welcher
S s s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1025" n="1009"/><hi rendition="#aq">unt montes &amp;c.</hi> Sie ver&#x017F;prechen einen Lo&#x0364;wen,<lb/>
und zahlen mit einer Mauß aus. Wie offt hab<lb/>
ichs ge&#x017F;ehen, daß &#x017F;olches Affen-Ge&#x017F;chmeiß ver-<lb/>
&#x017F;prochen in 4. 5. oder 6. Tagen die Patienten<lb/>
ge&#x017F;und zu machen, der Teufel i&#x017F;t aber darzwi-<lb/>
&#x017F;chen kommen, und hat eine <hi rendition="#aq">Nulla</hi> darzu ge&#x017F;etzet,<lb/>
da &#x017F;eyn 40. 50. oder 60. Tag daraus worden;<lb/>
ja die <hi rendition="#aq">Cur</hi> wa&#x0364;hret o&#x0364;fftermahls nicht &#x017F;o lang, dan&#x0303;<lb/>
die Patienten &#x017F;terben wohl gar die er&#x017F;ten Tage,<lb/>
wie ich &#x017F;elb&#x017F;ten einen Alten mit einer wa&#x0364;ßrigen<lb/>
Ge&#x017F;chwul&#x017F;t an den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en geken&#x0303;t, welcher umb<lb/>
einen &#x017F;olchen Artzt ge&#x017F;chicket, als er nun ankom-<lb/>
men, war &#x017F;ein er&#x017F;tes, daß er die zuvor gebrauch-<lb/>
te Pfla&#x017F;ter, und Salben vo&#x0364;llig verachtete, und<lb/>
&#x017F;ich verwunderte, daß der Patient bey &#x017F;olcher<lb/><hi rendition="#aq">Cur,</hi> &#x017F;o die <hi rendition="#aq">Idiot</hi>en gebrauchet, noch leben ko&#x0364;n-<lb/>
te; verordnete auch ein Pfla&#x017F;ter u&#x0364;ber den gan-<lb/>
tzen Fuß zu legen, und 2. gantzer Tage darauff<lb/>
liegen zu la&#x017F;&#x017F;en, mit Ver&#x017F;icherung, daß der Pa-<lb/>
tient unfehlbahr wird darvon ge&#x017F;und werden,<lb/>
und ku&#x0364;nfftigen Sonntag darvon in die Kirchen<lb/>
gehen ko&#x0364;nnen. Man folget in allem, legt das<lb/>
Pfla&#x017F;ter am Donner&#x017F;tag auf, es fa&#x0364;ngt an zu<lb/>
bei&#x017F;&#x017F;en, Niemand aber trauet ihm wider das<lb/>
Geboth zu handeln, und will &#x017F;olches abnehmen;<lb/>
den Freytag darauff &#x017F;chla&#x0364;gt ein Fraiß darzu, &#x017F;o<lb/>
die Nerven wegen deß &#x017F;charffen Pfla&#x017F;ters <hi rendition="#aq">per<lb/>
&#x017F;ympathiam</hi> im Hirn zu wegen gebracht, an<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s s</fw><fw place="bottom" type="catch">welcher</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1009/1025] unt montes &c. Sie verſprechen einen Loͤwen, und zahlen mit einer Mauß aus. Wie offt hab ichs geſehen, daß ſolches Affen-Geſchmeiß ver- ſprochen in 4. 5. oder 6. Tagen die Patienten geſund zu machen, der Teufel iſt aber darzwi- ſchen kommen, und hat eine Nulla darzu geſetzet, da ſeyn 40. 50. oder 60. Tag daraus worden; ja die Cur waͤhret oͤfftermahls nicht ſo lang, dañ die Patienten ſterben wohl gar die erſten Tage, wie ich ſelbſten einen Alten mit einer waͤßrigen Geſchwulſt an den Fuͤſſen gekeñt, welcher umb einen ſolchen Artzt geſchicket, als er nun ankom- men, war ſein erſtes, daß er die zuvor gebrauch- te Pflaſter, und Salben voͤllig verachtete, und ſich verwunderte, daß der Patient bey ſolcher Cur, ſo die Idioten gebrauchet, noch leben koͤn- te; verordnete auch ein Pflaſter uͤber den gan- tzen Fuß zu legen, und 2. gantzer Tage darauff liegen zu laſſen, mit Verſicherung, daß der Pa- tient unfehlbahr wird darvon geſund werden, und kuͤnfftigen Sonntag darvon in die Kirchen gehen koͤnnen. Man folget in allem, legt das Pflaſter am Donnerſtag auf, es faͤngt an zu beiſſen, Niemand aber trauet ihm wider das Geboth zu handeln, und will ſolches abnehmen; den Freytag darauff ſchlaͤgt ein Fraiß darzu, ſo die Nerven wegen deß ſcharffen Pflaſters per ſympathiam im Hirn zu wegen gebracht, an welcher S s s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1025
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1025>, abgerufen am 05.10.2024.