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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Ach! weiß denn niemand, niemand um mein
Trauern?
Wie alle Fernen mir prophetisch singen
Von meinem künft'gen wundervollen Leben!
Von innen fühlt' ich blaue Schwingen ringen,
Die Hände konnt' ich innigst betend heben --
Da sprengt' ein großer Klang so Band wie Mauern.
Da ward ich im innersten Herzen so munter,
Schwindelten alle Sinne in den Lenz hinunter,
Weit waren kleinliche Mühen und Sorgen,
Ich sprang hinaus in den farbigen Morgen.

Ach! weiß denn niemand, niemand um mein
Trauern?
Wie alle Fernen mir prophetiſch ſingen
Von meinem kuͤnft'gen wundervollen Leben!
Von innen fuͤhlt' ich blaue Schwingen ringen,
Die Haͤnde konnt' ich innigſt betend heben —
Da ſprengt' ein großer Klang ſo Band wie Mauern.
Da ward ich im innerſten Herzen ſo munter,
Schwindelten alle Sinne in den Lenz hinunter,
Weit waren kleinliche Muͤhen und Sorgen,
Ich ſprang hinaus in den farbigen Morgen.

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[72/0090] Ach! weiß denn niemand, niemand um mein Trauern? Wie alle Fernen mir prophetiſch ſingen Von meinem kuͤnft'gen wundervollen Leben! Von innen fuͤhlt' ich blaue Schwingen ringen, Die Haͤnde konnt' ich innigſt betend heben — Da ſprengt' ein großer Klang ſo Band wie Mauern. Da ward ich im innerſten Herzen ſo munter, Schwindelten alle Sinne in den Lenz hinunter, Weit waren kleinliche Muͤhen und Sorgen, Ich ſprang hinaus in den farbigen Morgen.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/90>, abgerufen am 18.05.2024.