Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Da komm' ich durch's Dorf geschritten, Fernher durch den Abend kühl, Stell' mich in des Kreises Mitten, Grüß' und zieh' mein Geigenspiel. Und wie ich den Bogen schwenke, Ziehn die Klänge in der Rund' Allen recht durch die Gelenke Bis zum tiefsten Herzensgrund. Und nun geht's ans Gläserklingen, An ein Walzen um und um, Je mehr ich streich', jemehr sie springen Keiner frägt erst lang: warum? -- Jeder will dem Geiger reichen Nun sein Scherflein auf die Hand -- Da vergeht ihm gleich sein Streichen, Und fort ist der Musikant. Und sie seh'n ihn fröhlich steigen Nach den Waldeshöh'n hinaus, Hören ihn von fern noch geigen, Und gehn All' vergnügt nach Haus. Doch in Waldes grünen Hallen
Rast' ich dann noch manche Stund', Nur die fernen Nachtigallen Schlagen tief aus nächt'gem Grund. Da komm' ich durch's Dorf geſchritten, Fernher durch den Abend kuͤhl, Stell' mich in des Kreiſes Mitten, Gruͤß' und zieh' mein Geigenſpiel. Und wie ich den Bogen ſchwenke, Ziehn die Klaͤnge in der Rund' Allen recht durch die Gelenke Bis zum tiefſten Herzensgrund. Und nun geht's ans Glaͤſerklingen, An ein Walzen um und um, Je mehr ich ſtreich', jemehr ſie ſpringen Keiner fraͤgt erſt lang: warum? — Jeder will dem Geiger reichen Nun ſein Scherflein auf die Hand — Da vergeht ihm gleich ſein Streichen, Und fort iſt der Muſikant. Und ſie ſeh'n ihn froͤhlich ſteigen Nach den Waldeshoͤh'n hinaus, Hoͤren ihn von fern noch geigen, Und gehn All' vergnuͤgt nach Haus. Doch in Waldes gruͤnen Hallen
Raſt' ich dann noch manche Stund', Nur die fernen Nachtigallen Schlagen tief aus naͤcht'gem Grund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0216" n="206"/> <lg n="2"> <l>Da komm' ich durch's Dorf geſchritten,</l><lb/> <l>Fernher durch den Abend kuͤhl,</l><lb/> <l>Stell' mich in des Kreiſes Mitten,</l><lb/> <l>Gruͤß' und zieh' mein Geigenſpiel.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und wie ich den Bogen ſchwenke,</l><lb/> <l>Ziehn die Klaͤnge in der Rund'</l><lb/> <l>Allen recht durch die Gelenke</l><lb/> <l>Bis zum tiefſten Herzensgrund.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und nun geht's ans Glaͤſerklingen,</l><lb/> <l>An ein Walzen um und um,</l><lb/> <l>Je mehr ich ſtreich', jemehr ſie ſpringen</l><lb/> <l>Keiner fraͤgt erſt lang: warum? —</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Jeder will dem Geiger reichen</l><lb/> <l>Nun ſein Scherflein auf die Hand —</l><lb/> <l>Da vergeht ihm gleich ſein Streichen,</l><lb/> <l>Und fort iſt der Muſikant.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und ſie ſeh'n ihn froͤhlich ſteigen</l><lb/> <l>Nach den Waldeshoͤh'n hinaus,</l><lb/> <l>Hoͤren ihn von fern noch geigen,</l><lb/> <l>Und gehn All' vergnuͤgt nach Haus.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Doch in Waldes gruͤnen Hallen</l><lb/> <l>Raſt' ich dann noch manche Stund',</l><lb/> <l>Nur die fernen Nachtigallen</l><lb/> <l>Schlagen tief aus naͤcht'gem Grund.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0216]
Da komm' ich durch's Dorf geſchritten,
Fernher durch den Abend kuͤhl,
Stell' mich in des Kreiſes Mitten,
Gruͤß' und zieh' mein Geigenſpiel.
Und wie ich den Bogen ſchwenke,
Ziehn die Klaͤnge in der Rund'
Allen recht durch die Gelenke
Bis zum tiefſten Herzensgrund.
Und nun geht's ans Glaͤſerklingen,
An ein Walzen um und um,
Je mehr ich ſtreich', jemehr ſie ſpringen
Keiner fraͤgt erſt lang: warum? —
Jeder will dem Geiger reichen
Nun ſein Scherflein auf die Hand —
Da vergeht ihm gleich ſein Streichen,
Und fort iſt der Muſikant.
Und ſie ſeh'n ihn froͤhlich ſteigen
Nach den Waldeshoͤh'n hinaus,
Hoͤren ihn von fern noch geigen,
Und gehn All' vergnuͤgt nach Haus.
Doch in Waldes gruͤnen Hallen
Raſt' ich dann noch manche Stund',
Nur die fernen Nachtigallen
Schlagen tief aus naͤcht'gem Grund.
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