Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

hohen Affen-Meynung sieben unterschiedliche
Zellen und Zimmer, die wie die Ständt im Roß-
stall unterschieden seyn: in den rechten Zellen
werden die Knäblein, in den lincken aber die
Mögdlein empfangen, was in der Mitten liegt,
muß nothwendiger Weiß zu einem Herma-
phrodit
werden; ja die unbändige Mutter fängt
grosse Rebellion im Leibe an, und laufft wie
Quecksilber aus einem Glied in das andere:
bald stecket sie im Rucken, bald im Hertz, jetzt
will sie im Halß die Speiß-Strassen zuschnie-
ren, bald darnach rennet sie gar in Kopff, und
wann man nicht ein paar Bieber zum Vorge-
span brauchete, selbige wiederum an ihr altes
Quartier, nehmlich zwischen die Urin-Blätter,
und Affter-Därm, mit Gewalt zuziehen, so
dörfften wohl gar im Hirn junge Minerven
ausgebrüttet werden, wie es vor Zeiten der un-
glückseelige Jupiter mit grossem Schaden erfah-
ren müssen.

Den Tod halten sie für ein klein lebendiges
Würmlein, dieses vergiffte Thierlein soll her-
rühren aus einer verfaulten Matery, hätte ein
zehes Leben, spitzige Zähn, und einen scharffen
Geruch, lebe von dem was die Menschen essen,
und vom Spiritu mundi, halte sich bey den Nie-
ren auf, und tödte alle Thier. Mehr derglei-
chen aus der alten Weiber Philosophey genom-

mene,
R r r 4

hohen Affen-Meynung ſieben unterſchiedliche
Zellen und Zimmer, die wie die Staͤndt im Roß-
ſtall unterſchieden ſeyn: in den rechten Zellen
werden die Knaͤblein, in den lincken aber die
Moͤgdlein empfangen, was in der Mitten liegt,
muß nothwendiger Weiß zu einem Herma-
phrodit
weꝛden; ja die unbaͤndige Mutter faͤngt
groſſe Rebellion im Leibe an, und laufft wie
Queckſilber aus einem Glied in das andere:
bald ſtecket ſie im Rucken, bald im Hertz, jetzt
will ſie im Halß die Speiß-Straſſen zuſchnie-
ren, bald darnach rennet ſie gar in Kopff, und
wann man nicht ein paar Bieber zum Vorge-
ſpan brauchete, ſelbige wiederum an ihr altes
Quartier, nehmlich zwiſchen die Urin-Blaͤtter,
und Affter-Daͤrm, mit Gewalt zuziehen, ſo
doͤrfften wohl gar im Hirn junge Minerven
ausgebruͤttet werden, wie es vor Zeiten der un-
gluͤckſeelige Jupiter mit groſſem Schaden erfah-
ren muͤſſen.

Den Tod halten ſie fuͤr ein klein lebendiges
Wuͤrmlein, dieſes vergiffte Thierlein ſoll her-
ruͤhren aus einer verfaulten Matery, haͤtte ein
zehes Leben, ſpitzige Zaͤhn, und einen ſcharffen
Geruch, lebe von dem was die Menſchen eſſen,
und vom Spiritu mundi, halte ſich bey den Nie-
ren auf, und toͤdte alle Thier. Mehr derglei-
chen aus der alten Weiber Philoſophey genom-

