Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.sie abgelegt, ein himmelblaues Gewand, von einem In dem Garten selbst sah man überall ein erfri¬ Florio's Blicke schweiften wie geblendet über die ſie abgelegt, ein himmelblaues Gewand, von einem In dem Garten ſelbſt ſah man uͤberall ein erfri¬ Florio's Blicke ſchweiften wie geblendet uͤber die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="182"/> ſie abgelegt, ein himmelblaues Gewand, von einem<lb/> wunderbar zierlichen Guͤrtel zuſammengehalten, um¬<lb/> ſchloß die ſchoͤnen Glieder. Ein Maͤdchen, neben ihr<lb/> kniend, hielt ihr einen reich verzierten Spiegel vor,<lb/> waͤhrend mehrere andere beſchaͤftigt waren, ihre anmu¬<lb/> thige Gebieterin mit Roſen zu ſchmuͤcken. Zu ihren<lb/> Fuͤßen war ein Kreis von Jungfrauen auf dem Raſen<lb/> gelagert, die ſangen mit abwechſelnden Stimmen zur<lb/> Laute, bald hinreißend froͤhlich, bald leiſe klagend, wie<lb/> Nachtigallen in warmen Sommernaͤchten einander Ant¬<lb/> wort geben.</p><lb/> <p>In dem Garten ſelbſt ſah man uͤberall ein erfri¬<lb/> ſchendes Wehen und Regen. Viele fremde Herren und<lb/> Damen wandelten da zwiſchen den Roſengebuͤſchen und<lb/> Waſſerkuͤnſten in artigen Geſpraͤchen auf und nieder.<lb/> Reichgeſchmuͤckte Edelknaben reichten Wein und mit<lb/> Blumen verdeckte Orangen und Fruͤchte in ſilbernen<lb/> Schaalen umher. Weiter in der Ferne, wie die Lau¬<lb/> tenklaͤnge und die Abendſtrahlen ſo uͤber die Blumen¬<lb/> felder dahinglitten, erhoben ſich hin und her ſchoͤne<lb/> Maͤdchen, wie aus Mittagstraͤumen erwachend, aus<lb/> den Blumen, ſchuͤttelten die dunkeln Locken aus der<lb/> Stirn, wuſchen ſich die Augen in den klaren Spring¬<lb/> brunnen, und miſchten ſich dann auch in den froͤhlichen<lb/> Schwarm.</p><lb/> <p>Florio's Blicke ſchweiften wie geblendet uͤber die<lb/> bunten Bilder, immer mit neuer Trunkenheit wieder<lb/> zu der ſchoͤnen Herrin des Schloſſes zuruͤckkehrend.<lb/> Dieſe ließ ſich in ihrem kleinen anmuthigen Geſchaͤft<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0192]
ſie abgelegt, ein himmelblaues Gewand, von einem
wunderbar zierlichen Guͤrtel zuſammengehalten, um¬
ſchloß die ſchoͤnen Glieder. Ein Maͤdchen, neben ihr
kniend, hielt ihr einen reich verzierten Spiegel vor,
waͤhrend mehrere andere beſchaͤftigt waren, ihre anmu¬
thige Gebieterin mit Roſen zu ſchmuͤcken. Zu ihren
Fuͤßen war ein Kreis von Jungfrauen auf dem Raſen
gelagert, die ſangen mit abwechſelnden Stimmen zur
Laute, bald hinreißend froͤhlich, bald leiſe klagend, wie
Nachtigallen in warmen Sommernaͤchten einander Ant¬
wort geben.
In dem Garten ſelbſt ſah man uͤberall ein erfri¬
ſchendes Wehen und Regen. Viele fremde Herren und
Damen wandelten da zwiſchen den Roſengebuͤſchen und
Waſſerkuͤnſten in artigen Geſpraͤchen auf und nieder.
Reichgeſchmuͤckte Edelknaben reichten Wein und mit
Blumen verdeckte Orangen und Fruͤchte in ſilbernen
Schaalen umher. Weiter in der Ferne, wie die Lau¬
tenklaͤnge und die Abendſtrahlen ſo uͤber die Blumen¬
felder dahinglitten, erhoben ſich hin und her ſchoͤne
Maͤdchen, wie aus Mittagstraͤumen erwachend, aus
den Blumen, ſchuͤttelten die dunkeln Locken aus der
Stirn, wuſchen ſich die Augen in den klaren Spring¬
brunnen, und miſchten ſich dann auch in den froͤhlichen
Schwarm.
Florio's Blicke ſchweiften wie geblendet uͤber die
bunten Bilder, immer mit neuer Trunkenheit wieder
zu der ſchoͤnen Herrin des Schloſſes zuruͤckkehrend.
Dieſe ließ ſich in ihrem kleinen anmuthigen Geſchaͤft
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