Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Wandersprüche. I. Es geht wohl anders, als du meinst, Derweil du roth und fröhlich scheinst Ist Lenz und Sonnenschein verflogen, Die liebe Gegend schwarz umzogen; Und kaum hast du dich ausgeweint, Lacht Alles wieder, die Sonne scheint -- Es geht wohl anders als man meint. II. Herz, in deinen sonnenhellen Tagen halt' nicht karg zurück! Allwärts fröhliche Gesellen Trifft der Frohe und sein Glück. Sinkt der Stern: alleine wandern Magst du bis an's End der Welt -- Bau' du nur auf keinen andern Als auf Gott, der Treue hält. III. Was willst auf dieser Station So breit dich niederlassen! Wie bald nicht bläst der Postillon, Du mußt doch alles lassen. Wanderſpruͤche. I. Es geht wohl anders, als du meinſt, Derweil du roth und froͤhlich ſcheinſt Iſt Lenz und Sonnenſchein verflogen, Die liebe Gegend ſchwarz umzogen; Und kaum haſt du dich ausgeweint, Lacht Alles wieder, die Sonne ſcheint — Es geht wohl anders als man meint. II. Herz, in deinen ſonnenhellen Tagen halt' nicht karg zuruͤck! Allwaͤrts froͤhliche Geſellen Trifft der Frohe und ſein Gluͤck. Sinkt der Stern: alleine wandern Magſt du bis an's End der Welt — Bau' du nur auf keinen andern Als auf Gott, der Treue haͤlt. III. Was willſt auf dieſer Station So breit dich niederlaſſen! Wie bald nicht blaͤſt der Poſtillon, Du mußt doch alles laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0066" n="48"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Wanderſpruͤche</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s geht wohl anders, als du meinſt,</l><lb/> <l>Derweil du roth und froͤhlich ſcheinſt</l><lb/> <l>Iſt Lenz und Sonnenſchein verflogen,</l><lb/> <l>Die liebe Gegend ſchwarz umzogen;</l><lb/> <l>Und kaum haſt du dich ausgeweint,</l><lb/> <l>Lacht Alles wieder, die Sonne ſcheint —</l><lb/> <l>Es geht wohl anders als man meint.</l><lb/> </lg> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Herz, in deinen ſonnenhellen</l><lb/> <l>Tagen halt' nicht karg zuruͤck!</l><lb/> <l>Allwaͤrts froͤhliche Geſellen</l><lb/> <l>Trifft der Frohe und ſein Gluͤck.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Sinkt der Stern: alleine wandern</l><lb/> <l>Magſt du bis an's End der Welt —</l><lb/> <l>Bau' du nur auf keinen andern</l><lb/> <l>Als auf Gott, der Treue haͤlt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">III</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Was willſt auf dieſer Station</l><lb/> <l>So breit dich niederlaſſen!</l><lb/> <l>Wie bald nicht blaͤſt der Poſtillon,</l><lb/> <l>Du mußt doch alles laſſen.</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0066]
Wanderſpruͤche.
I.
Es geht wohl anders, als du meinſt,
Derweil du roth und froͤhlich ſcheinſt
Iſt Lenz und Sonnenſchein verflogen,
Die liebe Gegend ſchwarz umzogen;
Und kaum haſt du dich ausgeweint,
Lacht Alles wieder, die Sonne ſcheint —
Es geht wohl anders als man meint.
II.
Herz, in deinen ſonnenhellen
Tagen halt' nicht karg zuruͤck!
Allwaͤrts froͤhliche Geſellen
Trifft der Frohe und ſein Gluͤck.
Sinkt der Stern: alleine wandern
Magſt du bis an's End der Welt —
Bau' du nur auf keinen andern
Als auf Gott, der Treue haͤlt.
III.
Was willſt auf dieſer Station
So breit dich niederlaſſen!
Wie bald nicht blaͤſt der Poſtillon,
Du mußt doch alles laſſen.
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