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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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Frau Venus hört das Locken,
Der Vögel heitern Chor,
Und richtet froh erschrocken
Aus Blumen sich empor.
Sie sucht die alten Stellen,
Das luft'ge Säulenhaus,
Schaut lächelnd in die Wellen
Der Frühlingsluft hinaus.
Doch öd' sind nun die Stellen,
Stumm liegt ihr Säulenhaus,
Gras wächst da auf den Schwellen,
Der Wind zieht ein und aus.
Wo sind nun die Gespielen?
Diana schläft im Wald,
Neptunus ruht im kühlen
Meerschloß, das einsam hallt.
Zuweilen nur Sirenen
Noch tauchen aus dem Grund,
Und thun in irren Tönen
Die tiefe Wehmuth kund. --
Sie selbst muß sinnend stehen
So bleich im Frühlingsschein,
Die Augen untergehen,
Der schöne Leib wird Stein. --
Denn über Land und Wogen
Erscheint, so still und mild,
Hoch auf dem Regenbogen
Ein andres Frauenbild.
R
Frau Venus hört das Locken,
Der Vögel heitern Chor,
Und richtet froh erſchrocken
Aus Blumen ſich empor.
Sie ſucht die alten Stellen,
Das luft'ge Säulenhaus,
Schaut lächelnd in die Wellen
Der Frühlingsluft hinaus.
Doch öd' ſind nun die Stellen,
Stumm liegt ihr Säulenhaus,
Gras wächſt da auf den Schwellen,
Der Wind zieht ein und aus.
Wo ſind nun die Geſpielen?
Diana ſchläft im Wald,
Neptunus ruht im kühlen
Meerſchloß, das einſam hallt.
Zuweilen nur Sirenen
Noch tauchen aus dem Grund,
Und thun in irren Tönen
Die tiefe Wehmuth kund. —
Sie ſelbſt muß ſinnend ſtehen
So bleich im Frühlingsſchein,
Die Augen untergehen,
Der ſchöne Leib wird Stein. —
Denn über Land und Wogen
Erſcheint, ſo ſtill und mild,
Hoch auf dem Regenbogen
Ein andres Frauenbild.
R
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[193/0203] Frau Venus hört das Locken, Der Vögel heitern Chor, Und richtet froh erſchrocken Aus Blumen ſich empor. Sie ſucht die alten Stellen, Das luft'ge Säulenhaus, Schaut lächelnd in die Wellen Der Frühlingsluft hinaus. Doch öd' ſind nun die Stellen, Stumm liegt ihr Säulenhaus, Gras wächſt da auf den Schwellen, Der Wind zieht ein und aus. Wo ſind nun die Geſpielen? Diana ſchläft im Wald, Neptunus ruht im kühlen Meerſchloß, das einſam hallt. Zuweilen nur Sirenen Noch tauchen aus dem Grund, Und thun in irren Tönen Die tiefe Wehmuth kund. — Sie ſelbſt muß ſinnend ſtehen So bleich im Frühlingsſchein, Die Augen untergehen, Der ſchöne Leib wird Stein. — Denn über Land und Wogen Erſcheint, ſo ſtill und mild, Hoch auf dem Regenbogen Ein andres Frauenbild. R

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/203>, abgerufen am 25.11.2024.