mene,
R r r 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1015" n="999"/>
hohen Affen-Meynung &#x017F;ieben unter&#x017F;chiedliche<lb/>
Zellen und Zimmer, die wie die Sta&#x0364;ndt im Roß-<lb/>
&#x017F;tall unter&#x017F;chieden &#x017F;eyn: in den rechten Zellen<lb/>
werden die Kna&#x0364;blein, in den lincken aber die<lb/>
Mo&#x0364;gdlein empfangen, was in der Mitten liegt,<lb/>
muß nothwendiger Weiß zu einem <hi rendition="#aq">Herma-<lb/>
phrodit</hi> we&#xA75B;den; ja die unba&#x0364;ndige Mutter fa&#x0364;ngt<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Rebellion</hi> im Leibe an, und laufft wie<lb/>
Queck&#x017F;ilber aus einem Glied in das andere:<lb/>
bald &#x017F;tecket &#x017F;ie im Rucken, bald im Hertz, jetzt<lb/>
will &#x017F;ie im Halß die Speiß-Stra&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;chnie-<lb/>
ren, bald darnach rennet &#x017F;ie gar in Kopff, und<lb/>
wann man nicht ein paar Bieber zum Vorge-<lb/>
&#x017F;pan brauchete, &#x017F;elbige wiederum an ihr altes<lb/><hi rendition="#aq">Quarti</hi>er, nehmlich zwi&#x017F;chen die <hi rendition="#aq">Urin-</hi>Bla&#x0364;tter,<lb/>
und Affter-Da&#x0364;rm, mit Gewalt zuziehen, &#x017F;o<lb/>
do&#x0364;rfften wohl gar im Hirn junge <hi rendition="#aq">Minerven</hi><lb/>
ausgebru&#x0364;ttet werden, wie es vor Zeiten der un-<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;eelige <hi rendition="#aq">Jupiter</hi> mit gro&#x017F;&#x017F;em Schaden erfah-<lb/>
ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Den Tod halten &#x017F;ie fu&#x0364;r ein klein lebendiges<lb/>
Wu&#x0364;rmlein, die&#x017F;es vergiffte Thierlein &#x017F;oll her-<lb/>
ru&#x0364;hren aus einer verfaulten Matery, ha&#x0364;tte ein<lb/>
zehes Leben, &#x017F;pitzige Za&#x0364;hn, und einen &#x017F;charffen<lb/>
Geruch, lebe von dem was die Men&#x017F;chen e&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und vom <hi rendition="#aq">Spiritu mundi,</hi> halte &#x017F;ich bey den Nie-<lb/>
ren auf, und to&#x0364;dte alle Thier. Mehr derglei-<lb/>
chen aus der alten Weiber <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophey</hi> genom-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r r 4</fw><fw place="bottom" type="catch">mene,</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[999/1015] hohen Affen-Meynung ſieben unterſchiedliche Zellen und Zimmer, die wie die Staͤndt im Roß- ſtall unterſchieden ſeyn: in den rechten Zellen werden die Knaͤblein, in den lincken aber die Moͤgdlein empfangen, was in der Mitten liegt, muß nothwendiger Weiß zu einem Herma- phrodit weꝛden; ja die unbaͤndige Mutter faͤngt groſſe Rebellion im Leibe an, und laufft wie Queckſilber aus einem Glied in das andere: bald ſtecket ſie im Rucken, bald im Hertz, jetzt will ſie im Halß die Speiß-Straſſen zuſchnie- ren, bald darnach rennet ſie gar in Kopff, und wann man nicht ein paar Bieber zum Vorge- ſpan brauchete, ſelbige wiederum an ihr altes Quartier, nehmlich zwiſchen die Urin-Blaͤtter, und Affter-Daͤrm, mit Gewalt zuziehen, ſo doͤrfften wohl gar im Hirn junge Minerven ausgebruͤttet werden, wie es vor Zeiten der un- gluͤckſeelige Jupiter mit groſſem Schaden erfah- ren muͤſſen. Den Tod halten ſie fuͤr ein klein lebendiges Wuͤrmlein, dieſes vergiffte Thierlein ſoll her- ruͤhren aus einer verfaulten Matery, haͤtte ein zehes Leben, ſpitzige Zaͤhn, und einen ſcharffen Geruch, lebe von dem was die Menſchen eſſen, und vom Spiritu mundi, halte ſich bey den Nie- ren auf, und toͤdte alle Thier. Mehr derglei- chen aus der alten Weiber Philoſophey genom- mene, R r r 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1015
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1015>, abgerufen am 05.10.2024.