Einer doch muß tief erblassen, Goldne Träume, Sternenlust Wollten ewig ihn nicht lassen -- Sehnt sich einsam nun die Brust.
Und aus solcher Schmerzen Schwellen, Was so lange dürstend rang, Will an's Licht nun rastlos quellen, Stürzend mit den Wasserfällen, Himmelstäubend, jubelnd, bang, Nach der Ferne sanft zu ziehen, Wo so himmlisch Rufen sang, Ach! nach tiefern Melodieen.
Blüthen licht' nun Blüthen drängen, Daß er möcht' vor Glanz erblinden; In den dunklen Zaubergängen, Von den eigenen Gesängen Hold gelockt, kann er nicht finden Aus dem Labyrinth der Brust. Alles, alles will's verkünden In den Wogen süßer Lust.
Doch durch dieses Rauschen wieder Hört er heimlich Stimmen ziehen, Wie ein Fall verlorner Lieder Und er schaut betroffen nieder: "Wenn die Klänge nah'n und fliehen In den Wogen süßer Lust, Ach! nach tiefern Melodieen Sehnt sich einsam oft die Brust!"
Einer doch muß tief erblaſſen, Goldne Traͤume, Sternenluſt Wollten ewig ihn nicht laſſen — Sehnt ſich einſam nun die Bruſt.
Und aus ſolcher Schmerzen Schwellen, Was ſo lange duͤrſtend rang, Will an's Licht nun raſtlos quellen, Stuͤrzend mit den Waſſerfaͤllen, Himmelſtaͤubend, jubelnd, bang, Nach der Ferne ſanft zu ziehen, Wo ſo himmliſch Rufen ſang, Ach! nach tiefern Melodieen.
Bluͤthen licht' nun Bluͤthen draͤngen, Daß er moͤcht' vor Glanz erblinden; In den dunklen Zaubergaͤngen, Von den eigenen Geſaͤngen Hold gelockt, kann er nicht finden Aus dem Labyrinth der Bruſt. Alles, alles will's verkuͤnden In den Wogen ſuͤßer Luſt.
Doch durch dieſes Rauſchen wieder Hoͤrt er heimlich Stimmen ziehen, Wie ein Fall verlorner Lieder Und er ſchaut betroffen nieder: „Wenn die Klaͤnge nah'n und fliehen In den Wogen ſuͤßer Luſt, Ach! nach tiefern Melodieen Sehnt ſich einſam oft die Bruſt!“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lg><pbfacs="#f0081"n="63"/><lgtype="poem"><l>Einer doch muß tief erblaſſen,</l><lb/><l>Goldne Traͤume, Sternenluſt</l><lb/><l>Wollten ewig ihn nicht laſſen —</l><lb/><l><hirendition="#g">Sehnt ſich einſam nun die Bruſt</hi>.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Und aus ſolcher Schmerzen Schwellen,</l><lb/><l>Was ſo lange duͤrſtend rang,</l><lb/><l>Will an's Licht nun raſtlos quellen,</l><lb/><l>Stuͤrzend mit den Waſſerfaͤllen,</l><lb/><l>Himmelſtaͤubend, jubelnd, bang,</l><lb/><l>Nach der Ferne ſanft zu ziehen,</l><lb/><l>Wo ſo himmliſch Rufen ſang,</l><lb/><l><hirendition="#g">Ach</hi>! <hirendition="#g">nach tiefern Melodieen</hi>.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Bluͤthen licht' nun Bluͤthen draͤngen,</l><lb/><l>Daß er moͤcht' vor Glanz erblinden;</l><lb/><l>In den dunklen Zaubergaͤngen,</l><lb/><l>Von den eigenen Geſaͤngen</l><lb/><l>Hold gelockt, kann er nicht finden</l><lb/><l>Aus dem Labyrinth der Bruſt.</l><lb/><l>Alles, alles will's verkuͤnden</l><lb/><l><hirendition="#g">In den Wogen ſuͤßer Luſt</hi>.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Doch durch dieſes Rauſchen wieder</l><lb/><l>Hoͤrt er heimlich Stimmen ziehen,</l><lb/><l>Wie ein Fall verlorner Lieder</l><lb/><l>Und er ſchaut betroffen nieder:</l><lb/><l>„<hirendition="#g">Wenn die Klaͤnge nah'n und fliehen</hi></l><lb/><l><hirendition="#g">In den Wogen ſuͤßer Luſt</hi>,</l><lb/><l><hirendition="#g">Ach</hi>! <hirendition="#g">nach tiefern Melodieen</hi></l><lb/><l><hirendition="#g">Sehnt ſich einſam oft die Bruſt</hi>!“</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[63/0081]
Einer doch muß tief erblaſſen,
Goldne Traͤume, Sternenluſt
Wollten ewig ihn nicht laſſen —
Sehnt ſich einſam nun die Bruſt.
Und aus ſolcher Schmerzen Schwellen,
Was ſo lange duͤrſtend rang,
Will an's Licht nun raſtlos quellen,
Stuͤrzend mit den Waſſerfaͤllen,
Himmelſtaͤubend, jubelnd, bang,
Nach der Ferne ſanft zu ziehen,
Wo ſo himmliſch Rufen ſang,
Ach! nach tiefern Melodieen.
Bluͤthen licht' nun Bluͤthen draͤngen,
Daß er moͤcht' vor Glanz erblinden;
In den dunklen Zaubergaͤngen,
Von den eigenen Geſaͤngen
Hold gelockt, kann er nicht finden
Aus dem Labyrinth der Bruſt.
Alles, alles will's verkuͤnden
In den Wogen ſuͤßer Luſt.
Doch durch dieſes Rauſchen wieder
Hoͤrt er heimlich Stimmen ziehen,
Wie ein Fall verlorner Lieder
Und er ſchaut betroffen nieder:
„Wenn die Klaͤnge nah'n und fliehen
In den Wogen ſuͤßer Luſt,
Ach! nach tiefern Melodieen
Sehnt ſich einſam oft die Bruſt!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/81>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.