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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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Pommeranzen wachsen." -- "Ach was gehn mich seine
Pommeranzen an!" sagte der Bauer da, und schritt
wacker wieder weiter. Ich hätte dem Manne mehr
Konduite zugetraut, denn er sah recht stattlich aus.

Was war nun zu machen? Wieder umkehren und
in mein Dorf zurückgehn? Da hätten die Leute mit
den Fingern auf mich gewiesen, und die Jungen wä¬
ren um mich herumgesprungen: Ey, tausend willkom¬
men aus der Welt! wie sieht es denn aus in der
Welt? hat er uns nicht Pfefferkuchen mitgebracht aus
der Welt? -- Der Portier mit der kurfürstlichen
Nase, welcher überhaupt viele Kenntnisse von der Welt¬
geschichte hatte, sagte oft zu mir: "Werthgeschätzter
Herr Einnehmer! Italien ist ein schönes Land, da sorgt
der liebe Gott für alles, da kann man sich im Son¬
nenschein auf den Rücken legen, so wachsen einem die
Rosinen ins Maul, und wenn einen die Tarantel
beißt, so tanzt man mit ungemeiner Gelenkigkeit, wenn
man auch sonst nicht tanzen gelernt hat." -- Nein,
nach Italien, nach Italien! rief ich voller Vergnügen
aus, und rannte, ohne an die verschiedenen Wege zu
denken, auf der Straße fort, die mir eben vor die
Füße kam.

Als ich eine Strecke so fort gewandert war, sah
ich rechts von der Straße einen sehr schönen Baum¬
garten, wo die Morgensonne so lustig zwischen den
Stämmen und Wipfeln hindurch schimmerte, daß es
aussah, als wäre der Rasen mit goldenen Teppichen
belegt. Da ich keinen Menschen erblickte, stieg ich über

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Pommeranzen wachſen.“ — „Ach was gehn mich ſeine
Pommeranzen an!“ ſagte der Bauer da, und ſchritt
wacker wieder weiter. Ich haͤtte dem Manne mehr
Konduite zugetraut, denn er ſah recht ſtattlich aus.

Was war nun zu machen? Wieder umkehren und
in mein Dorf zuruͤckgehn? Da haͤtten die Leute mit
den Fingern auf mich gewieſen, und die Jungen waͤ¬
ren um mich herumgeſprungen: Ey, tauſend willkom¬
men aus der Welt! wie ſieht es denn aus in der
Welt? hat er uns nicht Pfefferkuchen mitgebracht aus
der Welt? — Der Portier mit der kurfuͤrſtlichen
Naſe, welcher uͤberhaupt viele Kenntniſſe von der Welt¬
geſchichte hatte, ſagte oft zu mir: „Werthgeſchaͤtzter
Herr Einnehmer! Italien iſt ein ſchoͤnes Land, da ſorgt
der liebe Gott fuͤr alles, da kann man ſich im Son¬
nenſchein auf den Ruͤcken legen, ſo wachſen einem die
Roſinen ins Maul, und wenn einen die Tarantel
beißt, ſo tanzt man mit ungemeiner Gelenkigkeit, wenn
man auch ſonſt nicht tanzen gelernt hat.“ — Nein,
nach Italien, nach Italien! rief ich voller Vergnuͤgen
aus, und rannte, ohne an die verſchiedenen Wege zu
denken, auf der Straße fort, die mir eben vor die
Fuͤße kam.

Als ich eine Strecke ſo fort gewandert war, ſah
ich rechts von der Straße einen ſehr ſchoͤnen Baum¬
garten, wo die Morgenſonne ſo luſtig zwiſchen den
Staͤmmen und Wipfeln hindurch ſchimmerte, daß es
ausſah, als waͤre der Raſen mit goldenen Teppichen
belegt. Da ich keinen Menſchen erblickte, ſtieg ich uͤber

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[35/0045] Pommeranzen wachſen.“ — „Ach was gehn mich ſeine Pommeranzen an!“ ſagte der Bauer da, und ſchritt wacker wieder weiter. Ich haͤtte dem Manne mehr Konduite zugetraut, denn er ſah recht ſtattlich aus. Was war nun zu machen? Wieder umkehren und in mein Dorf zuruͤckgehn? Da haͤtten die Leute mit den Fingern auf mich gewieſen, und die Jungen waͤ¬ ren um mich herumgeſprungen: Ey, tauſend willkom¬ men aus der Welt! wie ſieht es denn aus in der Welt? hat er uns nicht Pfefferkuchen mitgebracht aus der Welt? — Der Portier mit der kurfuͤrſtlichen Naſe, welcher uͤberhaupt viele Kenntniſſe von der Welt¬ geſchichte hatte, ſagte oft zu mir: „Werthgeſchaͤtzter Herr Einnehmer! Italien iſt ein ſchoͤnes Land, da ſorgt der liebe Gott fuͤr alles, da kann man ſich im Son¬ nenſchein auf den Ruͤcken legen, ſo wachſen einem die Roſinen ins Maul, und wenn einen die Tarantel beißt, ſo tanzt man mit ungemeiner Gelenkigkeit, wenn man auch ſonſt nicht tanzen gelernt hat.“ — Nein, nach Italien, nach Italien! rief ich voller Vergnuͤgen aus, und rannte, ohne an die verſchiedenen Wege zu denken, auf der Straße fort, die mir eben vor die Fuͤße kam. Als ich eine Strecke ſo fort gewandert war, ſah ich rechts von der Straße einen ſehr ſchoͤnen Baum¬ garten, wo die Morgenſonne ſo luſtig zwiſchen den Staͤmmen und Wipfeln hindurch ſchimmerte, daß es ausſah, als waͤre der Raſen mit goldenen Teppichen belegt. Da ich keinen Menſchen erblickte, ſtieg ich uͤber C 2

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/45>, abgerufen am 23.11.2024.