Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Warum sind so blaß die Wangen, Dunkelfeucht der Augen Glanz, Und ein heimliches Verlangen Schimmert glühend durch den Tanz? Schalkhaft lockend schaust Du nieder, Liebesnacht Süß erwacht, Wollüstig erklingen Lieder -- Schlag nicht so die Augen nieder! Wecke nicht die Zauberlieder In der dunklen Tiefe Schoos, Selbst verzaubert sinkst Du nieder, Und sie lassen Dich nicht los. Tödtlich schlingt sich um die Glieder Sündlich Glüh'n, Und verblühn Müssen Schönheit, Tanz und Lieder, Ach, ich kenne Dich nicht wieder! Die Fröhliche. Zwischen Bergen, liebe Mutter,
Weit den Wald entlang, Reiten da drei junge Jäger Auf drei Rößlein blank, lieb Mutter, Auf drei Rößlein blank. Warum ſind ſo blaß die Wangen, Dunkelfeucht der Augen Glanz, Und ein heimliches Verlangen Schimmert gluͤhend durch den Tanz? Schalkhaft lockend ſchauſt Du nieder, Liebesnacht Suͤß erwacht, Wolluͤſtig erklingen Lieder — Schlag nicht ſo die Augen nieder! Wecke nicht die Zauberlieder In der dunklen Tiefe Schoos, Selbſt verzaubert ſinkſt Du nieder, Und ſie laſſen Dich nicht los. Toͤdtlich ſchlingt ſich um die Glieder Suͤndlich Gluͤh'n, Und verbluͤhn Muͤſſen Schoͤnheit, Tanz und Lieder, Ach, ich kenne Dich nicht wieder! Die Froͤhliche. Zwiſchen Bergen, liebe Mutter,
Weit den Wald entlang, Reiten da drei junge Jaͤger Auf drei Roͤßlein blank, lieb Mutter, Auf drei Roͤßlein blank. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0222" n="212"/> <lg n="2"> <l>Warum ſind ſo blaß die Wangen,</l><lb/> <l>Dunkelfeucht der Augen Glanz,</l><lb/> <l>Und ein heimliches Verlangen</l><lb/> <l>Schimmert gluͤhend durch den Tanz?</l><lb/> <l>Schalkhaft lockend ſchauſt Du nieder,</l><lb/> <l>Liebesnacht</l><lb/> <l>Suͤß erwacht,</l><lb/> <l>Wolluͤſtig erklingen Lieder —</l><lb/> <l>Schlag nicht ſo die Augen nieder!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wecke nicht die Zauberlieder</l><lb/> <l>In der dunklen Tiefe Schoos,</l><lb/> <l>Selbſt verzaubert ſinkſt Du nieder,</l><lb/> <l>Und ſie laſſen Dich nicht los.</l><lb/> <l>Toͤdtlich ſchlingt ſich um die Glieder</l><lb/> <l>Suͤndlich Gluͤh'n,</l><lb/> <l>Und verbluͤhn</l><lb/> <l>Muͤſſen Schoͤnheit, Tanz und Lieder,</l><lb/> <l>Ach, ich kenne Dich nicht wieder!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Die Froͤhliche</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>wiſchen Bergen, liebe Mutter,</l><lb/> <l>Weit den Wald entlang,</l><lb/> <l>Reiten da drei junge Jaͤger</l><lb/> <l>Auf drei Roͤßlein blank,</l><lb/> <l>lieb Mutter,</l><lb/> <l>Auf drei Roͤßlein blank.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0222]
Warum ſind ſo blaß die Wangen,
Dunkelfeucht der Augen Glanz,
Und ein heimliches Verlangen
Schimmert gluͤhend durch den Tanz?
Schalkhaft lockend ſchauſt Du nieder,
Liebesnacht
Suͤß erwacht,
Wolluͤſtig erklingen Lieder —
Schlag nicht ſo die Augen nieder!
Wecke nicht die Zauberlieder
In der dunklen Tiefe Schoos,
Selbſt verzaubert ſinkſt Du nieder,
Und ſie laſſen Dich nicht los.
Toͤdtlich ſchlingt ſich um die Glieder
Suͤndlich Gluͤh'n,
Und verbluͤhn
Muͤſſen Schoͤnheit, Tanz und Lieder,
Ach, ich kenne Dich nicht wieder!
Die Froͤhliche.
Zwiſchen Bergen, liebe Mutter,
Weit den Wald entlang,
Reiten da drei junge Jaͤger
Auf drei Roͤßlein blank,
lieb Mutter,
Auf drei Roͤßlein blank.
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