Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Der Sänger. I. Siehst Du die Wälder glühen, Die Ströme flammend sprühen, Die Welt in Abendgluten, Wie träumerische Fluten, Wo blüh'nde Inseln trunken Sich spiegeln in dem Duft? -- Es weht und rauscht und ruft: O komm, eh' wir versunken! Eh' noch die Sonn' versunken: Geh'n durch die gold'nen Funken Still Engel in den Thalen, Das giebt so leuchtend Strahlen In Blumen rings und Zweigen. -- Wie frommer Wiederhall Weht noch der Glocken Schall, Wenn längst die Thäler schweigen. Leis wächst durch's dunkle Schweigen
Ein Flüstern rings und Neigen Wie ein geheimes Singen, In immer weitern Ringen Zieht's alle die da lauschen In seine duft'ge Rund', Wo kühl im stillen Grund Die Wasserkünste rauschen. Der Saͤnger. I. Siehſt Du die Waͤlder gluͤhen, Die Stroͤme flammend ſpruͤhen, Die Welt in Abendgluten, Wie traͤumeriſche Fluten, Wo bluͤh'nde Inſeln trunken Sich ſpiegeln in dem Duft? — Es weht und rauſcht und ruft: O komm, eh' wir verſunken! Eh' noch die Sonn' verſunken: Geh'n durch die gold'nen Funken Still Engel in den Thalen, Das giebt ſo leuchtend Strahlen In Blumen rings und Zweigen. — Wie frommer Wiederhall Weht noch der Glocken Schall, Wenn laͤngſt die Thaͤler ſchweigen. Leis waͤchſt durch's dunkle Schweigen
Ein Fluͤſtern rings und Neigen Wie ein geheimes Singen, In immer weitern Ringen Zieht's alle die da lauſchen In ſeine duft'ge Rund', Wo kuͤhl im ſtillen Grund Die Waſſerkuͤnſte rauſchen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0399" n="381"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Der Saͤnger.</hi><lb/> </head> <lg> <head><hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">S</hi>iehſt Du die Waͤlder gluͤhen,</l><lb/> <l>Die Stroͤme flammend ſpruͤhen,</l><lb/> <l>Die Welt in Abendgluten,</l><lb/> <l>Wie traͤumeriſche Fluten,</l><lb/> <l>Wo bluͤh'nde Inſeln trunken</l><lb/> <l>Sich ſpiegeln in dem Duft? —</l><lb/> <l>Es weht und rauſcht und ruft:</l><lb/> <l>O komm, eh' wir verſunken!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Eh' noch die Sonn' verſunken:</l><lb/> <l>Geh'n durch die gold'nen Funken</l><lb/> <l>Still Engel in den Thalen,</l><lb/> <l>Das giebt ſo leuchtend Strahlen</l><lb/> <l>In Blumen rings und Zweigen. —</l><lb/> <l>Wie frommer Wiederhall</l><lb/> <l>Weht noch der Glocken Schall,</l><lb/> <l>Wenn laͤngſt die Thaͤler ſchweigen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Leis waͤchſt durch's dunkle Schweigen</l><lb/> <l>Ein Fluͤſtern rings und Neigen</l><lb/> <l>Wie ein geheimes Singen,</l><lb/> <l>In immer weitern Ringen</l><lb/> <l>Zieht's alle die da lauſchen</l><lb/> <l>In ſeine duft'ge Rund',</l><lb/> <l>Wo kuͤhl im ſtillen Grund</l><lb/> <l>Die Waſſerkuͤnſte rauſchen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [381/0399]
Der Saͤnger.
I.
Siehſt Du die Waͤlder gluͤhen,
Die Stroͤme flammend ſpruͤhen,
Die Welt in Abendgluten,
Wie traͤumeriſche Fluten,
Wo bluͤh'nde Inſeln trunken
Sich ſpiegeln in dem Duft? —
Es weht und rauſcht und ruft:
O komm, eh' wir verſunken!
Eh' noch die Sonn' verſunken:
Geh'n durch die gold'nen Funken
Still Engel in den Thalen,
Das giebt ſo leuchtend Strahlen
In Blumen rings und Zweigen. —
Wie frommer Wiederhall
Weht noch der Glocken Schall,
Wenn laͤngſt die Thaͤler ſchweigen.
Leis waͤchſt durch's dunkle Schweigen
Ein Fluͤſtern rings und Neigen
Wie ein geheimes Singen,
In immer weitern Ringen
Zieht's alle die da lauſchen
In ſeine duft'ge Rund',
Wo kuͤhl im ſtillen Grund
Die Waſſerkuͤnſte rauſchen.
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