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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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Es war ein schöner Sommerabend, als Florio, ein
junger Edelmann, langsam auf die Thore von Lucca
zuritt, sich erfreuend an dem feinen Dufte, der über
der wunderschönen Landschaft und den Thürmen und
Dächern der Stadt vor ihm zitterte, so wie an den
bunten Zügen zierlicher Damen und Herren, welche
sich zu beiden Seiten der Straße unter den hohen Ka¬
stanien-Alleen fröhlichschwärmend ergingen.

Da gesellte sich, auf zierlichem Zelter desselben
Weges ziehend, ein anderer Reiter in bunter Tracht,
eine goldene Kette um den Hals und ein sammtnes
Baret mit Federn über den dunkelbraunen Locken,
freundlich grüßend zu ihm. Beide hatten, so neben
einander in den dunkelnden Abend hineinreitend, gar
bald ein Gespräch angeknüpft, und dem jungen Florio
dünkte die schlanke Gestalt des Fremden, sein frisches
keckes Wesen, ja selbst seine fröhliche Stimme so über¬
aus anmuthig, daß er gar nicht von demselben wegse¬
hen konnte.

"Welches Geschäft führt Euch nach Lucca?" fragte
endlich der Fremde. "Ich habe eigentlich gar keine
Geschäfte," antwortete Florio ein wenig schüchtern
"Gar keine Geschäfte? -- Nun, so seyd Ihr sicherlich

Es war ein ſchoͤner Sommerabend, als Florio, ein
junger Edelmann, langſam auf die Thore von Lucca
zuritt, ſich erfreuend an dem feinen Dufte, der uͤber
der wunderſchoͤnen Landſchaft und den Thuͤrmen und
Daͤchern der Stadt vor ihm zitterte, ſo wie an den
bunten Zuͤgen zierlicher Damen und Herren, welche
ſich zu beiden Seiten der Straße unter den hohen Ka¬
ſtanien-Alleen froͤhlichſchwaͤrmend ergingen.

Da geſellte ſich, auf zierlichem Zelter deſſelben
Weges ziehend, ein anderer Reiter in bunter Tracht,
eine goldene Kette um den Hals und ein ſammtnes
Baret mit Federn uͤber den dunkelbraunen Locken,
freundlich gruͤßend zu ihm. Beide hatten, ſo neben
einander in den dunkelnden Abend hineinreitend, gar
bald ein Geſpraͤch angeknuͤpft, und dem jungen Florio
duͤnkte die ſchlanke Geſtalt des Fremden, ſein friſches
keckes Weſen, ja ſelbſt ſeine froͤhliche Stimme ſo uͤber¬
aus anmuthig, daß er gar nicht von demſelben wegſe¬
hen konnte.

„Welches Geſchaͤft fuͤhrt Euch nach Lucca?“ fragte
endlich der Fremde. „Ich habe eigentlich gar keine
Geſchaͤfte,“ antwortete Florio ein wenig ſchuͤchtern
„Gar keine Geſchaͤfte? — Nun, ſo ſeyd Ihr ſicherlich

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[0149] Es war ein ſchoͤner Sommerabend, als Florio, ein junger Edelmann, langſam auf die Thore von Lucca zuritt, ſich erfreuend an dem feinen Dufte, der uͤber der wunderſchoͤnen Landſchaft und den Thuͤrmen und Daͤchern der Stadt vor ihm zitterte, ſo wie an den bunten Zuͤgen zierlicher Damen und Herren, welche ſich zu beiden Seiten der Straße unter den hohen Ka¬ ſtanien-Alleen froͤhlichſchwaͤrmend ergingen. Da geſellte ſich, auf zierlichem Zelter deſſelben Weges ziehend, ein anderer Reiter in bunter Tracht, eine goldene Kette um den Hals und ein ſammtnes Baret mit Federn uͤber den dunkelbraunen Locken, freundlich gruͤßend zu ihm. Beide hatten, ſo neben einander in den dunkelnden Abend hineinreitend, gar bald ein Geſpraͤch angeknuͤpft, und dem jungen Florio duͤnkte die ſchlanke Geſtalt des Fremden, ſein friſches keckes Weſen, ja ſelbſt ſeine froͤhliche Stimme ſo uͤber¬ aus anmuthig, daß er gar nicht von demſelben wegſe¬ hen konnte. „Welches Geſchaͤft fuͤhrt Euch nach Lucca?“ fragte endlich der Fremde. „Ich habe eigentlich gar keine Geſchaͤfte,“ antwortete Florio ein wenig ſchuͤchtern „Gar keine Geſchaͤfte? — Nun, ſo ſeyd Ihr ſicherlich

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/149>, abgerufen am 23.11.2024.