Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die deutsche Jungfrau. Es stand ein Fräulein auf dem Schloß, Erschlagen war im Streit ihr Roß, Schnob wie ein See die finstre Nacht, Wollt' überschrei'n die wilde Schlacht. Im Thal die Brüder lagen todt, Es brannt' die Burg so blutigroth, In Lohen stand sie auf der Wand, Hielt hoch die Fahne in der Hand. Da kam ein röm'scher Rittersmann, Der ritt keck an die Burg hinan, Es blitzt sein Helm gar mannigfach, Der schöne Ritter also sprach: "Jungfrau komm in die Arme mein! Sollst Deines Siegers Herrin sein. Will bau'n Dir einen Pallast schön, In prächt'gen Kleidern sollst Du geh'n. Es thun Dein' Augen mir Gewalt Kann nicht mehr fort aus diesem Wald, Aus wilder Flammen Spiel und Graus Trag' ich mir meine Braut nach Haus!" Der Ritter ließ sein weißes Roß
Stieg durch den Brand hinauf in's Schloß, Viel' Knecht' ihm waren da zur Hand, Zu holen das Fräulein von der Wand. Die deutſche Jungfrau. Es ſtand ein Fraͤulein auf dem Schloß, Erſchlagen war im Streit ihr Roß, Schnob wie ein See die finſtre Nacht, Wollt' uͤberſchrei'n die wilde Schlacht. Im Thal die Bruͤder lagen todt, Es brannt' die Burg ſo blutigroth, In Lohen ſtand ſie auf der Wand, Hielt hoch die Fahne in der Hand. Da kam ein roͤm'ſcher Rittersmann, Der ritt keck an die Burg hinan, Es blitzt ſein Helm gar mannigfach, Der ſchoͤne Ritter alſo ſprach: „Jungfrau komm in die Arme mein! Sollſt Deines Siegers Herrin ſein. Will bau'n Dir einen Pallaſt ſchoͤn, In praͤcht'gen Kleidern ſollſt Du geh'n. Es thun Dein' Augen mir Gewalt Kann nicht mehr fort aus dieſem Wald, Aus wilder Flammen Spiel und Graus Trag' ich mir meine Braut nach Haus!“ Der Ritter ließ ſein weißes Roß
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Die deutſche Jungfrau.
Es ſtand ein Fraͤulein auf dem Schloß,
Erſchlagen war im Streit ihr Roß,
Schnob wie ein See die finſtre Nacht,
Wollt' uͤberſchrei'n die wilde Schlacht.
Im Thal die Bruͤder lagen todt,
Es brannt' die Burg ſo blutigroth,
In Lohen ſtand ſie auf der Wand,
Hielt hoch die Fahne in der Hand.
Da kam ein roͤm'ſcher Rittersmann,
Der ritt keck an die Burg hinan,
Es blitzt ſein Helm gar mannigfach,
Der ſchoͤne Ritter alſo ſprach:
„Jungfrau komm in die Arme mein!
Sollſt Deines Siegers Herrin ſein.
Will bau'n Dir einen Pallaſt ſchoͤn,
In praͤcht'gen Kleidern ſollſt Du geh'n.
Es thun Dein' Augen mir Gewalt
Kann nicht mehr fort aus dieſem Wald,
Aus wilder Flammen Spiel und Graus
Trag' ich mir meine Braut nach Haus!“
Der Ritter ließ ſein weißes Roß
Stieg durch den Brand hinauf in's Schloß,
Viel' Knecht' ihm waren da zur Hand,
Zu holen das Fraͤulein von der Wand.
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